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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 106
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0108
Sprichwort "Man schmiedet das Eisen, solange es heiß ist". Er darf keine Zeit verlieren, und
es ist der Stolz eines Schmiedes, so viel wie möglich in einer "Wärme" zu erreichen. Mit dem
Löschtrog und der in die Esse eingetieften Sandschale hat es seine besondere Bewandtnis.
Im Trog hat er Wasser, um Zangen oder Werkstücke abzukühlen. Mit einem Quascht netzte
er auch ringsum den Rand des Feuers, womit er unnützen Abbrand der Kohlen verhinderte.
In der Sandschale hielt sich der Schmied Quarzsand, den er beim Feuerschweißen auf die zu
verbindenden Stücke warf. Dort, in der hohen Hitze, begann dieser zu schmelzen, wodurch
auf dem Eisen ein glasiger Überzug entstand, der den Zutritt des Luftsauerstoffes und damit
eine Oxydation, also die Verbindung von Eisen und Sauerstoff, verhinderte. Der bekannte und
früher für viele Zwecke benützte Hammerschlag ist nichts anderes als eben abgeblättertes
Eisenoxyd. "Zunder".

Betrachtet man den Grundriß der Schmiede näher, so erkennt man. wie vielseitig die
Tätigkeiten dieses Handwerkers waren. Es sei hier lediglich auf die Numerierungen und die
dazugehörenden Legenden hingewiesen. Über ein Zahnradgetriebe wird der außerhalb der
Schmiede plazierte große Schleifstein angetrieben. Auf diesem hat dann der Schmied die
geschmiedeten und gehärteten Äxte. Gertel und andere Werkzeuge geschliffen. Auf einen
scheinbaren Fehler in der ganzen Anlage der Schmiede sei doch noch besonders hingewiesen
. Es mag störend wirken, daß der große Wellbaum etwas schräg im Räume steht. Damit
wird erreicht, daß die eine Kante des Wasserrades hart an der Außenwand vorbeiläuft. Das
hat zur Folge, daß das einschießende Wasser nicht nutzlos abläuft.

Schon oben wurde das Funktionieren eines Schwanzhammers dargelegt. Wie aber war der
Ablauf innerhalb der Schmiede, wenn am Hammer gearbeitet werden sollte? Ruhte über
längere Zeit die Arbeit, so wurde von Hand die Schleuse eingeschoben, so daß das Wasser
des Baches direkt abfließen konnte. Bei offener Schleuse floß es bis vor den Schieber und
erst, wenn der Schmied diesen mit einer Kette hochzog, begann das Wasserrad zu drehen.
Nun drehte sich der Wellbaum. Um Leerlauf zu vermeiden, kann das kleine Zahnrad an der
Schleifstein-Welle ausgerückt werden. Wollte der Schmied den Hammer betätigen, so stieß
er mit einem Fuße die Stütze unter dem langen Hammerstiel zur Seite (Bild 9). Je nach Arbeit
konnte sowohl der Hammer wie auch der Amboß ausgewechselt werden. Nur bei der
Befestigung des Hammers und des großen Zahnrades wurden Schrauben verwendet (Bild
10), in allen anderen Fällen dagegen Keile benutzt, die ebensogut wirken und jederzeit
einfach mit dem Handhammer eingetrieben werden können. Ganz deutlich wird dies bei der
Befestigung des Sporen, der am hinteren Ende des Stieles eingelassen ist (Bild 11). Der
Sporen diente jedoch nicht nur zur Begrenzung des Hubes nach unten, er stieß gleichzeitig
auch auf eine im Boden eingelassene Eisenplatte. Das hatte den Zweck, dem Hammer einen
zusätzlichen Schwung zu verleihen. Wie wirkungsvoll und einfach der Gebrauch der uralten
Keile ist, zeigt die Befestigung des Nockenrades auf dem Wellenbaum (Bild 12). In diesem
Falle dienten sie nicht nur der Befestigung, sondern mit ihnen konnte gleichzeitig auch der
Wellbaum zum Rundlauf zentriert werden. Wie viel Mühen, Sorgen und Denkarbeit alles
erforderte, zeigt der Bau des Kammrades (Bild 13), dessen Aufgabe es ist, den Schleifstein
anzutreiben. Die Zähne sind aus dem harten Holz der Hagenbuche angefertigt. Selbstverständlich
mußte der 5,5 Meter lange Wellbaum auch an seinen Enden gelagert werden. Bei
allen Anlagen dieser Art stößt man immer darauf, daß die Lagerzapfen im Verhältnis zum
Wellbaum-Durchmesser dünn sind. Sie bilden die Verlängerung von zwei kreuzweise
angeordneten Eisenplatten, die stirnseitig in den Wellbaum eingelassen sind. Die dünnen
Lagerzapfen reduzieren auch die Reibung (Bilder 14+15). Es ist noch beizufügen, daß, wie
in jeder Schmiede, auch in dieser ein einzelner Amboß vorhanden war, resp. ist, auf dem
kleine Arbeiten, wie z.B. Hufeisen geschmiedet werden konnten. Das Beschlagen der
Pferdehufe und das Aufziehen von Reifen auf Holzräder gehörten seit alters her zum harten

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