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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 105
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0107
Weil heute im Beinwilertal kaum noch sichtbare Reste des einstigen Eisengewerbes, die
die Zeit von einem halben Jahrtausend überdauert haben, vorhanden sind, ist es sehr schwer,
sich eine Vorstellung der damaligen betrieblichen Einrichtungen zu machen. 1512 wurde
also hinter Erschwil der erste Blasofen mit den nötigen Erweiterungen gebaut, und 44 Jahre
später erschien in Basel das noch heute berühmte Buch DE RE METALLICA von G.
Agricola. das das damalige Bergwerkswesen im Erzgebirge schildert. In einer Vielzahl von
Holzschnitten ist dieses auch bildlich dargestellt. Zwei davon vermitteln eine angenäherte
Wiedergabe von derartigen Betrieben. Das eine (Bild 3) zeigt zwei von einem Wasserrad
betriebene Blasbälge, die von einer Daumenwelle. Stangen und Gegengewichten betätigt
werden. Auch im Original hat dieses Bild keine Legende, die sonst nirgends fehlt. Aus der
deutschen Übersetzung von 1961 stammt der Einblick (Bild 4) in einen Schmiedebetrieb mit
den über die Jahrhunderte hin in Gebrauch gestandenen Einrichtungen. Die knappe Bildlegende
gibt hinlänglich die Tätigkeiten der Handwerker sowie der Installationen wieder. So
könnten ungefähr die alten Arbeitsstätten bei der "Hammerschür" ausgesehen haben.

Bereits oben wurde auf die Beziehungen zwischen Kloster und Eisen hingewiesen. Eisen,
gemeint ist Schmiedeeisen, ist erst wertvoll und brauchbar, wenn es in geschmiedeter Form
vorliegt. Dazu bedarf es des Schmiedes und einer Schmiede, in der er tätig sein kann. Wenn
auch die heutige Beinwiler Klosterschmiede erst 1693 erstmals erwähnt wird, so heißt das
keineswegs, daß sie nicht vorher existierte, in dieser oder jener Form existieren mußte.

Schon mancher Wanderer oder Automobilist ist an der ehrwürdigen Arbeitsstätte vorbeigekommen
. Wohl blieb ihnen nur für kurze Zeit der hohe Giebel oder das Wasserrad im
Gedächtnis haften. Nur selten dürfte einer dort eingetreten sein, um sich das Geschehen im
Inneren des Raumes zu besehen. Es ist der Zweck dieses Aufsatzes, den Lesern wenigstens
mit Worten und Bildern das Funktionieren der Hammerschmiede näherzubringen und sie mit
den Zusammenhängen etwas vertraut zu machen. Leider dröhnen in ihr nicht mehr die
schnellen und dumpfen Hammerschläge des Schwanzhammers. Sie ist, unter Heimatschutz
gestellt, ein markantes Denkmal im romantischen Lüsseltal und eine lebendige Erinnerung
an das uralte Eisengewerbe.

Aus den unterschiedlich topographischen Lagen, der verfügbaren Energie und den zu
schmiedenden Stücken haben sich dementsprechend auch verschiedene Hammertypen
entwickelt. Zur Klärung seien in schematischen Skizzen in aller Kürze die drei Typen
gezeigt, wobei zu bemerken ist. daß alle jeweils von Wasserrädern angetrieben wurden. Der
Schwanzhammer ist der verbreitetste Typ. zu dem auch der Beinwiler Hammer gehört. Um
den Umfang der Wasserradwelle sind in unterschiedlicher Zahl Nocken eingesetzt, die bei
den Umdrehungen jeweils auf das kürzere Ende des langen Hammerstieles drücken. Dadurch
wird der längere Stielteil mit dem Hammer gehoben (Bild 5). Sobald der Nocken den Stiel
nicht mehr berührt, schlägt der Hammer nach unten. Es hängt von der Drehgeschwindigkeit
der Radwelle ab, wie schnell sich die Hammerschläge folgen. Grundsätzlich ist dies auch
beim Stirnhammer (Bild 6) und dem Aufwurfhammer (Bild 7) der Fall, nur ist, wie aus den
Skizzen ersichtlich, der Antrieb unterschiedlich.

Der maßstäblich aufgenommene Grundriß der Schmiede (Bild 8) gibt einen Einblick in
den fast quadratischen Innenraum und die Anordnung von Hammer und Esse. Möglicherweise
war früher eine größere Feuerstelle vorhanden, weil zuvor auch ein zweites, aber kleineres
Wasserrad zum Antrieb des Gebläses bestanden hat. Feuerschüssel und Hammer sind etwa
3.5 Meter voneinander entfernt; so konnte der dazwischen stehende Schmied mit wenigen
Schritten beide Stellen schnell erreichen. Zu seinem Hin- und Herweg brauchte er selbstverständlich
auch Zangen, so daß er je nach Größe und Schwere des Arbeitsstückes an seinem
Platze nur auf dem Absatz sich zu drehen brauchte. Dies ist besonders der Fall, wenn er an
einem normalen Amboß zu arbeiten hatte. Nicht umsonst gilt bei den Schmieden das

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