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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 45
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0047
"Märzemeilchen" drängen in die Partei

In den ersten Monaten des Jahres 1933 schmecken die Lörracher schon vieles von dem, was
ihnen der Nationalsozialismus einige Jahre lang servieren wird: Fahnenappelle. Hakenkreuz
als "Schmuck" der Straßen. Aufmärsche. Großkundgebungen (Reichsstatthalter Robert Wagner
macht den Anfang im Mai) mit antisemitischen Parolen, viel Lärm und schwülstiger Nazi-
Rhetorik. "Schmutz- und Schundliteratur" wird gesammelt, jede Bücherei in Lörrach gesäubert
. Alles nicht mehr Zeitgemäße geht bei der Sonnwendfeier im Juni auf dem Hünerberg in
Flammen auf. Verhaftet und eingesperrt wird von Beginn an und keineswegs im Verborgenen.
Schulterzucken bei den meisten: Wo gehobelt wird, da fallen eben Späne: muß man sich denn
unbedingt querstellen?

Von den "Märzgefallenen" oder "Märzenveilchen" reden auch die Lörracher. Hunderte
wollen nach der Etablierung der Hitlerregierung im März in die Partei eintreten - im ganzen
Reich so viele, daß die NSDAP einen vorübergehenden Aufnahmestopp verhängt. Die vor dem
30. Januar schon dabei gewesen sind, gelten mehr. In manchem Haushalt in Lörrach liegt heute
noch ganz unten im Schrank die "Ehrentafel der alten Parteigenossen der NSDAP-Ortsgruppe
Lörrach": Porträts von ihnen allen, obenan jenes von Reinhard Boos. Viele tun sich hervor im
Nazi-Staat: mancher hat sich aber zurückgehalten, ist nachdenklich geworden.

Schwer, nach einem halben Jahrhundert die Stimmung jener Zeit nachzuempfinden und
abzuschätzen, wie viele nach und nach den Marschtritt aufgenommen haben. Einen Fingerzeig
bringt der November 1933. Nach dem Austritt aus dem Völkerbund läßt Hitler über seine
Politik abstimmen. In Lörrach kreuzen 95 Prozent der 13 800 Wähler das "Ja" an.

An die SA-Trupps gewöhnt man sich überall rasch.
Hier zieht ein Sturm in die Turmstraße ein. Das Foto ist wahrscheinlich in den späteren
30er-Jahren entstanden während einer Kampagne für das Winterhilfswerk (WHW)

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