Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 92
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0096
Die Verfahrensbeschreibung und Patenterteilung erfolgte aufgrund der Publikation in
Friedländer Fortschritte der Teerfarbenfabrikation 12, 766-767 (1914-16).

Nach diesem gelungenen Experiment, das in der Publikation beschrieben wurde, beanspruchte
Markus GUGGENHEIM für Hoffmann La-Roche den Patentschutz, der am 2. Juni
1914 erteilt wurde.

GUGGENHEIM beschränkte sich jedoch nicht auf die Darstellung und Beschreibung der
Substanz. Er begann 1913 in Grenzach mit Tierversuchen mit dem neu hergestellten Stoff.
Nach oraler Einnahme von 1 g L-Dopa am Kaninchen stellten GUGGENHEIM und seine
Mitarbeiter fest, daß keine Vergiftungserscheinungen beim Tier eintraten. An Tierversuche
im Physiologisch-chemischen Laboratorium in Grenzach schloß sich ein Selbstversuch mit
2,5 g L-Dopa an, wonach sich 10 Minuten nach Einnahme Übelkeit und Erbrechen einstellte.
Damals wurde erstmals diese Wirkung von L-Dopa beschrieben, die später bei der Einführung
des Therapieprinzips zu großen Schwierigkeiten bei der Behandlung führte. Es gelang
durch die Weiterentwicklung des Therapieprinzips, diese Störeffekte weitgehend zu elimi-
nieren.vso daß heute gut verträgliche Kombinationspräparate im Handel sind. Erst 1941/42
gelang dem Pharmakologen Peter HOLZ der Beweis, daß L-Dopa in Dopamin übergeht.
Dopamin ist somit nicht nur eine Überträgersubstanz im Zentral-Nervensystem. die beim
Morbus Parkinson eine entscheidende Rolle spielt, sondern aus Dopamin entstehen auch
andere biogene Amine, die als Überträgerstoffe in anderen Gebieten des Gehirns aktiv sind.

Jahre später erblindete Markus GUGGENHEIM an den Folgen einer Laborexplosion in
Grenzach. Er war bis zu seinem Tode bei Hoffmann-La Roche in Basel tätig und leitete in
wichtiger Position wissenschaftliche dokumentarische Arbeiten. Er konnte damals noch
nicht voraussehen, daß seine Entdeckung zu einer bahnbrechenden Behandlung eines
Krankheitsbildes führen sollte.

Die klinischen Studien mit L-Dopa haben aber der gesamten Neurologie und Psychiatrie
wesentliche Denkanstösse gegeben. Heute wissen wir. daß bei einer ganzen Reihe von
schweren Nervenkrankheiten ein Zuviel oder ein Zuwenig von Überträgersubstanzen die
biochemische Grundlage bilden. Weiterhin ist bekannt, daß Medikamente, die bei psychischen
Störungen wirksam sind, über eine Wechselbeziehung mit Neurotransmittern wirken.
Das L-Dopa-Prinzip ist somit eine der bedeutendsten Entdeckungen der Neurochemie dieses
Jahrhunderts. Eine zusammenfassende Darstellung der Problematik dieses Themas wurde
bereits 1971 veröffentlicht (KAPP/LEICKERT. Grenzach-Wyhlen, "Das Parkinson-Syn-
drom, Neurochemie, Klinik. Therapie" erschienen im Schattauer-Verlag).

In einem kleinen Physiologisch-chemischen Laboratorium in Grenzach hat vordem ersten
Weltkrieg eine Substanz eine Entwicklung ausgelöst, die heute als Modell für wichtige
Vorgänge im menschlichen Gehirn angesehen wird.

Markus Guggenheim
im hohen Alter
als Mitarbeiter
der wissenschaftlichen
Dokumentation in Basel

92


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0096