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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 23
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0027
Bis zum gescheiterten Reformversuch von 1483 wurden die Klingentalerinnen dem Dominikanerorden
zugerechnet. Später kann man ihr Ordensstatut als eine Mischform zwischen
conventualen Dominikanerinnen und Augustiner Chorfrauen bezeichnen.

Klingental galt als das reichste Kloster von Basel, viele Klingentalerinnen entstammten den
adligen Familien Basels und seiner Umgebung. Adel war aber nie Bedingung zur Aufnahme,
und reiche Bürgerstöchter fanden immer Aufnahme.

Neben den üblichen Gebets- und Gottesdienstverpflichtungen beschäftigten sich die Nonnen
mit Schreiben. Sie scheinen sogar eine eigene Schreibschule besessen zu haben. Daneben
gab es Nonnen, die Altarbilder malten, wie Clara zu Rhein oder andere, die sich mit Sticken
von Altartüchern und Paramenten. sogar mit "Heidnischwerk" befaßten.

Als 1480 13 Reformschwestern im Klingental Einzug hielten, wurden die alten, widerspenstigen
Nonnen im Konvent ihrer Ämter entsetzt und eingesperrt, damit nicht Klostergut
verschleppt werden konnte. Da ein solcher Zustand nicht von Dauer sein konnte, setzte der
Bischof ein Schiedsgericht ein, das zu einem tragbaren Vergleich beider Seiten führen sollte.
Diesem Gremium gehörten Markgraf Rudolf von Hachberg und Freiherr Martin von Staufen
an sowie der Vertreter des Landvogtes. Aber schon am 12. Oktober 1482 wurde in Neuenburg
am Rhein ein Vertrag abgeschlossen unter Vermittlung der Abgesandten des Herzogs
Sigmund von Österreich und der eidgenössischen Orte, der die Reformnonnen wieder
entfernte und den Nichtreformwilligen die Rückkehr in ihren alten Konvent erlaubte. Sie
hatten sich meist in Wehr aufgehalten und sich dort notariell beglaubigen lassen, daß sie die
gottesdienstlichen Verpflichtungen nach Stifterwillen erfüllten. Sie sahen sich somit als die
rechtmäßigen Vertreterinnen des Klosters an und betrachteten die "Reformierten" als Eindringlinge
und Usurpatoren der wohlerworbenen, vererbten Rechte und Gewohnheiten der
Klingentalerinnen.

Markgraf Rudolf von Hochberg. "Graf zu Nuwenburg. Herr zu Rottelen und zu Susenberg",
unterstützte anfänglich mit seinem Schwager, dem Landvogt Wilhelm von Rappoltstein. und
andern die geplante Reform. Aber das harte Vorgehen der Reformpartei mißfiel ihm.
Mehrmals setzte er sich für ein weniger hartes Verhalten gegenüber den alten Nonnen ein und
trat für deren berechtigte Anliegen ein. So war es schließlich auf seinem Territorium in
Neuenburg zu einem Ausgleich gekommen.

Rudolfs Schwager Wilhelm von Rappoltstein verfocht ebenso die Einführung der Reform
im Klingental. Seit 1476 gebot er als Landvogt Erzherzog Sigmunds über die Vorderösterreichischen
Lande, in denen Klingental seine "besten Stuck" hatte. Seine Lage war aber sehr
verzwickt. Der Reformer stand im Gegensatz zu seinem Herrn, der der Klingentalreform
abgeneigt war. Ein Jahr vor seiner Ernennung zum Landvogt starb seine Gemahlin Johanna
von Neuenburg, die Schwester des Markgrafen, am 22. April 1475 an der Pest. Wilhelm
erreichte ein Alter von etwa 80 Jahren und starb am 20. Juni 1507. Er hatte im Zusammenhang
mit dem Reformversuch das Amt des Landvogts an den Grafen Oswald von Tierstein abgeben
müssen, dabei aber die Gunst und auch das Jahrgeld des Erzherzogs behalten können.

Über den Besitz des Klingentals im Markgräflerland vernehmen wir erstmals am 18. Februar
1276. Damals übergibt Ritter Albert von Lörrach dem Kloster eine Wiese daselbst. Am 12.
Oktober gleichen Jahres erhalten die Nonnen 14 Mannwerk Reben in Bellingen geschenkt. Am
gleichen Ort ist Klingental im folgenden Jahr an Güterverleihungen beteiligt.

Schon 1280 tauscht das St. Petersstift in Basel seine Güter in Otlingen, mit Ausnahme der
Reben, um andern Klosterbesitz mit Klingental. Ebenfalls die Reben ausgenommen, verkauft
Wemer von Ramstein seine Güter in Otlingen den Nonnen.

Bei diesen Erwerbungen kam es auch zu Mißhelligkeiten. Schon im Februar 1281 mußten
der Archidiakon der Basler Kirche. Lütold von Rötteln. und Walter von Klingen einen Streit
schlichten, der um Güterbesitz zwischen dem Kloster und Konrad von Tegerfelden ausgebro-

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