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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0136
Im Jahre 1813 wurde ich durchs Los zum Soldaten bestimmt: mein Vater war damals Vogt
oder Ratsvorstand: das Los der Soldaten war damals nicht glänzend, denn im Jahre 1812 war
der Rückzug der Franzosen und ihrer Verbündeten aus Rußland: im Jahre 1813 waren die
Kriegsheere in Preußen und Sachsen, wo öfters Schlachten vorfielen, bis am 16./18. Oktober
1813 die Schlacht bei Leipzig das Schicksal Deutschlands entschied. Die meisten meiner
Kameraden, welche Soldat wurden, blieben zurück, denn was die Schlachten nicht wegfraßen,
starb in den Spitälern oder erlag den Strapazen. Deswegen entschlossen sich meine Eltern,
mich loszukaufen und kamen mit einer Summe von 1.000.- Gulden, alles gerechnet, davon.

Der Krieg wurde im Jahre 1815 beendigt, nachdem er 20 Jahre gedauert hatte. Die 2 Jahre
1813/15 hatten wir viele Einquartierungen: Russen. Preußen. Sachsen. Oestreicher. Hessen.
Bayern. Württemberger. Badische Landwehr u.s.w.. welche alle Vorräte an Lebensmitteln
aufzehrten und im Jahre 1816 hatten wir einen durchaus nassen Sommer, vom Frühjahr bis
Weihnachten fast ununterbrochen Regen und in der Heuernte war nur der Sonntag schön,
sodaß man nur am Sonntag Heu einführen konnte. Man kann sich leicht denken, wie die
Lebensmittel ausfielen, welche nur beim Regenwetter wachsen: alles, das Heu. Oehmd.
Frucht. Wein und Obst war teils faul und stinkend und gab sehr schlecht aus. und das Jahr 1817
brachte die Menschheit wieder zur Besinnung, denn es entstand eine Teuerung, sodaß der Sack
Kernen vor der Ernte 1817 mit 66 Gulden bezahlt werden mußte und so im Verhältnis alle
Lebensmittel auf eine unerschwingliche Höhe stiegen.

Viele Amte aßen des Tags nur einmal, viele waren genötigt, ihre beste Fahrnis, ja
Güterstücke zu verkaufen, nur um das Leben davonzubringen: und man sah in vielen
Haushaltungen die jungen Brennesseln kochen und verzehren. Und erst nach der Ernte 1817.
welche so ziemlich gut ausfiel, konnte man wieder genug essen: merkwürdig ist, daß vom Jahre
1811, in welchem Jahr viel und einer der besten Weine gewachsen, bis zum Jahre 1818. also
volle 7 Jahre, fast gar kein Wein mehr wachsen wollte. Man behalf sich mit Schnaps und Bier.
Denn die Maß sauren Wein galt 18 bis 20 Bazen. Mit dem Jahr 1818 geriet der Wein wieder
besser wie er in diesem Buch von vornherein beschrieben ist.

Meine schönste Lebenszeit fällt in die Jahre meiner Schulentlassung im Jahr 1807 bis zu
meiner Verheiratung im Jahre 1818. den 21. Juli. Obschon ich bis diese Stunde nichts zu klagen
habe über Unglücksfälle. Leiden oder Krankheiten, so war doch jene Zeit ein wahres Arkadien
für mich. Aber auch ich trug das Meinige dazu bei. Mein Gemüt hatte von Jugend an eine solche
Richtung genommen, daß ich mich mit wenigem begnügen konnte: und ich war bei meinen
Kameraden und Freunden gerne gelitten, weil mein heiterer Humor uns immer bei guter Laune
erhielt. Wir hatten aber auch nicht, wie später die jungen Leute, die Gelegenheiten, uns bei
Tänzen und Trinkgelagen zu erlustigen, welche jungen Leuten meist eine falsche Richtung
ihres künftigen Lebens geben. Denn der Krieg, der bis anno 1815 währte und der teure Wein
von 1811 bis 1818 hielt alle davon ab. welche sich gerne etwas ersparten. Und so war es
natürlich, daß wir uns bei Spaziergängen Sommers und bei Lichtgängen Winterszeit unterhielten
, wobei wir wenig Auslagen hatten.

Im Jahre 1818 trat ich in den Stand der Ehe mit Margaretha Schöpflin von Hägelberg. einzige
Tochter (des) Fritz Schöpflin. Vogt daselbst. Bruder meiner Mutter, und der Anna Strittmatter,
aus welcher Ehe 2 Söhne und eine Tochter das Leben erhielten.

Der ältere Sohn Johann Friedrich ging nach Entlassung der Schule nach Renan im welsch-
Bernbiet. um die französische Sprache zu erlernen. Und nach einem Jahr kam er nach Basel
in eine Handlung, worin er 4 Jahre zubrachte und dann nach Marseille auf 1 Jahr in Condition
kam, aber zur Zeit der Konskription wieder nach Hause mußte, nachdem er eine Anstellung
nach Malaga nicht annehmen konnte. Die Konskription ging soweit leidlich vorüber: wir
hatten nämlich in den Schmieder'schen Militärstellvertretungsverein in Karlsruhe für ihn
eingelegt und die Kosten beliefen sich auf etwas über 200 Gulden. Er hatte die Los-Nummer

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