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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 144
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0148
D. 17.. 18. und 19. März erschien am Himmel ein merkwürdiges Zeichen, nämlich abends
nach Sonnenuntergang, zog ein grauer Streifen auf in der Gegend, wo am Tage die Sonne läuft:
er schien aus dichten undurchsichtigen Wolken zu bestehen, allein er war ganz regelmäßig:
sein Anfang schien in der Gegend von Hüsingen und sein Ende bis Tumringen zu reichen. Viele
wollten den Schweif eines Kometen daraus erkennen, was aber nicht der Fall war. Und so
erschien er jeden Abend bei ganz heiterem Himmel gleich: vielleicht hat er das viele
Regenwetter bedeutet.

Man hatte Hoffnung zu einem großen Herbst, denn noch wenigmal hing der Weinstock so
voller Trauben, wie diesen Sommer und der Monat September, welcher größtenteils warm und
trocken war. berechtigte zu den schönsten Hoffnungen: allein der Oktober war naß und kalt und
die Rebländer waren gezwungen, zu herbsten, ehe alle Trauben völlig reif waren. Wind und
Regen verdarben viel, indem die Trauben durch das Hin- und Herschleudern an den Stöcken
lahm und welk wurden. Und an dem nicht genug, traten 3 kalte Nächte ein, in welchen die
größtenteils noch hängenden Trauben gänzlich erfroren. Es gab wenig, aber teuren und sauren
Wein, so daß er in Otlingen 18 und in Weil 22 Gulden kostete; an geringen Orten war er fast
nicht zu genießen. In nassen Gegenden gerieten die Erdöpfel nicht. Und bei uns bekam
mancher kaum den Samen wieder; der Hanf blieb ebenfalls kurz; auch gab es etwas Buch, was
sich viele Leute zu Nutz machten.

Den 3. März 1843 starb meine Mutter. Margaretha Schöpflin, 72 Jahre alt. als sie in der
Küche ihre Geschäfte verrichtete. Ein plötzlicher Naturnachlaß endete ihre unermüdliche
Tätigkeit. Auch noch mehrere andere empfindliche Todesfälle zeichneten diesen Jahrgang
aus.

Preise der Lebensmittel: Kernen 17-18 Gulden. Haber 5-6 Gulden. Erdöpfel 36 Bazen der
Sack. Fleisch 12-13 Bazen pr. Pfund. Heu 20 -22 Bazen d. Ztr.. große fette Ochsen 110-120
Nthlr. Geschrieben d. 31. Jenner 1844.

Beschreibung des Jahres 1844: Dasselbe war im allgemeinen ein gutes Jahr: der Frühling
war warm und trocken und vom April bis Juli fast kein Regen: aber mit dem Monat Juli fing
das Regenwetter an und hielt bis nach dem Säete. Vordem Öhmdet. den 16. Aug. ging in einer
Nacht die Wiese an und wurde so stark, daß sie auf den schwarzen Grienern über die Ufer trat
und das Öhmdgras beiderseits so verschlammte, daß es fast nicht mehr gefüttert werden
konnte. Kurz, es war das größte Gewässer, das bei Mannsgedenken bestanden hat. Und es
verursachte am Teichwuhr und an den Uferbauten einen Kostenaufwand von 5000 Gulden.

In diesem Jahr gabs viel und gutes Heu, wenig aber gute Frucht, mittelmäßig Öhmd. wenig
aber guten Wein und sehr viele Erdöpfel. Gemüse hingänglich aber kein Obst. Hanf und Flachs
gering.

Im Monat Juli, sozusagen mit dem Regenwetter, fing in Basel das Schützenfest an und
dauerte 14 Tage: es war eines der großartigsten in der Schweiz, hat aber vom Regenwetter
bedeutend gelitten.

In diesem Jahr wurde zu Trier der heilige Rock vom Bischof Amoldi den Gläubigen zur
Schau ausgestellt und es besuchten denselben zum Ärger aller Aufgeklärten über 1.100.000
Menschen, was in diesen Tagen, wo man glaubte, eine solche pfäffische Mummerey würde
nicht mehr Anklang finden, Anlaß zu vielem Gespött gab und teils dazu beitrug, daß in
Schlesien der Ort Schneidemühl sich vom Papst trennte und 5-6 Artikel der Katholiken verwarf
und so eine eigene Glaubensmeinung schuf. Auch erregte ein Brief des katholischen Pfarrers
Ronge an den Bischof in Trier, welcher das Verfahren desselben widerlegte, die größte
Sensation. Der Monat Dezember war trocken und etwa 14 Tage kalt ohne Schnee.

Der Monat Jenner 1845 war gelind und beide Monate ganz ohne Regen, sodaß man allerhand
auf den Matten und im Wald arbeiten konnte. Der Februar brachte Schlittweg und am 16. wo

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