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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 126
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0128
hören zu können wünschen, weil ihnen der Weg nach Schöpfen zu gehen alzu weit" sei.
Demnach waren es die Arbeiter des Eisenwerks, das meist Bergwerk genannt wurde, die
häufiger als bisher üblich einen Gottesdienst in Hausen besuchen wollten. Denn der Weg nach
Schopfheim zur Pfarrkirche schien ihnen zu weit. Deshalb, so fährt der Bericht aus Lörrach
fort, schlägt der Pächter Burckardt den geistlichen Kandidaten Christian Dietrich Böhm aus
Löbstätt in Sachsen9' gegen ein Entgelt von jährlich 50 fl. als Vikar vor. Der neue Schopfheimer
Pfarrer Jakob Christoph Zandt will Tisch und "Logament". also Essen und Unterkunft, zur
Verfügung stellen. Die Bestellung des Vikars kostet die Herschaft darum nichts, wie die
Schreiber nicht verfehlen hervorzuheben. Es ist nur die herrschaftliche Erlaubnis nötig, "daß
mehrgedachter101 Candidatus Böhm bey hiernächtiger Inauguration der neuen Kirch zu
Hausen pro Vicario daselbst ordiniert werden dürfe". Die noch bevorstehende feierliche
Einweihung der Kirche und die Einführung des Vikars können, so meint man in Lörrach, an
ein und demselben Festtag vorgenommen werden. Für den Unterhalt des Vikars wollen der Eisenwerkspächter
und der Pfarrer aufkommen. Ob Karlsruhe da zustimmen wird, und zwar mit
der gewünschten Schnelligkeit?

Ganz überrascht fragt am 23. Oktober in Karlsruhe das Kirchenkonsistorium, auch Kirchenrat
genannt, "auff wessen Befehl und Costen eigentlich diese Kirch erbaut worden?" Die
Bauangelegenheit war in der Residenz federführend von der Rentkammer betrieben worden.
Erlasse hatte sie unter dem Namen des inzwischen verstorbenen Markgrafen ausfertigen
lassen."' den Kirchenrat aber offensichtlich nicht informiert. Sehr mit Recht fragt das Konsistorium
ferner am 23. Oktober, wielange Burckardt die 50 fl. zu geben beabsichtige und ob er
und die Gemeinde nur den Kandidaten Böhm wollen.

In ihrer Antwort vom 13. November können Oberamt und Spezialat einfach darauf
verweisen, daß die Geistliche Verwaltung Rötteln "auf fürstlich gnädigsten Befehl" die Kirche
ganz neu hat erbauen lassen. Über das vorgeschlagene Vikariat folgen dann nähere Ausführungen
. Vorausschicken Oberbeamte und Spezial. daß in Hausen bislang nur monatlich einmal
von Schopfheim aus "gepredigt und Kinderlehr gehalten" worden ist, für die Bergwerksbediensteten
sei es "eine gute Stund'Wegs nach Schöpfen". Tatsächlich habe Samuel Burckardt
als Pächter Böhm persönlich für eine wöchentliche Predigt die bekannte Summe versprochen;
Pfarrer Zandt erwarte sich von Böhm "Information" seiner Kinder und gelegentliche Hilfe,
daher das Angebot von Kost und "Logament". Nur den Bürgern zu Hausen ist es "indifferent",
ob Böhm oder ein anderer kommt. Da der Weg zur Pfarrkirche weit ist und die Wiese zuweilen
Hochwasser führt, werden spätere Zeiten, wie die Schreiber annehmen, ein Vikariat gerne
beibehalten.

Das genügte dem Konsistorium, und es bewilligte am 19. November, "daß sothane Kirche
durch den Candidaten Böhm mit Predigen ordentlich versehen werde", er darf auch den
Kranken "mit seinem Zuspruch bey springen". Doch kann er "obwalthender Ursachen halben
dermahlen noch nicht als ein würcklicher Vicarius daselbsten ordiniert" werden. Den Unterschied
erläutert man so, daß er "die Sacra zu administrieren und zu Tauffen und Copulationen
vorzunehmen" die Erlaubnis nicht erhält. Die Verwaltung der Sakramente und das Abhalten
von Hochzeiten blieben also ausgeschlossen. Über die "obwaltenden Ursachen" sagt der
Kirchenrat gar nichts. Der Entscheid wurde am 26. November ausgefertigt und abgeschickt.
Ob er noch rechtzeitig kam, um Einweihung der Kirche und Einführung des Predigers zu
verbinden, ist nicht ersichtlich. Ob man vor Ort mit der vorläufigen Ablehnung eines Vikariats
unzufrieden war? Das dürfte kaum der Fall gewesen sein, denn es war nur um einen
sonntäglichen Predigtgottesdienst und zuweilen eine Betstunde gegangen.

Hausen erhielt jedenfalls einen eigenen Prediger bewilligt, und das binnen nur zwei
Monaten. Dabei dürfte die"Kostenneutralität" für die Regierung eine nicht geringe Rolle
gespielt haben.

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