Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 139
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0143
liehe Frohnden. Die Zeit wirds lehren, ob es der Mühe und der Kosten lohnt: wenigstens die
meisten Bürger arbeiteten und zahlten mit Unwillen und konnten nur durch amtlichen Zwang
dazu gebracht werden. (Im Jahr 1828, im Dezember 1831 u. 4. März 1833). Ich habe zum
Jahrgang 1828 eingeschaltet, die Zeit werde es lehren, ob es der Mühe und Kosten lohnen
werde, daß man den Steinenbach in eine Richtung gegraben und wir durften nicht lange darauf
warten. Denn in diesem Sommer war er einige Mal so groß, daß er die Geländer, die Matten
und das Bündenfeld überschwemmte und die Stellfallen teils wegriß, teils sonst unbrauchbar
machte; und liefe er noch im alten Bett, so hätte er seinen Weg durch das Dorf selbst gesucht!
Das letzte Stück am Steinenbach wurde im Februar und März des Jahres 1833. nämlich unter
dem Hägelberger Sträßle bis an die Banngrenze um den Lohn gemacht, v. 4. März 1833.

Im Jahr 1828.den 30. November, feierten wir das 100-jährige Geburtsfest des am 10. Juni
1811 gestorbenen Großherzogs Carl Friedrich, dem das dankbare Vaterland wegen seiner
wohltätigen Einrichtungen den Beinamen "Vater des Vaterlandes" beilegte. Er wurde den 30.
Nov. 1728 geboren, wurde nach seines Vaters Tod Markgraf, im Anfang des 19. Jahrhunderts
Kurfürst, einige Jahre später Großherzog. Er war ein edler Fürst, dem das Wohl des Landes
aufrichtig am Herzen lag und das er nach Kräften suchte zu befördern.

In der Zeit, da ich angefangen, die Merkwürdigkeiten des Jahres hier aufzuzeichnen, habe
ich erst bemerkt, daß jedes Jahr etwas merkwürdiges hat. Denn das schwache Gedächtnis des
Menschen vermag nicht alles zu behalten; und nur bei verschiedenen Gelegenheiten fällt uns
hie und da eine Szene ein, die aber in dem Gemüte der Menschen, die immer vorwärts denken,
und immer besseres hoffen, keinen sonderlichen Eindruck hinterlassen. Nur die Feder vermag
es, uns zu überzeugen, was wir schon erlebt haben!

Das Jahr 1830 hat uns gelehrt, daß die Natur sowie das Menschengeschlecht noch nicht alles
durchgemacht haben, was ihm vom Schöpfer angewiesen wurde. Und daß beide noch jedes
Jahr etwas merkwürdiges und nie erlebtes aufzubringen im Stande sind. Der Winter brachte
uns die Kälte, von der uns unsere Eltern so viel zu erzählen wissen, nämlich die vom Jahre 1788
auf 89 wieder vor. Denn sie war bei uns am Lichtmesstage auf 18 Grad (R= - 23° C) und in Basel
auf 22 Grad (R= - 28° C) gestiegen. Und von Martini bis den 8. Februar war sie beinahe
unerträglich. Viel Vieh im Stalle erfror, die Erdöpfel in den Kellern und die Reben, die nicht
gedeckt waren, gänzlich. Der Frühling war gut; der Sommer mittelmäßig: Frucht gabs wenig,
auf manchem Acker bloß der Same wieder: die Winterfrucht gab besser aus: Obst gabs im Tal
viel und das merkwürdige ist. daß man nicht ein einziges Stück wurmmäßig angetroffen hat;
vielleicht sind die Insekten auch erfroren, die ihre Eier auf das Obst legten. Das Spätjahr war
angenehm, doch fehlte der Wein.

Im November eines Tages morgens um 3/4 6 Uhr verspürten wir ein Erdbeben: das stärkste,
das ich erlebt habe: die Hausgeräte und die Fenster zitterten und in der Luft hörte man ein
Rollen, wie wenn man mit einem nassen Finger über die Stubentür fährt. Eine Waldsäge, die
an einer hölzernen Wand stand, gab einen Ton von sich gleich einer Glocke.

Vom Politischen führe ich nur an. daß die Revolution im Juli in Paris den König Karl X.
verjagte und der Herzog von Orleans die Krone annahm; Belgien riß sich von Holland los;
Warschau und Polen von Rußland und andere Völker revolutzten: besonders die Schweizer um
Basel waren die Rebellen, nur durch die Waffen zur Ruhe gebracht. Geschrieben den 30.
Januar 1831.

Das Jahr 1831 gehört in die Klasse von 1816. denn es war ein Fehljahr: der April war der
einzige Monat, der trocken gewesen, wo man säen und setzen konnte nach Belieben: aber der
Sommer bis zum Oktober war naß; der Regen fiel immer in Strömen, mitunter einige
Wolkenbrüche und tägliche Gewitter machten, daß die Wiese 4 Mal überlief von 1828/29. Zu

139


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0143