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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 38
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0040
untersagt Gauleiter Robert Wagner. Beauftragter der Reichsregierung für die Polizei Badens,
alle Veranstaltungen und Plakate von Sozialdemokraten und Kommunisten: und er ordnet
Schutzhaft an für leitende Persönlichkeiten dieser Parteien.^' Die SPD verteilt in Lörrach noch
Flugblätter. Zahlreiche Funktionäre der beiden Parteien werden verhaftet; viele sind rechtzeitig
untergetaucht. Das Wahlergebnis in Lörrach bringt den Nazis denn auch einen deutlichen
Stimmenzuwachs. Es zeigt allerdings, ähnlich wie im ganzen Reich, daß noch keine Mehrheit
hinter ihnen steht: NSDAP 39,2 Prozent (bei den Reichstagswahlen im November 1932 28.9
Prozent). KPD 21 Prozent (27.5). Zentrum 17.3 Prozent (17.6). SPD 10.3 Prozent (10,8). In
Baden und im Reich schneidet die NSDAP beide Male besser ab.

Den "Tag der erwachenden Nation" hat Joseph Goebbels diesen Wahltag genannt. In
Lörrach beschwört die NSDAP den "Aufbruch" und gibt die Parole aus "Es ist eine Lust zu
leben".

Von Lebenslust kann bei vielen in der Stadt nicht mehr die Rede sein. Die "Verordnung zum
Schutz von Volk und Staat" ermöglicht die Verhaftung politischer Gegner, überhaupt von
jedermann, und dies ohne sofortige Anhörung, ohne Anspruch auf anwaltliche Hilfe, ohne
Rechtsmittel: zuletzt müssen die Häftlinge auch noch für die Kosten der Unterbringung
aufkommen. Wieviele Menschen in Lörrach in "Schutzhaft" (Schutz vor angeblichem Volkszorn
) genommen werden, sogleich nach der Machtergreifung und im weiteren Verlauf des
Dritten Reiches: Darüber finden sich keine Unterlagen. Ein Geheimnis wird um die Verhaftungen
allerdings nicht gemacht, ab und an veröffentlichen die Lokalzeitungen Namen und
Zahlen. Sie stellen auch das erste Konzentrationslager auf dem Heuberg im Bild vor. Ende
März 1933.161 Wie die Gefangenen gequält werden, das steht nirgends.

Allein am Tag vor der Reichstagswahl vom 5. März, dies "im Oberbadischen Volksblatt"
nachzulesen, werden 35 Kommunisten ins Gefängnis eingeliefert. Bei Razzien in Stammlokalen
oder in der Dammstraße ("Klein Moskau" genannt) nehmen Kriminalpolizei und SA noch

Am 1. Mai 1933. dem "Tag der nationalen Arbeit", wird die Dammstraße in Albert-Leo-Schlageter-
Straße umbenannt. Reinhard Boos hält eine Ansprache vor dem Wiesentäler Hof

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