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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 36
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dene anziehen. Sie kommen aus allen Schichten. Für das Reichsgebiet haben die Historiker
festgestellt, daß für eine "Arbeiter-Partei" die NSDAP recht wenige Arbeiter in ihren Reihen
hatte. In Lörrach, dies schlüsselt die Ortsgruppenführung 1932 auf. sind es immerhin 42
Prozent der Mitglieder. Die selbständigen Kaufleute und Handwerker machen insgesamt 14
Prozent aus. Von ihnen leisten viele wertvolle Hilfe, als sich die Partei 1933 an die
Gleichschaltung macht.91

Probleme gibt es vor 1933 noch manche für die Nationalsozialisten in Lörrach: finanzielle,
derentwegen Boos ihm bekannte Leute zum Beitritt in einen "Opferring" bewegen will:
innerparteiliche, die in eine Rebellion der SA gegen ihren Standartenführer zu münden
scheinen, wie ein Redakteur der sozialdemokratischen "Volkswacht" genüßlich mitteilt.

Mit der NS-Notstandsküche kommt die Partei in den Aufwind. Die Wirtschaftskrise wirft
immer mehr Menschen aus der Bahn: die Stadt stillt den größten Hunger in ihrer Suppenküche.
Im Winter 1931/32 richtet die NSDAP ihre eigene Küche ein. hat dafür eine ehemalige
Werkskantine des Kraftwerks Schwörstadt in der Daurstraße aufgebaut. Trotz Widerstands
anderer Parteien genehmigt die Stadtverwaltung die NS-Notstandsküche. Denn die Bezirksleitung
der NSDAP hat versichert, nunmehr zusätzliche Lebensmittel aus dem Markgräfler-
land in die Stadt zu bekommen - aus Wollbach und Tannenkirch vor allem, den "braunen"
Dörfern im Umland.

Die Baracke erweist sich bald als Sammlungsort der SA. was sie vereinbarungsgemäß nicht
sein darf. Überfälle gehen von dort aus. Polizei ermittelt. Im April 1932. als die Reichsregierung
SA und SS zu verbotenen Organisationen erklärt und im Markgräflerland 14 Nationalsozialisten
verhaftet werden, muß die Ortsgruppe die NS-Notstandsküche (im Volksmund
"SA-Küche") schließen.101

Der rasche Aufstieg der NSDAP im Reich macht vor Lörrach nicht halt. Einige Wahlergebnisse
: Die Reichstagswahl 1928 bringt der NSDAP in Lörrach gerade erst 57 Stimmen: im
September 1930 sind es bereits 1475 (KPD 2668). Im Juli 1932. wiederum Reichstagswahlen,
dominiert die NSDAP erstmals in Lörrach (3670 Stimmen) vor der KPD (2533). dem Zentrum
(1945) und der SPD (1144). Im November 1932 wird bereits der nächste Reichstag bestimmt.
Zwar rutscht die NSDAP auch in Lörrach deutlich ab (2714 Stimmen), bleibt aber nach wie
vor stärker als die KPD (2548). Zwei Parteien also klar voran, die die Weimarer Demokratie
beseitigen wollen.

Verständlich, daß jene sich größte Sorgen machen, die hinter der Demokratie stehen. Adolf
Rösch. Landtagsabgeordneter der SPD aus Haagen. klagt im Juli 1932 über Flugblätter der
Nazis, in denen er als notorischer Volksbetrüger und Mistfink beschimpft wird. Rösch fragt:
"Und solche Menschen wollen einmal das Volk regieren?"1"

Bereits im Jahr zuvor hat Schriftleiter Uhl von der zentrumsnahen "Tagespost" gewarnt vor
dem. was kommen könnte. In einem engagiert geschriebenen Artikel berichtet er im Januar
1931 von einem Drohschreiben der NSDAP-Bezirksleitung, in dem es heißt, der Aushängekasten
der "Tagespost" werde zu Klumpen geschlagen, wenn das Blatt weiterhin so kritisch
über die Nationalsozialisten berichte. Es sei klar, folgert Uhl. was bevorstünde, wenn diese
Elemente das Heft in die Hand bekämen: "Terror und Gewaltakte wären alltägliche Erscheinungen
." Was sich dann zeigen sollte ab Februar 1933.121

2. Die Nationalsozialisten packen zu: "Machtergreifung"

Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 versetzt seine Anhänger in
Hochstimmung. Als die großen Sieger ziehen sie überall im Reich durch Städte und Dörfer.
Den Triumphmarsch durch Lörrach am 31. Januar abends beschrieben wir bereits, ebenso die

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