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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 128
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Vikare, die "dem fürstlichen Aerario keineswegs zur Last fallen"

Bereits Anfang Februar des folgenden Jahres hatte der schlecht versorgte Böhm sich nach
Karlsruhe begeben, wo er versuchen wollte, seine Lage zu verbessern. Am 6. Februar
versicherte er dort in einem Bittgesuch, er habe bisher alle Kräfte angewandt, um "Gott und
dem Vaterland rechtschaffen in Kirchen und Schulen dienen zu können, auch durch fleisiges
Predigen. Catechisiren und Informationes mich dazu bestens tüchtig zu machen gesuchet".
Und so flehte er dann um das in Lörrach gerade freigewordene Präzeptorat (Lehrerstelle) oder
doch um "das schon gesuchte Vicariat zu Hausen mit beygefügter Ordination".

Darauf wählte die vormundschaftliche Regierung am 18. Februar 1739 "das Letztere in
Gnaden", d. h. die Erhebung zum Vikar in Hausen. Die Hauptbedingung war, daß Böhm
"hierunter dem fürstlichen Aerario keineswegs zur Last fallen ... solle". Der neue Vikar muß
sich ausdrücklich mit dem begnügen, was der Pächter, in der damaligen Amtssprache: der
Admodiator. und der Pfarrer versprochen haben. Spezial-Superintendent Hölzlin erhält
demgemäß Anweisung, Böhm als Vikar "behörig (zu) ordiniren und der Gemeind ... alda
vor(zu)stellen".

Für diese Verfügung fiel eine Taxe von 1 fl. 30 Kreuzer an. das Siegel kostete nochmals 6
Kreuzer. Böhm erreichte mithin eine Rangerhöhung und eine regelrechte Ordination. Er
konnte jetzt auch Sakramente austeilen und Ehen schließen. Dafür pflegten nebenbei gesagt
kleine Gebühren einzugehen. Die Gesamtversorgung besserte sich aber dadurch nicht in
erheblichem Maße. Mit dem Unterhalt des neuen Vikars wollte der markgräfliche Fiskus
überhaupt nicht belastet sein. Da diese Entscheidung sehr schnell fiel, ersieht man übrigens
auch hier nicht, was der Grund für das frühere Zögern bzw. die Bestellung nur zum Prediger
war.

Konnte Vikar Böhm nun längere Erfahrungen in seinem geistlichen Amt sammeln? Gewann
das neue Vikariat damit eine feste Verankerung im Bewußtsein der Hausener? Noch vor dem
10. Juni 1739 muß Böhm zum "Praeceptor ultimus". zum jüngsten Lehrer am Lörracher
Pädagogium, berufen worden sein.12' Wie es in diesem Fall wieder scheint, bevorzugte die
kirchliche Verwaltung kleine, jedoch schnell aufeinander folgende Schritte.

Am 10. Juni verfügten nämlich die vormundschaftlich tätigen Mitglieder des Fürstenhauses,
die Markgräfinwitwe Magdalene Wilhelmine und ihr Schwager Markgraf Karl August, eine
personelle Neubesetzung, die sicher vom Konsistorium vorberaten war. "Dem Pfarrer Mauritij
zu Wislett" wurde "das Vicariat zu Hausen auf die Art und Weise, wie es der vorige Vicarius
Böhm alda versehen", übertragen.

Nicht die in Schopfheim tätigen Geistlichen der Mutterkirche, sondern der benachbarte
Pfarrer Karl Friedrich Mauritii in Wieslet13' erhielt zusätzlich die Vikarstelle in Hausen.
Abermals durften daraus der Regierung keinerlei Lasten entstehen, der neue Inhaber des
Vikariats sollte sich mit dem Geld des Admodiators begnügen. So stand ihm immerhin eine
Aufbesserung seiner Besoldung zu. (Kost und "Logament" in Schopfheim entfielen aber.) Das
Spezialat Rötteln und Sausenberg sollte Mauritii in Hausen der Gemeinde vorstellen. Daraus
und aus weiteren Schreiben ergibt sich: Der Schopfheimer Pfarrer Zandt war inzwischen zum
Spezial der "Diözese" Sausenberg erhoben worden, gleichzeitig sollte er - wohl aus Sparsamkeitsgründen
- auch die "Diözese" Rötteln betreuen. Mauritii muß wirklich in Hausen
vorgestellt und somit in das Vikariat eingeführt worden sein.

Daß man damit aber keinen guten Griff getan hatte, zeigte sich bald. Bereits am 29. Juli 1739
gab Spezial Zandt Befürchtungen und Beschwerden der Wiesleter weiter, die Konfusion im
Gottesdienst voraussahen und unzufrieden waren, da sie doch jährlich 18 fl. für ihren Pfarrer

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