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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 137
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Wein gegeben, sodaß man an manchen Ort mehr als noch soviel bekommen hat. als man ihn
schätzte. Der Saum galt bei uns 8-10 Gulden. Und am Kaiserstuhl holte man genug für 40
Bazen und 3 Gulden. Zwei späte Gewitter, davon das eine im September und das andere im
Oktober einfielen, erzeugten uns noch einen warmen Spätling und erst am 8. November fiel
der erste Schnee, doch war er am 12. schon wieder über alle Berge. Geschrieben am Ilten Nov.
1826.

Nun soll ich den Winter vom Jahr 1826 auf 27 beschreiben, von welchem aber mehr zu
klagen, als zu rühmen ist. Er war anfangs naß, gegen Ende Jenners aber fiel so viel Schnee, als
ich in unserer Gegend noch nie erlebt habe. Es war die Ursache einer ziemlichen Kälte, bei
welcher die Reben erfroren, soweit sie aus dem Schnee hervorragten: nur die auf beträchtlichen
Anhöhen blieben verschont und gaben uns eine Ausnahme von Wein in Güte und Qualität. Der
Frühling war lieblich, der Sommer heiß und trocken und Heu gabs viel und gut: die Frucht war
ziemlich brandig und gab schlecht aus. welches vielleicht eine Ursache war. daß sie um Martini
und Weihnachten um 2 bis 6 Gulden aufschlug, was aber keine schlimmen Folgen hatte, denn
im Januar des Jahres 1828 fiel sie w ieder in den alten Preis nämlich Kernen von 8 bis 10 Gulden
der Sack. Gersten 2 bis 6 Gulden. Mischelfrucht 6 bis 8 Gulden. Haber 3 Gulden und so weiter.
Das Spätjahr war warm und ziemlich trocken und einige Gewitter verkündeten uns keinen
frühen Winter. .Am 25. November fiel der erste beträchtliche Schnee, blieb aber nicht lange
liegen. Und im Januar und Februar 1828 glaubte man, im April oder Mai zu leben. Denn weder
Schnee noch Kälte machten den Winter unangenehm: denn besonders der Monat Jenner war
so warm und trocken, daß wir einen Acker pflügten und Leute, die in Feld oder Wald arbeiteten,
sah man ohne Rock und Tschoben und wo zwei einander begegneten, hörte man die Frage:
wann wird wohl der Winter kommen?: und mancher prophezeite eine weiße Ostern, weil wir
eine grüne Weihnachten hatten. Geschrieben im Februar 1828.

Jetzt, am letzten Sonntag im Jahr 1828, kann ich sagen, daß solche schlechte Propheten
gewesen: Denn wir hatten eine grüne Ostern: nur am Karfreitag war die erste Kälte eingefallen,
welche aber nicht anhielt. Und den ganzen Winter ging kein Grundeis. Ich kann sagen, es ist
der wärmste Winter gewesen, den ich erlebt habe; aber es erfolgte ein nasses Frühjahr und gesät
und gesetzt wurde erst im Mai. Darauf folgte ein warmer gewitterreicher Sommer, sodaß
täglich Gewitter waren: und wann nur eine Wolke am Himmel war, so hörte und sah man
Donnern und Blitzen. Den 17. Junius verheerte ein Gewitter einen großen Bezirk von
Schliengen. Steinen, Eggenen bis Feldberg und weiter abwärts alle Früchte. Gras und Reben,
die Wälder und Bäume auf dem Feld; und was der Hagel verschonte, verheerte die Überschwemmung
, die ein Wolkenbruch hinterließ; den 8. Julius überzog unsere Gegend ein
Gewitter, aus welchem Steine fielen, groß wie Hühnereier, welche an Frucht und Hanf auch
großen Schaden taten, aber gegen obigen in keinen Betracht zu ziehen war. Von Johanni bis
ins Spätjahr hatten wir immer naß: es gab viel Wein, aber nicht besser, als der 26-er; viel Stroh,
aber wenig Kern daraus, und bis Weihnacht hatten wir keinen Winter. Geschrieben den 28.
Dezember 1828.

Das Jahr 1829 ist in physischer und politischer Hinsicht merkwürdig. Der Winter machte
seine Sache ziemlich strenge: das Frühjahr war naß bis zum Maimonat und dieser war der
einzige warme anhaltende Monat, in dem man erst Säen und Setzen konnte. Die ganze übrige
Zeit war abwechselnd bis zum September, wo ein anhaltender Regen einfiel, der bis in die Mitte
November dauerte, wo einige helle Tage und zwei streng kalte Nächte dem Regen ein Ende
machten. In dieser Zeit hörte man nichts als Jammer und Not; das meiste Öhmd lag noch auf
den Marten, noch viele Gersten und der Haber sämtlich; letzterer war so ausgewachsen, daß

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