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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 41
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0043
Der neu "gewählte" Bürgermeister

Bürgermeister habe er nicht werden wollen, hat Reinhard Boos nach dem Ende des "Dritten
Reiches" versichert - doch hätte nicht er das Amt übernommen, so Boos, es wäre ein
ortsfremdes Parteimitglied eingesetzt worden. Wahr ist. daß Boos den Bürgermeister Graser
als Verwaltungsfachmann schätzte. Und wahr ist ferner, daß Graser bei seiner Abschiedsrede
erklärte, die örtliche Parteileitung hätte ihm auch weiterhin das Vertrauen geschenkt, wenn die
Dienstaufsichtsbehörde die Bestätigung einer Wiederwahl in Aussicht gestellt hätte. Das tat
die neue badische NS-Regierung nicht. Richtig dürfte außerdem sein, daß Reichsstatthalter
Robert Wagner persönlich Boos als Bürgermeister gefordert hat. So schilderte Boos es später.
Er sei "nach parlamentarischem Verfahren ordnungsgemäß gewählt" worden, erklärte Reinhard
Boos nach dem Krieg den Entnazifizierungsstellen.-

Doch da hat Boos einen wichtigen Teil der Wahrheit verschw iegen. Im Parlament nämlich,
dem Bürgerausschuß, sitzt an jenem 29. Juni 1933. dem Wahltag, auch kein Sozialdemokrat
mehr, denn die SPD ist inzwischen verboten wie die KPD. Das Zentrum hat im Mai die harte
Hand des Kommissars verspürt, als dieser die Berufung ihres Stadtrats Albert Kaiser, eines
"fanatischen Gegners der NSDAP" (Boos). der am Tag der nationalen Arbeit nicht einmal sein
Haus beflaggt habe, nicht akzeptierte.24' Zwei Tage vor der Bürgermeisterwahl legen alle
Stadträte und Stadtverordneten des Zentrums "bis auf weiteres" ihre Mandate nieder. Der
Parteivorsitzende Joseph Knopf begründet diesen Schritt damit, daß die Wahl zu kurzfristig
angesetzt und dem Zentrum nicht einmal die Bewerber genannt worden seien.

Von diesem Bürgerausschuß ohne KPD. ohne SPD und ohne Zentrum wird Boos dann
einstimmig zum Bürgermeister gewählt. Schwierigkeiten mit Parlamenten hat er nicht mehr.
Die Zentrumspartei im Reich löst sich am 5. Juli selbst auf. die anderen Parteien sind - soweit

Reinhard Boos w ird am 29. Juni 1933 von einem dezimierten Bürgerausschuß
zum Bürgermeister gewählt. Das Foto im Oherhadisehen Yolkshlatt zeigt ihn (rechts)
beim Verlassen des heutigen Hans-Thoma-Gymnasiums

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