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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 72
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0074
Luftschutzübungen werden bereits vor dem Krieg zu etwas Selbstverständlichem
Das Bild zeigt eine Übung auf dem Bahnhofplatz

Im März 1938 bereits hat der Bürgermeister einen dicken Brief vom Landratsamt erhalten,
leuchtend rot "Geheim" aufgestempelt: die genaue Anweisung, wie im "Mob.-Fall" an alle
Haushalte Bezugsscheine auszugeben sind.90' Und im September 1938 schreibt Baurat Kersten
seinem Bürgermeister Boos ein Protokoll (wieder "Geheim") über eine Besprechung beim
Innenminister in Karlsruhe. Es sollen, dies die Neuerung. Neubauten nur noch dann genehmigt
werden, wenn Keller zu "Kampfunterständen" ausgebaut werden können.

Ebenfalls im September 1938 beginnen die Blockwarte mit dem Verkauf von Gasmasken
in drei Größen, fünf Reichsmark das Stück: die Hauseigentümer haben für Wasserbehälter und
Schaufeln zu sorgen. Seit 1933 gibt es die Ortsgruppe des Reichsluftschutzbundes. Luftschutzübungen
sind zum vertrauten Bild in der Stadt geworden. Ein Krieg kann nur gewonnen
werden, wenn auch die Zivilbevölkerung gerüstet ist.

Dann sind es nur noch wenige Tage bis zum Kriegsbeginn, bis zum Überfall auf Polen am
1. September 1939, einem Freitag. Am Sonntag davor müssen Rathaus-Mitarbeiter zum
Sonderdienst: Lebensmittelbezugsscheine hervorholen, ordnen, zählen: Sonntag abend erhalten
die Blockleiter Haushaltslisten. Die Bezugsscheinpflicht ist in Kraft.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist zur Probe eine völlige Verdunkelung der Stadt
angeordnet. Immer neue Rundfunkmeldungen, auch auf dem Robert-Wagner-Platz, dem
heutigen Marktplatz, ausgestrahlt, lassen die Spannung steigen. Lautsprecheranlagen hier und
am Bahnhof sind von nun an jeden Tag zu festen Zeiten in Betrieb. Deutschland wolle nur sein
Recht, hören und lesen die Menschen in den letzten Augusttagen.

Viele junge Männer der Stadt sind bereits eingezogen. Auf dem Fußmarsch zum Bahnhof
hat man bei kaum einem Freude bemerkt, ganz anders als der Rausch des August 1914. Und
nichts mehr ist zu spüren von jener Begeisterung, mit der 1936 (Remilitarisierung des
Rheinlands) die in Lörrach einmarschierenden Einheiten der Wehrmacht empfangen worden
sind. Dann allerdings, nach den raschen Siegen gegen Polen und Frankreich, nehmen viele der
Jungen tatendurstig ihre Stellungsbefehle in die Hand: andere drängen, wollen nun auch
hinaus. Wiederum einige Zeit später, als erschöpfte Soldaten von der Ostfront auf Heimaturlaub
in Lörrach sind - da weint mancher schon Tage vor dem Termin der Rückreise.

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