Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 73
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0077
sprach uns in der Aufregung aber mit Säckinger statt Lörracher an. Nur etwa drei bis vier
junge Leute schlössen sich der Expedition gleich an."

1849, als in Lörrach im Zusammenhang mit der Stürmung des Turmgefängnisses es zu
neuen Unruhen kam. befand sich Friedrich Kaiser wieder in Karlsruhe bzw. in Rastatt. Zu
den Kämpfen rund um Karlsruhe hielt er zahlreiche Kampfszenen der erneut ausgebrochenen
Unruhen in Lithographien fest. Dazu Eduard Kaiser in seinen Erinnerungen: "Erst nachdem
das Regiment Brentanos überall im Lande dem preußischen Kriegszustand Platz gemacht
hatte, las ich in den Zeitungen von dem fatalen Abenteuer, das einen meiner Brüder, den jetzt
in Berlin lebenden Maler, bei Rastatt in Gefahr brachte. Er saß im Freien und zeichnete bei
den preußischen Vorposten seine Kriegs- und Belagerungsskizzen für illustrierte Blätter.
Unversehens überfielen ihn badische Patrouillen und schleppten ihn als Spion in die Festung,
wo er ohne alles Stroh und kaum mit einem Mund voll Nahrung tagelang in einer
schmutzigen Kasematte sitzend, seinem Ende unter den betrunkenen Soldaten und Freischärlern
entgegensehen mußte. Endlich kam er ins Verhör vor den Auditor, unter der
Anklage der Spionage und Verräterei. Da erkannte ihn der Auditor, sein Schulkamerad aus
dem Pädagogium in Lörrach, namens Grether aus Tannenkirch, musterte gleich sein
Skizzenbuch und gab ihm als völlig unverdächtigem Künstler den Freipaß aus der Festung
hinaus ins preußische Lager."

1850 besuchte Eduard, der als Abgeordneter in Karlsruhe weilte, seinen Bruder Friedrich,
der dann zwei Jahre später nach Berlin übersiedelte. Inzwischen hatte er nämlich vom
königlichen Hof in Berlin einen Ruf als Illustrator der preußischen Geschichte erhalten,
nachdem der Kronprinz Wilhelm (der spätere Kaiser) während seines Einsatzes bei Karlsruhe
auf ihn als Zeichner und Maler aufmerksam geworden war.

Friedrich Kaiser hatte sein großes Ziel erreicht und illustrierte nicht nur vergangene
Höhepunkte der preußischen und deutschen Geschichte, sondern nahm auch aktiv teil an den
Feldzügen 1864. 1866 und 1870/71. Außerdem schuf er einen Zyklus "Deutsche Lieder in
Bildern".

Mit diesem Auftrag teilte sich Friedrich Kaiser die Arbeit mit dem fast ein Jahr jüngeren
Adolph von Menzel, der schon seit 1833 die Berliner Kunstakademie besuchte. Mit einer
Illustration der Geschichte Friedrichs des Großen (400 Holzstiche) gewann er auch die
Anerkennung des königlichen Hofes in Berlin (1840). Als er zu seinem 80. Geburtstag von
Kaiser Wilhelm II. mit Ehrungen überschüttet wurde (1895), war Friedrich Kaiser bereits
fünf Jahre tot.

Ein letztes Mal erwähnt Eduard seinen Bruder anläßlich eines Besuches 1856 in der
Oranienstraße in Berlin. Biographisches erfahren wir über Friedrich Kaiser aus seiner
Berliner Zeit kaum. Er war verheiratet und hatte auch Kinder, denn heute noch gibt es direkte
Nachfahren in Berlin. Am 13. Oktober 1890 starb er in Berlin.

Um das Werk Friedrich Kaisers besser zu verstehen und in die Kunstgeschichte einordnen
zu können, mag ein Blick auf die damalige Situation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
hilfreich sein. Die durch Krieg und Revolution und damit durch politische, wirtschaftliche
und gesellschaftliche Umschichtungen zunächst entwurzelte Kultur zu Beginn des 19.
Jahrhunderts suchte nach neuen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten und irrte dabei auf den
verschiedensten Wegen. Nichts war mehr gewiß, vieles in Frage gestellt. Weltanschauungen
und bis dahin gültige Philosophien und Normen wandelten sich fast über Nacht. Der
rationalistischen Aufklärung folgten romantische und naturalistische Geisteshaltungen.

Die Zeit des Biedermeier setzte Akzente in Kunst und Kultur, in Mode und Kunsthandwerk
auf ihre Weise. Wie die Gesellschaft selbst, mußte vor allem die Kunst - bisher von den
Ständen geprägt und getragen - ein neues Selbstverständnis gewinnen. Ein allen Kunstformen
Gemeinsames war die Sehnsucht nach einer neuen Grundlage, auf der sich das Leben

73


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0077