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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 129
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0131
zahlten. Vor allem aber fügte Zandt als Anlage ein Schreiben von Pfarrer Mauritii bei, in dem
dieser bat, ihm wegen "Leibes Schwächlichkeiten" zunächst Wieslet allein zu belassen, ihm
dann aber eine andere Pfarrei zu übertragen. Darauf gestützt fügte Zandt an. Wieslet selber
wünsche seinen hiesigen Helfer (als Pfarrer). Damit kann nur der Schopfheimer Diakon
gemeint sein, und das war damals Zandts Sohn Johann Christoph Ernst Zandt.14' Außerdem
möchte Pfarrer Zandt für Hausen einen neuen Vikar, der von seinem Schopfheimer Helfer
beköstigt werden könnte. So wäre die Pfarrei Schopfheim gut besetzt, und die Familie Zandt
wäre versorgt gewesen. Der Hausener Vikar aber sollte auch in Wieslet und Schopfheim für
Gottesdienste zur Verfügung stehen.

Schon am 24. Juli hatte Mauritii in dem erwähnten Schreiben dem Spezial versichert, er sei
entschlossen gewesen, "biß künfftigen Sonntag in Hausen zu predigen". (Das wäre der 26. Juli
gewesen.) Weil aber "die Schmertzen in meinen Gliedern sich täglich vermehren, so werde
solches unmöglich instand setzen können". Seltsam, wie diese Schmerzen sich steigerten,
obgleich der geistliche Herr in Wieslet am Wochenende sogar zwei Gottesdienste halten
wollte! Entschieden verwahrte sich der Absender gegen die vom Landvogt übermittelte
Behauptung, im Konsistorium sei ein Brief von ihm - Mauritii - verlesen worden, in dem
stünde, "ich hätte Hausen gar gerne". Das sei Lüge. "Ich sehe Hausen nicht änderst an (denn)
als Steck auf der Falle". Gott könne aber "meine Feinde selbsten darinnen" fangen lassen.
Jedenfalls wollte Mauritii etwa einen Monat nach seiner Berufung von dem Vikariat gar nichts
wissen.

Weiter holte der Wiesleter Pfarrer am 8. August in einer Eingabe an die Landesherrschaft
aus: Er war sechs Jahre lang bei halber Besoldung Vikar in Hauingen. Am 27. Januar 1739 nach
Wieslet gekommen, erhält er dort 26 fl. weniger als sein Vorgänger. Er wohnt in einem Zimmer
bei einem Müller zur Miete, ein Pfarrhaus gäbe es nicht. (Das in Wahrheit vorhandene Gebäude
war allerdings sehr baufällig.) Die Aufbesserung von 50 fl. aus Hausen genüge nicht einmal
für "den Rittlohn". (Der Geistliche wollte also die Strecke bis Hausen zu Pferd zurücklegen.)
Der Weg dorthin führe über einen hohen Berg und sei eine starke Stunde. (Stunde ist hier wohl
keine Zeitangabe, sondern ein altes Längenmaß, der Pfarrer will demnach sagen, die Entfernung
betrage über 3,7 km.)15) Nachdem Mauritii Klagen der beiden betroffenen Gemeinden
wiedergegeben hat. erklärt er. er könne unmöglich zur ausgedehnten Pfarre Wieslet noch das
Vikariat Hausen so versehen, daß "ich alle Sonntags-. Festags. Feyertags- und Bettags-
Predigten halten solte". (Krankenbesuche, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen erwähnt der
Absender gar nicht.) Er bittet deshalb um Ablösung vom Vikariat und um die nächste freie
(Pfarr-)Stelle. - Selbstverständlich forderte das Kirchenkonsistorium in Karlsruhe vom Oberamt
und vom Spezialat Rötteln und Sausenberg erst einmal genauere Ermittlungen über diese
Eingaben.

Bericht erstatteten aber nur Landvogt Leutrum und Landschreiber Süß unter dem 23.
September 1739.161 Mauritii hat jetzt die kluge Auskunft gewählt, er wolle das Vikariat Hausen
nur soweit versorgen, wie es in seinen Kräften steht. Die Absender folgern daraus, daß ein
neuer Vikar nötig ist. Dann behandeln die beiden Oberbeamten im weiteren Rahmen die
erstrebenswerte materielle Fundierung für die Stelle eines Geistlichen in Hausen. Dabei geht
man davon aus. daß der jetzige Schopfheimer Pfarrer in Hausen auf nichts verzichten will.
Auch sei auf das Geld des Bergwerkpächters kein ständiger Verlaß. Deshalb schlagen die
Oberbeamten vor, bei der nächsten Neubesetzung der Pfarrstelle in Schopfheim "die zu
Haußen und auf dem Bergwerck (an)fallende(n) Accidenzien der Pfarrey Schopffen" zu
entziehen. Dabei handelt es sich um Teile des kleinen Zehnten. Die Oberbeamten wollen
wissen, daß die Gemeinde Hausen noch jährlich 25 - 30 fl. für einen Vikar beisteuern will.
Schließlich könnte dieser Geistliche die Jugend "in Graecis oder Latinis zu Haußen oder
Schopffen informieren". Hier taucht der erst später verwirklichte Gedanke einer Lateinschule

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