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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 20
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0024
Kloster S. Maria Magdalena oder Steinenkloster

Das älteste Nonnenkloster war das Kloster der Reuerinnen Sancta Maria Magdalena an den
Steinen. Es befand sich auf dem Areal des heutigen Stadttheaters und war zwischen 1227 und
1230 wahrscheinlich von Straßburg aus gegründet worden. Das 13. Jahrhundert hatte Europa
zwar einen wirtschaftlichen Aufstieg und neue Entwicklungsmöglichkeiten gebracht, doch
dabei läßt sich aber auch ein gleichzeitiges Absinken der allgemeinen Moral feststellen. Das
Laterankonzil von 1215 wollte dem sittlichen Zerfall unter anderm mit einer vermehrten
Predigttätigkeit begegnen. Die folgenden Regionalkonzilien suchten Mittel und Wege, um die
Beschlüsse der Lateransynode praktisch zu verwirklichen. 1225 beschloß das Konzil eine
Reformierung der Sitten. Als päpstlicher Legat amtete dort Konrad (Kuno) von Zähringen,
eigentlich ein Graf von Urach, dessen Mutter Agnes die Schwester des letzten Zähringers
Berthold V. war. Konrad war Zisterzienser und Bischof von Porto. Der Papst hatte ihn mit der
heiklen Mission der Bekehrung der Albigenser betraut, aber auch mit der Kreuzzugspredigt in
Deutschland. Konrads Kaplan. Rudolf von Worms. Kanoniker von St. Mauritius in Hildesheim
, hatte zwischen 1224 und 27 den Orden der Reuerinnen gegründet.

Die unsichere Zeit der Kreuzzüge, die vielen Fehden und Kämpfe sowie die zahlreichen
Seuchen hatten einen beträchtlichen Ausfall an Männern zur Folge und schufen damit eine
soziale Frauenfrage, die auch zu einer religiösen und seelsorgerlichen wurde. Der neue Orden
der Büßerinnen sollte den Rückfall der bekehrten Dirnen, der gefallenen, mißbrauchten und
sittlich gefährdeten Frauen verhüten und zu einem klösterlichen und materiell gesicherten
Leben führen.

Als einzige hochadlige Töchter, die zum rechtsrheinischen Gebiet verwandtschaftliche
Beziehungen hatten, begegnen uns im Steinenkloster Agnes und Elisabeth von Thierstein. Ihr
Vater Walraf, verheiratet mit der Markgräfin Adelheid von Baden, war in der Schlacht von
Sempach 1386 gefallen. Beide befanden sich 1395 im Kloster. Im Jahre 1415 bekleidete Agnes
das Amt der Priorin. Für einen Zins von 25 Gulden stand 1469 Markgraf Rudolf Wilhelm von
Baden dem Kloster als Bürge zur Verfügung!

Viele Verwandte der Nonnen besaßen in den Klosterkirchen ihre eigenen Begräbnisstätten,
manchmal sogar ihre privaten Kapellen und Altäre. An diesen sollten je nach Stiftungsurkunde
einmal oder öfters Messen gefeiert werden, mit gesungenen Vigilien und Ämtern. Die
Klosterfrauen waren dafür verantwortlich, daß dem Willen der Wohltäter nachgelebt wurde.
Darum bestand die Hauptaufgabe der Nonnen in der w ürdigen Begehung des im Mittelalter so
hochgeschätzten Totenkultes.

Auf dem Areal des Steinenklosters befand sich ungefähr an der Stelle der heutigen
Elisabethenkirche eine Klause gleichen Namens. Als diese Klause an die Reuerinnen kam,
wurden die beiden Bewohnerinnen derselben, eine Anna zum Schlegel und ihre Nichte
Ennelin. im Kloster verpfründet. Als Pfrundgut brachten sie 1351 einen Weinzins im Banne
Otlingen von zwei Saum (= ca 300 Lt.) mit. Als 1423 im Steinenkloster die große Reform
eingeführt wurde, begann ein ernstes und strenges Klosterleben, das bis zur Reformation
anhalten sollte. Neben dem inneren Aufstieg des geistlichen Lebens folgte auch ein beträchtlicher
Zugewinn von materiellen Gütern. Die Bevölkerung hatte wieder Vertrauen zu den
Nonnen gewonnen. Aus vermöglichen Familien traten Töchter und Frauen als Schwestern und
Pfründerinnen ein und brachten zum Teil beachtliche Güter mit. 1439 trat Agnes zum Angen.
Witwe des Basler Bürgers Konrad Sintz. ins Steinenkloster. Neben einem reichen Hausrat und
Silbergeschirr schenkte sie den Reuerinnen Besitzungen im Markgräflerland mit Zinsverpflichtungen
in Naturalien. So lieferten die Brüder Kunmann in Tumringen 10 Viernzel Korn,
Dinkel und Hafer. Auch Brombach, Hauingen und Haagen erbrachten Kornzinse. Die Kinder
des Hans Metzger in Wyhlen zinsten 6 Hühner und 105 Eier! In Wyhlen (Wilon) war ein Burri

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