Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 42
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0044
nicht schon verboten - dem Zentrum vorangegangen. Boos und die NSDAP-Fraktionen
nehmen vom Zentrum einen (selbstausgewählten) Vertreter in den Stadtrat auf und sechs in
den Bürgerausschuß als Hospitanten" der NSDAP-Fraktionen. Gleichen Status erhalten ein
Stadtrat und zwei Stadtverordnete der aufgelösten Kampffront Schwarz-weiß-rot. Im Reichstag
wird ebenso verfahren. Die Machtergreifung wirkt so legaler. Von den Hospitanten wird
mancher rasch Parteimitglied.25'

Vier Wochen vor seiner Wahl hatte Boos im Bürgerausschuß froh das Resultat der
Gleichschaltung kommentiert: stark verjüngt der Ausschuß und alle Frauen ausgeschieden.
"Es bedeutet dies keineswegs die Beschneidung der Frau in ihren Rechten, sondern es soll
hiermit zum Ausdruck gebracht werden, daß uns die deutsche Frau zu hoch steht, um sie in den
Schmutzkampf der Politik hineinzuziehen". Der Bürgerausschuß, so Boos weiter, werde
künftig ein Bild der Geschlossenheit bieten.26' Beginn dieser Sitzung um 18.10 Uhr. Ende um
18.30 Uhr mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer, den Reichspräsidenten und das ganze
Vaterland. Im März 1934 werden die Bürgerausschüsse per Gesetz abgeschafft. Sie hatten
allen Sinn verloren.

Alles "Marxistische" wird getilgt

Sehr rasch und skrupellos sichern sich die Nationalsozialisten bis zum Sommer 1933 die
Macht und treiben die Gleichschaltung des öffentlichen Lebens voran. Was "marxistisch" war.
wird getilgt. Der 23. Juni 1933 ist das Datum des Verbots von KPD und SPD. die zuvor schon
zu Boden geworfen waren. Eiserne Front und Reichsbanner, die Schutztruppe der SPD. sind
seit 17. März aufgelöst. Es folgen am 30. März die vielen aus der Arbeiterbewegung
erwachsenen Vereine: Naturfreunde. Arbeiterwohlfahrt. Arbeitergesangsverein Freundschaft.
Arbeitermusikverein, Musikverein Lyra, Kleintierzuchtverein. Arbeiter-Samariter-Bund.
Radsportverein Solidarität, Arbeiter- Turn- und Sportverein. Arbeiterfußballverein. Dies
Beispiele aus Lörrach. Alles Vermögen der Vereine wird beschlagnahmt.

Die Gew erkschaften sind am 2. Mai an der Reihe, nur eine Nacht nach dem mit allen Berufen
gefeierten "Tag der nationalen Einheit". In Lörrach werden morgens um zehn die Büros der
Textilarbeiter-, Bauarbeiter- und Metallarbeitergewerkschaft von der SA besetzt: "Kommissare
" prüfen die Bücher, Funktionäre der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation
(NSBO) sind mit dabei. Die NSBO hat vor der Machtergreifung bereits Einfluß gewinnen
wollen in den Lörracher Betrieben - mit mäßigem Erfolg. So errang sie bei der KBC im März
1933 erst zwei Betriebsratssitze, die freien Gewerkschaften kamen auf sechs. "Die Besetzung
hat den Zweck, die bisher marxistisch eingestellten Gewerkschaften von dem Gift der
marxistischen Idee zu bereinigen", lesen die Lörracher am nächsten Tag in ihren Zeitungen.2
Am 5. Mai wird die Christliche Textilarbeitergewerkschaft besetzt: eine Hakenkreuzfahne am
Fenster ist wiederum das Zeichen der Umkehr. An Stelle der gewerkschaftlichen Organisation
der Arbeit tritt die Deutsche Arbeitsfront (DAF). Ihre Aufgabe ist die Erziehung der Arbeiterschaft
im nationalsozialistischen Geist.

"Alte Kämpfer" in die Vereinsvorstände

Jene Vereine und Verbände, die weiterarbeiten dürfen, müssen der örtlichen Parteileitung
die Gewähr für Arbeit in ihrem Sinne bieten. Das läßt sich am besten garantieren, wenn
bekannte Anhänger der nationalen Bewegung in leitende Stellen rücken. Im Staatsarchiv
Freiburg ist die Akte "Feuerwehren. Gleichschaltung" aufbewahrt, die das Vorgehen aufzeigt
.28'

42


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0044