Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 90
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0092
Ein anklagender Artikel in den "Markgräfler Nachrichten" von 1929 berichtet, daß man in der
kalten Zeit die Temperatur darin nicht über zwei Grad Celcius brächte.

Seit 1921 diente übrigens der linke Schulsaal im Haupthaus alle 14 Tage dem evangelischen
Gottesdienst, nachdem sich der Rathaussaal, der seit 1896 dafür hatte benützt werden dürfen,
als zu klein erwiesen hatte.

Das dritte Schulhaus

Schon 1924, also kurz nach der Inflationszeit, die alle Rücklagen aufgezehrt hatte, hat das
Kreisschulamt Lörrach bei der Gemeinde angeklopft wegen eines neuen Schulhauses, wobei
es sowohl um Raumfragen als auch um hygienische Probleme ging. Von der Misere mit dem
dritten Schulsaal abgesehen, fehlte es an Räumen für die Fortbildungsschüler, die bis dahin im
Rathaussaal unterrichtet wurden und an einer Kochschule für die Fortbildungsschülerinnen,
und die Aborte lagen im Außenbereich über dem Hof. Aber es dauerte noch, bis man ernstlich
daran ging. Auslösend war, daß die Behörde einen Baukostenzuschuß von einem Drittel in
Aussicht stellte. Aufgrund eines beschränkten Wettbewerbs hatte man 1926 Pläne für einen
Neubau erhalten, der am Ende des bisherigen Schulhofes am Hang, wo der damalige
Schulsportplatz (mit einem Reck im Freien als einzigem Gerät !) lag. erstellt werden sollte.
Aber dann fanden die Gemeinderäte, ein so großes Haus sollte repräsentativ sein und damit an
einem Ort stehen, wo man es auch sieht. So entschied man sich für einen Platz an der
Eisenbahnstraße. Die Gemeinde hatte 1927 das "Notariat", also den ehemaligen Murbacher
Hof, das den Grafen von Andlaw gehört hatte und zwangsversteigert worden war, gekauft und
auch das zugehörige Feld: von der Eisenbahnstraße bis zum Bach. Das künftige Schulgelände
gehörte also bereits der Gemeinde.

Architekt des Neubaus war Wilhelm Preschany aus Efringen-Kirchen. Er errichtete einen
zweistöckigen Bau mit fünf Schulsälen und den erforderlichen Nebenräumen sowie die
geforderte Schulküche im Kellergeschoß. Das dort geplante "Volksbad" ist erst später
realisiert worden. Im Februar 1931 wurden die Arbeiten ausgeschrieben, im Dezember, also
nach nicht einem ganzen Jahr Bauzeit, bezog man das Schulhaus. Die Gemeinde wurde für
ihren Mut, in dieser Zeit der größten Rezession (die Wirtschaftskrise seit 1929) ein Schulhaus
gebaut zu haben, allenthalben gelobt.

Das neue Schulhaus, in dem nun auch die Fortbildungsschule, also die allgemeine Berufsschule
, für Schliengen und die umgebenden Orte untergebracht war, wurde nicht nur schulisch
genutzt. Es diente auch wieder der evangelischen Diasporagemeinde Schliengen für den
Gottesdienst - der westliche Saal im Obergeschoß war ihm vorbehalten -. dem Musikverein als
Probelokal, nach 1933 verschiedenen Organisationen der NSDAP als Tagungsstätte, soderHJ
und der SA.

1939 wurde der evangelische Gottesdienst im (staatlichen) Schulhaus verboten. Reichsarbeitsdienst
, 1938 zum Westwallbau herkommandiert, logierte wochenlang darin, nach Kriegsausbruch
waren es dann reguläre Truppen der deutschen Wehrmacht. Während des Krieges
stellten die Frauen der NS-Frauenschaft darin warme Bekleidung für die Soldaten in Rußland
her, von der Schulküche aus wurden zeitweise die evakuierten "Bombenflüchtlinge" aus
Dortmund verpflegt. 1944 waren zivile Polen und Russen, also Deportierte, die beim Schanzen
im Rheinvorland mitarbeiten mußten, dort einquartiert. Und nach dem Waffenstillstand hatten
zeitweilig französische Militäreinheiten dort Quartier bezogen.

Natürlich hatte das Gebäude auch durch die Beschießung des Dorfes durch die französische
Artillerie gelitten - sowohl 1940 während des "Frankreichfeldzuges" als auch gegen Ende des
Krieges, also vom November 1944 bis April 1945. Es hat viele Jahre gedauert, bis die Schäden

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0092