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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 176
(PDF, 32 MB)
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schaft. Er hielt sich aus den religiösen Händeln der Zeit heraus und druckte und verlegte
Literatur von der Theologie über klassische Autoren und Zeitgeschichte bis zu Mathematik,
Naturwissenschaft, Medizin und Alchimie. Daß dies auch eine Menge Papier erforderte, liegt
auf der Hand. So schuf er sich eben selber einen sicheren Papierlieferanten. Die Gründung der
Kanderner Papiermühle um 1563 wäre dann wohl vom 55jährigen Druckerherrn Heinrich Petri
und seinem gerade volljährig gewordenen 16jährigen Sohn Sixtus ausgegangen.

Es klingt wie eine Bestätigung, wenn 1573 in einer Urkunde des Basler Frauenklosters
Klingental Sixt Heinrich Petri. sein Bruder Adam und ihr Vater Heinrich Petri dem Kloster für
200 Gulden 10 Gulden Zins ab der Papiermühle verschreiben. Offenbar erforderte die
Papiermühle weitere Investitionen, um ihren Dienst erfüllen zu können.

Die Pächter der Kanderner Papiermühle stammten größernteils ebenfalls aus Basel, so 1588
Hans Koch. 1616 Hans Staub und 1617 Hans Bütteli. Nach dem Dreißigjährigen Krieg finden
wir dann den Basler Paulus Meyer als Besitzer. Er war gleichzeitig Pächter der Papiermühle
von Höfen bei Schopfheim. Im 18. Jahrhundert besaßen die bestbekannten Basler Papiererfa-
milien Blum und Häusler die Papiermühle, und von 1819 an gehörte sie der Familie
Thurneysen. Von den Brüdern Andreas und Rudolf Thurneysen hörten wir schon, daß sie dann
ihre Papierfabrikation 1836-1838 von der Kanderner Handpapiermühle in eine neue mechanische
Fabrik in Maulburg verlegt haben. Die Kanderner Papiermühle produzierte dennoch
weiterhin Handpapier und in der Zeit ihres Erlöschens noch unansehnliche Kartonpappen.

Wenn wir von Kandern sprechen, müssen wir natürlich noch eines Mannes gedenken, der
zwar bei der dortigen Papiermühle geboren, aber in Amerika berühmt wurde: Es ist Johann
August Sutten der Nachkomme einer alten Papiermacherfamilie aus dem Baselbiet. Seine
Vorfahren schöpften Papier in Waldenburg, und sein Großvater war von Rünenberg nach
Basel gezogen. Von der Häuslerschen Papiermühle im St. Alban-Tal wechselte Hans Sutter zur
Häuslerschen Mühle nach Kandem. wo auch sein älterer Sohn Johann Jakob den Beruf des
Vaters erlernte. In dessen Haus wurde am 23. Februar 1803 Johann August geboren. Er wuchs
in Kandern auf, trat aber als Papiermacher in die Dienste der Firma Thurneysen in Basel, wo
er auch noch in das Handwerk des Buchbinders eingeweiht wurde. Als er sich in Burgdorf
selbständig machen wollte, geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, die er dadurch zu lösen
glaubte, daß er sich 1834 nach Amerika absetzte. Die weitere Geschichte kann ich kurzfassen,
denn sie ist gut bekannt. Sutter zieht nach Kalifornien, kauft große Ländereien und gründet
Neu-Helvetien. Als man beim Bau einer Sägerei Gold findet, verliert Sutter alles, und der
"Kaiser von Kalifornien" stirbt am 18. Juni 1880, ohne daß der Kongreß der Vereinigten
Staaten von Amerika ihm hätte Gerechtigkeit angedeihen lassen.

Die Papierindustrie in Höfen bei Schopflieim

Als letztes der von Baslern in der Markgrafschaft gegründeten Papierwerke nenne ich die
Papiermühle von Höfen bei Schopfheim. Auch dort hatte die Mühle schwer unter den Wirren
und Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs gelitten. Der junge Linder, der Erbe der
verfallenen Mühle, floh bei Nacht und Nebel unter Hinterlassung von großen Schulden ins
Ausland. Jörg Reif, der sie daraufhin übernahm, verkaufte sie am 26. Mai 1649 um 1091
Gulden an den Papierer Bartlin Blum, einen Verwandten der Lörracher Blum, die ja zur Zeit
des Dreißigjährigen Kriegs in das geschützte Basel heimgekehrt waren. 1634 war Bartlin Blum
safranzünftig geworden und 1635-1639 Besitzer der Hintern Schleife und eines Teils der
Hintern Spiegelmühle im St. Alban-Tal. die damals Papiermühlen waren. Von 1649 an saß
Bartlin Blum nun auf der Mühle zu Höfen, die er in eine Papiermühle umwandelte. Aber schon
1658 war Paulus Mayer, der Papierer zu Kandern, auch Pächter der Blumschen Mühle zu

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