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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 81
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0083
Vergessenwerden zu retten ist. Zum Thema dieser Arbeit gehört sie nicht. Doch interessiert
hier noch die Frage, was in Lörrach mit den Nationalsozialisten geschieht.

Die Franzosen suchen für die Leitung der Stadtverwaltung solche Leute, die sich nicht mit
dem Nationalsozialismus kompromittiert haben. So folgt einige Tage nach der Besetzung
(Bürgermeister Boos ist an diesem 24. April schwer verw undet worden) auf den parteilosen
Beigeordneten Fritz Kern das ehemalige Zentrumsmitglied Wilhelm Indlekofer: er hat nach
dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 zu den in Lörrach Verhafteten gehört. Am 2. Mai
bereits wird Josef Pfeffer auf den Bürgermeisterposten befohlen. Pfeffer war 1933 als dem
Zentrum zugehöriger Rechnungsamtsleiter der Gleichschaltung zum Opfer gefallen.102'

Die Nationalsozialisten mit Rang und Namen werden in die Stadthalle gebracht und bald in
Freiburg in ein Internierungslager gesperrt. Wer nicht abgeholt wird, aber ein Rad oder
Rädchen im Getriebe der Nazi-Herrschaft gewesen ist - der geht auf Tauchstation. Es habe nach
dem Ende erstaunlich wenige Nazis gegeben, erinnern sich Zeitzeugen. Man kann das
nachvollziehen. Es w ird eine schwere Zeit folgen, und noch niemand weiß, was die Sieger mit
den Besiegten anstellen werden. Ducken also.

Doch die Franzosen wollen Bescheid w issen. Die gesäuberte Polizei soll die Namen der
Parteigenossen zusammenstellen und ihre Ämter im Naziapparat benennen. Im Juni 1945
werden die Listen fertig, je eine für die NSDAP-Ortsgruppen Nord, Mitte, Ost und Süd. für
Tüllingen und Tumringen. Zählt man zusammen und rundet, kommt man auf 1900 Parteimitglieder
vor Kriegsende.1031

Der Bürgermeister ordnet Arbeitseinsätze an: die Franzosen haben viele Wünsche. Es trifft
keineswegs zur Strafe nur die alten Parteigenossen, zu groß sind die Aufgaben.104'Die "Pg's"
aber werden besonders berücksichtigt. Zwei Jahre dauern die Entschanzungsarbeiten in
Stetten und auf dem Tüllinger. Die Schüler müssen in Stetten ran. Betriebsbelegschaften und
vor allem die Parteigenossen am Tüllinger. Das ist bei miserabler Ernährung Knochenarbeit,
meist am Samstag nach fünf anstrengenden Werktagen. Verständlich, daß es da Ärger gibt:
immer wieder wird geargw öhnt. alte Nazis würden geschont. So schreibt zum Beispiel im März
1946 der Betriebsrat der KBC an Bürgermeister Pfeffer, die Anti-Faschisten in der Belegschaft

Schüler im Sommer 1945 beim Enischanzen an der Grenze
bei Stetten. Am Tüllinger dauern die Erdarbeiten zwei Jahre

M


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