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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 49
(PDF, 30 MB)
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Lösungen finden wie sie unserer Führer findet, denken Sie an Nürnberg und so weiter. Wenn
Sie einen Platz anlegen, können Sie mit Ausmaßen wie beim Hansahaus (gemeint war das
heutige Haus Binoth) nichts mehr anfangen. Sie müssen Riesenanlagen schaffen. Alles andere
ist Stümperei, das würde man in fünf Jahren schon einsehen!"

Eine "Riesenanlage" im Wagnerschen Sinn soll auf dem Hochgestade w estlich der damals
noch nicht gebauten Winterbuckstraße entstehen. Eine Skizze des Reichsbauamts Freiburg
von 1939 zeigt einen 150 mal 110 Meter großen Aufmarschplatz, geöffnet zur Gretherstraße
und zur Hälfte umgeben von einem rund 300 Meter langen Gebäudekomplex. Das Arbeitsamt
bildet den äußersten linken Flügel. 1938 fertiggestellt. Ein neues Rathaus und ein "Kreishaus"
der Partei sollte sich anschließen. Und dann, alles beherrschend. Theater und Festhalle - ein
Theater, "das Jahrhunderte überdauert, damit der Geist unseres Schaffens in zwei Jahrhunderten
noch sein wird" (so Wagner im Mai 1937).

Der Bürgermeister sammelt bis zum Krieg 122 000 Mark in einen Theaterbaufond, vieles
von Betrieben und von Gemeinden. Ein kleiner Teil. 5580 Reichsmark, stammt aus einem
anderen Sammeltopf. Denn von Sommer 1935 an war ein halbes Jahr lang Geld für eine
Thingstätte auf dem Tüllinger zusammengetragen worden, gedacht für die Kreise Lörrach.
Schopfheim. Müllheim und Säckingen. Thingstätten sind Versammlungsorte der Germanen
gewesen. Jetzt sollten sie. erklärte Boos, zur "Vertiefung der nationalsozialistischen Weltanschauung
in den breitesten Volksmassen" dienen. Ein kurzes Schreiben aus Karlsruhe vom 31.
Januar 1936 hat den Bürgermeister gestoppt: "Im Auftrag des Herrn Reichsstatthalter teile ich
Ihnen mit. daß der Gedanke der Errichtung einer Thingstätte auf der Tüllinger Höhe bei
Lörrach überholt ist. Es besteht nunmehr die Absicht, ein Theater in Lörrach ähnlich wie in
Kehl zu errichten." Ein Grund fürs Umdenken ist nicht genannt worden.44'

Ein "Kultlirbollw erk" gegen Basel

In den überlieferten Reden und den Briefen sowohl von Boos als auch von Robert Wagner
stößt man immer wieder auf den Gedanken, dem "internationalen, marxistisch verseuchten
Basel ein Zentrum deutscher Kultur, deutschen Gemeinschaftsgeistes, deutscher Energie und
Kraft gegenüberzustellen" (so Boos schon im März 1934 an Wagner): ein "Kulturbollwerk"
(Boos 1937 in einer Bürgerversammlung). 451

Als Boos darum 1934 zur Stärkung des knapp 20 000 Einwohner zählenden Lörrach die
Eingemeindungen von Brombach. Hauingen. Haagen. Tumringen und Tüllingen vorschlägt,
unterstützt von Landrat Dr. Häussner. beauftragt das Innenministerium in Karlsruhe sogleich
den Landeskommissär in Freiburg, die Vereinigungsverhandlungen zu führen.

Aber der Landeskommissär stößt auf Widerstand bei allen ausgespähten "Neu-Lörrachern".
Boos klagt dem Innenminister Pflaumer. es seien insbesondere in Brombach und Haagen
unvernünftige Menschen am Werke, "dieses vom Reichsstatthalter persönlich angeregte
großzügige Werk zu sabotieren". Im Mai schaut sich Pflaumer vor Ort um und empfiehlt dem
Reichsstatthalter Vorsicht: Sachliche Gründe und der gefühlsmäßige Widerstand der Betroffenen
ließen ein Zuwarten ratsam erscheinen.

Trotz aller Anstrengungen von Bürgermeister Boos stimmt Karlsruhe schließlich nur den
Eingemeindungen von Tüllingen und Tumringen zum 1. Oktober 1935 zu. Hinsichtlich
Haagen. Hauingen und Brombach rät der Reichsstatthalter, zunächst die Voraussetzungen für
ein organisches Zusammenwachsen zu schaffen - so durch den Bau von Theater. Arbeitsamt
und neuem Rathaus in östlicher Richtung, also auf die weiteren Eingemeindungskandidaten
zu.

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