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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 56
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0058
1944 wird er mit 40 anderen aus dem Kreis Lörrach erneut ins KZ gesperrt. Strutthof.
Überlingen und Dachau sind diesmal die Stationen und seine Erlebnisse noch schrecklicher als
1933. Immerhin, er überlebt. Verhaftet worden ist er 1944 im Rahmen der "Aktion Gewitter":
einer Verfolgungswelle nach dem mißglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944.

Verfolgt wird nicht nur der politische Gegner. In Konzentrationslagern sterben Zigeuner.
Homosexuelle (auch aus Lörrach). Mitglieder von Sekten. So stehen im schwarz gebundenen
Gedenkbuch der Stadt Lörrach auch die Namen von drei Bibelforschern, zwei Frauen und
einem Mann, die in den Lagern Bergen-Belsen. Ravensbrück und Mauthausen den Quälereien
erlegen sind.

Die Polizei durchkämmt Lörrach regelmäßig nach Bettlern. Wanderern und Hausierern, die
vor der Machtergreifung zum Bild der Straßen und Hinterhöfe gehört haben. Manche werden
ausgewiesen, andere eingesperrt für einige Tage, wieder andere ins Arbeitslager Kislau
gebracht. "Asoziale". Vorbestrafte können in Vorbeugehaft genommen und nach Kislau
(Frauen nach Aichach) geschafft werden. Im Sommer 1938 - der Vierjahresplan soll unbedingt
erfüllt werden - ergeht vom Reichskriminalpolizeiamt eine Anweisung, weitere arbeitsfähige
Männer zu melden.60' Die Polizei Lörrach sucht und findet nochmals "Asoziale". Die
angeordnete Überführung vom Gefängnis ins KZ Dachau zur Zwangsarbeit wird allerdings
verschoben. Ob es dazu schließlich noch kommt, ist in der Akte im Staatsarchiv Freiburg nicht
vermerkt.

7. Alltag mit Propaganda und Hetze

Im Alltag der Stadt ist soviel nicht zu bemerken von der Herrschaft des Nationalsozialismus.
Nazi-Jargon in der Zeitung. Hitlergruß. Parteiabzeichen am Revers, politische Leiter in
senffarbener Uniform. "Heil"-Rufe auf Hitler bereits bei kleinen Veranstaltungen oder nach
den Fastnachtsfeuern: das schon. Handel und Wirtschaft geht es besser, Arbeitslose gibt es
immer weniger. Der Lebensstandard steigt im Schnitt etwas an.

Und Ruhe herrscht in den Straßen, wenn nicht gerade eine Parteiformation zum Propagandamarsch
angetreten ist und keine Hitlerrede aus Platzlautsprechern dröhnt. Keine Scharmützel
mehr zwischen politischen Gegnern: keine Bettler an Straßenecken, kaum mehr Alkoholiker
zu sehen. Hitler hat für diese Ruhe gesorgt. Ordnungsliebende Bürger schätzen das. Die
Mittel sind nicht die feinsten - aber das steht auf einem anderen Blatt.





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Am 8. März 1936 marschieren Soldaten
der Wehrmacht in Lörrach ein.
Hitler besetzt das bis dahin
entmilitarisierte Rheinland

Reichsjugendführer Baidur von Schirach 1937
auf dem Werderplatz (Kinderspielplatz) hinter
dem Bahnhof neben ihm Bürgermeister Boos.
Die Hitlerjugend tritt zu allen Kundgebungen an

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