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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 173
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0175
Dann kam der Arbeitsdienst in Welzheim/Wttbg.. der bis März 1937 dauerte. Da die
Einberufung zum aktiven Wehrdienst im Herbst des gleichen Jahres bevorstand, überbrückte
Resin das Halbjahr als Volontär bei der Bezirkssparkasse Lörrach.

Der Abgang von der Schule schmerzte die Eltern sehr, vor allen Dingen die Mutter. Sie
machten ihrem Sohn aber deshalb nie Vorwürfe, konnte er doch andererseits auch die
materielle Notlage im Elternhaus durch seine Berufsausbildung lindern.

Triebfeder in der Familie war eigentlich die Mutter Resin. von der sich auch der Vater
leiten ließ. Sie war ordnungsliebend, sparsam und strebsam. Der Vater war ein aufrechter
Mann, ein ehrlicher und fleißiger Arbeiter, dessen Bescheidenheit ihn jedoch am Vorwärtskommen
hinderte. Er war ein vorbildlicher Ehemann und liebevoller Vater.

Als Friedrich Resin im Jahr 1956 ein eigenes Haus baute, nahm er seine Eltern in eine
eigens für sie gebaute Wohnung mit auf und bescherte ihnen aus Dankbarkeit für alles, was
sie für ihn getan hatten, einen sorgenfreien Lebensabend. 1974 konnten die Eltern im Kreise
der Großfamilie mit Kindern. Enkeln und Urenkeln ihre diamantene Hochzeit feiern.

Kaum hatte Friedrich Resin seine Berufsausbildung begonnen, kam das Dritte Reich.
Obwohl Sohn einer sozialdemokratisch engagierten Familie (der Vater Resin lebte bis 1945
in ständiger Angst vor der Verhaftung), kam der Sohn verhältnismäßig ungeschoren davon.
Ein Vorfall war jedoch für die ganze Familie außerordentlich bedrückend.

Friedrich Resin berichtet darüber:

"Eines Tages, wohl im Herbst 1933, wurde die Stadtmusik Weil, in der ich Klarinette
spielte, in SA-Uniformen gesteckt. Sonntags war Exerzieren, und bei öffentlichen Auftritten
marschierte die Musik in braun. Es war dann im Sommer 1934 bei einer Musikprobe, daß
an meiner Klarinette die Feder an einer Klappe lahmte, und das Instrument Mißtöne abgab.
Ein Vorstandsmitglied, vor 1933 noch links außen, bezeichnete diesen Vorfall sofort als
Sabotage.

Ich mußte vor dem Sturmführer (seines Zeichen Zollinspektor), Sturm 5. Standarte 142,
sogenannter Kotelettsturm, außen braun und innen rot. antreten. Mehr als mein Malheur bei
der Musikprobe interessierte den Sturmführer die politische Einstellung meines Vaters, die
ich auch offen bekannte. Sein Urteil: Da sei es schließlich kein Wunder, daß meine Klarinette
nicht gehe, wenn mein Vater Sozialdemokrat gewesen sei. Mein Vater erkannte in diesem
Verhör einen Fallstrick.

Wir erinnerten uns an das gute Verhältnis zu unserer früheren Vermieter-Familie in den
20er Jahren. Deren Sohn. Erwin Wendling, war Führer der SA-Standarte 142. Zu diesem ging
ich nun und berichtete ihm von meinen Ängsten und dem Bangen meines Vaters. Er hörte
mich an und sagte zu mir: "Gang heim. Bueb, dir und dine Eitere passiert nüt."

So war es auch, und so blieb es bis 1945.

Bis zu meiner Einberufung zum Arbeitsdienst mußte ich mich noch zweimal melden, und
zwar auf polizeiliche Einladung hin. Zunächst wurde ich für die SS gemustert: die
Musterungskommission bestand aus mir persönlich bekannten Weilern. Die von der SS
gestellten Bedingungen erfüllte ich jedoch nicht, denn ich maß nur 1,69 Meter und hatte einen
dinarischen Kopf. Einer im Herbst 1936 erneuten Aufforderung der Polizei zur Musterung
zu den sogenannten SA-Landscharen brauchte ich nicht mehr zu folgen, weil ich den
Stellungsbefehl zum Arbeitsdienst bereits in der Tasche hatte.

Auf diese Weise blieb ich von jeglicher Mitgliedschaft in einer NS-Organisation verschont
. Es wäre aber unehrlich, nicht einzugestehen, daß auch ich manchen Erfolg des
"Führers" bejubelt habe. Soviel Ehrlichkeit, dies zu bekennen, stünde heute jedem an, der in
jener Zeit gelebt und sicher auch geklatscht hat."

Friedrich Resin rückte im November 1937 zum aktiven Militärdienst nach Münsingen ein.
Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde er am Westwall am Schafberg bei Efringen eingesetzt.

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