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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 78
(PDF, 30 MB)
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Sind Betriebe entbehrlich, müssen sie geschlossen werden, um alle Kräfte für den Krieg zu
konzentrieren. Ein Arbeitsausschuß vor Ort erstellt 1943 eine vorläufige Liste mit 22
Betrieben: Gaststätten vor allem, Versandgeschäfte, Damen- und Herrenschneider müssen
schließen. Andere kommen noch hinzu.98'Mut macht das keinem. Das Jahr 1944 bringt weitere
Einschränkungen. Die Frontberichte erwecken bei den Nüchternen längst keine Hoffnung
mehr. In der Stadt warten immer mehr auf das Ende.

13. Das "Dritte Reich" am Ende

Im Winter 1944/45 leitet ein Wehrmachtsoffizier, Major Pfeil, den "festungsartigen Ausbau
" Lörrachs - dies "im Glauben an den Führer und den Krieg", wie er als Kampfkommandant
im Goldenen Buch der Stadt festhält. In den Straßen werden Barrikaden errichtet. Kellermauern
sind zu durchbrechen: bald kann man unter der Erde von der Stadtkirche bis zum
"Hirschen" (heute Hertie) gehen. Die Verteidiger der Stadt sollen die Kanalisation nutzen, an
deren Wände zur Orientierung die Straßennamen gepinselt sind. An wichtigen Stellen werden
Kanaldeckel abgehoben und darüber mit Betonringen Maschinengewehrstände eingerichtet.
Daß all dies nutzlos sein würde, darüber herrscht unter den Bürgern eigentlich kein Zweifel.
Gegen Bomben und Artilleriegeschosse (die Toten in Lörrach beweisen das) gibt es sowieso
keinen Schutz.

Ohne rechten Glauben fahren Männer. Frauen und halbe Kinder mit dem Zug zum Schanzen
ins Rebland, Werktag wie Sonntag. Auf dem Tüllinger oben und in Stetten werden noch
Gräben ausgehoben. Acht Kompanien Volkssturm stellt Major Pfeil auf, 16jährige und alte
Männer in ihren Reihen.99'

Über die letzten Tage des Dritten Reiches in Lörrach sind bereits ausführliche Berichte
veröffentlicht. Gerafft hier die Geschehnisse. Am Samstag, 21. April, kommen Vertreter von
Partei. Wehrmacht, Polizei, Volkssturm und Bürgermeister Boos zur letzten Lagebesprechung
bei der NSDAP-Kreisleitung zusammen. Der Kreisleiter heißt jetzt Grüner und will die Stadt
verteidigen bis zum letzten Blutstropfen - obwohl die Wehrmachtseinheiten den Befehl zum
rechtzeitigen Abrücken hinter den Feldberg haben.100' Grüner verweist auf den 30 Mann

Schanzen müssen auch die städtischen Bediensteten
(hier mit Bürgermeister Boos, rechts, auf dem Tüllinger)

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