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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 158
(PDF, 30 MB)
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DAS EISENBAHNUNGLÜCK
BEI MARKDORF AM
22. DEZEMBER 1939

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Das furchtbare Unglück am Freitag, dem 22. Dezember 1939,22.19 Uhr,
zwischen Kluftern und Markdorf (Bodensee), forderte 101 Todesopfer
und 47 Verletzte. 98 Todesopfer stammen aus dem Markgräflerland. Die
Evakuierten befanden sich auf der Fahrt in ihre Heimatorte. Binzen hatte 42
Tote zu beklagen, Egringen 7, Fischingen 2, Haltingen 7, Weil am Rhein 27
und Welmlingen 13 . Sie alle wollten an Weihnachten gerne zu Hause sein.

Wie kam es zu diesem schrecklichen Unglück ? Als Antwort auf den deutschen
Einmarsch in Polen am 1. September 1939 erfolgte durch England und
Frankreich die Kriegserklärung. Damit wurde der Rhein zum Frontgebiet. Am
Sonntag, dem 3- September 1939, begann man in den gefährdeten Orten mit
der Evakuierung älterer Leute und Familien mit Kindern. Sie wurden an den
Hochrhein, nach Säckingen, Singen, Radolfzell und später ins Allgäu gebracht
. Da am Oberrhein während des Feldzuges mit Polen alles ruhig blieb,
war es nicht verwunderlich, daß diese Leute alle wieder in ihre Heimat zurückkehren
wollten. Es war ja kurz vor Weihnachten. Die Behörden willigten
schließlich ein, und ab Mitte Dezember begann man mit der Rückführung in
die Heimatorte.

Einer der letzten Sonderzüge verliess Oberstdorf in Richtung Müllheim am
späten Abend des 22. Dezember 1939- Mit Omnibussen kamen die Leute aus
dem tief verschneiten Kleinen Walsertal, aus Hirschegg, Riezlern und Mittelberg
, in der frohen Erwartung, bald wieder zu Hause zu sein. Auf der eingleisigen
Bodenseeuferbahn sollten sich der planmäßige Kohlenzug in Richtung
Lindau und der aus dem Allgäu kommende Sonderzug in Markdorf um 22.20
Uhr kreuzen. Menschliches Versagen und eine Reihe unglücklicher Umstände
im Dienstbetrieb der beiden Bahnhöfe Kluftern und Markdorf führten
schließlich zu dem grauenhaften Zusammenstoß der beiden Züge auf freier
Strecke.

Der Fahrdienstleiter in Markdorf gab dem aus Richtung Bermatingen täglich
verkehrenden Kohlenzug freie Fahrt, ohne ihn vorher in Kluftern anzubieten
bzw. von dort die Abnahme abzuwarten. Obwohl ihm die Kreuzung der beiden
Züge in Markdorf bekannt war, hatte er dies im entscheidenden Moment
vergessen. In Kluftern gab der zuständige Weichenwärter zum tragischen
Geschehen folgende Darstellung: "Der Bahnhof Kluftern ist eingleisig, er hat
Rangierweichen, Ein—, Durchfahrts- und Ausfahrtssignale. Nach Abläuten
des Sonderzuges in Fischbach habe ich die Signale auf freie Fahrt gestellt. Ich
versuchte, den Zug in Markdorf anzubieten, was mir aber weder am Läutewerk
des Telegraphen noch am Telefon gelang. In dem Moment, als der Sonderzug
den Bahnhof Kluftern passierte, habe ich das Abläutesignal gegeben.

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