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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 131
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0133
V

Widerstände und Protest

Die Abtrennung eines Gemeindeteiles und seine Erhebung zu einer selbständigen Pfarrei
bedeuten eine schmerzliche Operation für die Gesamtgemeinde. Viele werden solche Maßnahmen
mißbilligen, man muß aber auch von vornherein mit deutlichem Widerstand und
Protest rechnen.

Schnell und einfach erhielten die Oberbeamten von Vogt und Gericht zu Hausen am 5.
Januar 1740 eine Erklärung über die Abgaben an die Kirche von Schopfheim. Als wichtigster
ständiger Einzelposten erscheinen: jährlich 1fl Viertel Roggen und ein Laib Brot von jeder Ehe
für den Schopfheimer Sigristen. Hilfreich ist der Zusatz, daß es zur Zeit "bei 70 Ehen" in
Hausen gibt.

Erst am 15. Januar äußerte sich Spezial und Pfarrer Christoph Zandt. Er berichtete, vor etwa
acht Wochen sei Kandidat Hauber zu ihm gekommen. (Das muß schon Ende November
gewesen sein.) Er sei von vornehmen Patronen als Pfarrer in Hausen vorgesehen. Ehrgeizig
habe er angestrebt, bereits alle Amtshandlungen zu vollziehen, die ohne Berufung möglich
seien. (Bei solchen abschätzigen Urteilen zieht sich der Stadtpfarrer auf lateinische Worte
zurück.) Das habe der Verfasser aus Respekt vor der Landesherrschaft alles gestattet (womit
er sich ins beste Licht stellt.) Jedoch habe Hauber ihm auch zugesagt, den Respekt vor dem
Spezialat und das Interesse des Pfarramts möglichst zu wahren. (So könnte alles in der
Schwebe bleiben.) Aufschlußreich wirkt die Bemerkung, der Schreiber stehe unter starkem
öffentlichem Druck. Doch Pfarrer Zandt macht dann schließlich einen Lösungsvorschlag:
Hauber solle mit der Pfarrei Wieslet das Diakonat in Schopfheim, das dortige Schulwesen und
das Vikariat übernehmen. Mit dem Vikariat ist sicher Hausen gemeint. Im ganzen eine völlig
unmögliche Ämterhäufung! Der Vorschlag sollte vermutlich hinhaltend wirken. Bemerkenswert
ist. daß Hausen nach Zandt Vikariat bleiben soll. Nicht erwähnt wird Zandts Sohn. Er
müßte das Diakonat räumen und anderweitig versorgt werden. - Der Spezial steht dem
Verselbständigungsstreben Hausens ablehnend gegenüber, und er versucht, Widerstand zu
leisten.

Am 19. Januar 1740 bestätigten der Statthalter und fünf Stadträte von Schopfheim, die
Gemeinde Hausen "alß ein schon beynahe 200jähriges Filial" habe seit etwa 40 Jahren im
Durchschnitt zu den "Kirchspielskösten-Repartitionen" höchstens 12-15 fl. beigetragen.
Danach war Hausen noch keine vollen 200 Jahre Filiale von Schopfheim.21' Vor allem aber will
man sagen, daß Hausen zu besonderen Kosten des Kirchspiels (z. B. für die Ausstattung der
Pfarrkirche, für Feiern anläßlich der Einführung neuer Geistlicher oder für die jährlichen
Visitationen) nach dem Aufteilungsschlüssel nur 12-15 fl. zu zahlen hat. Das läuft darauf
hinaus, daß sich eine Abtrennung angesichts so geringer Lasten nicht lohnt. Auch der Stadtrat
begrüßt die Hausener Pläne sicher nicht.

Zusammenfassend melden Landvogt und Landschreiber am 26. Januar 1740 der Herrschaft,
die Stadt Schopfheim und Pfarrer Zandt haben die Ermittlungen behindert.

Außerdem hatten sich inzwischen Schuldiener Georg Mono und Sigrist Friedrich Schmiedt
von Schopfheim aus unmittelbar an die Regierung gewandt. Am selben 19. Januar, an dem
auch der Stadtrat eine Erklärung abgab, hatten sie geäußert: "Es ist die Kirch oder Gemeindt
Haußen schon vor mehr als 200 Jahren sambt denen Arbeithern auf dem alldaßigen Berg-
werckh, so lang selbiges stehet,22' je und allezeit mit der hießigen als der Mutter-Kirche
combiniert geweßen und hat niemahlen einen besonderen Geistlichen gehabtDie Absender
weiteten also eine Bemerkung des Stadtrates zeitlich noch aus. die jüngste Entwicklung seit
1738 ignorierten sie. Von dem ganzen Kirchspiel habe der Sigrist deshalb ungestört die im

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