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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 147
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0151
das Korn in Aehren. Es war aber Ende April und Anfangs Mai gerade, als wenn alle Pflanzen
ungeduldig auf die Wärme warteten. Das Gras, die Frucht, die Obstbäume, alles war auf dem
Punkt zu treiben und zu blühen: ein einziger warmer Tag hätte alles herausgetrieben; aber es
mußte kalt bleiben bis den 7. Mai: und die Hoffnung, welche die Kälte gleichsam verschlossen
hielt, mußte die Menschen immer noch ängstigen. Man wußte nämlich aus Erfahrung, daß nach
einem trockenen Sommer gewöhnlich ein fruchtbares Jahr erscheint; und man sah es an den
Bäumen und überhaupt an allen Gewächsen, daß der Stoff dazu vorhanden war und daß die Zeit
der Entscheidung da sei. allein die kalten Winde ließen kein gutes Jahr vermuten, was den
Jammer bedeutend steigerte.

Wenn man 2 Gewitter, welche mit Schlössen begleitet waren und welche über Weitenau.
Zell, und das andere über Maulburg. Zell und Schönau bedeutend Schaden anrichtete, sodaß
der Roggen und der Lewatt abgemäht werden mußte, abrechnet, so war der Mai-Monat
unvergleichlich. Viele Tage erreichte die Wärme 26-28 Grad (R = 32° - 35° C); mitunter
erquickte ein sanfter Regen die Gewächse. Und noch nie seit 50 Jahren sah ich die Frucht so
schön stehen und alle Gewächse prangten in üppigster Fülle, alle Bäume blüheten und jede
Knospe entfaltete sich zu einer Rose. Und der ganze Baum war wie mit Schnee und Morgenrot
überschüttet: jeder Tag entfaltete eine neue Pracht und die Herzen der Menschen erfüllten sich
mit den schönsten Hoffnungen und blickten dankend gen Himmel. Geschrieben bis zum 29.
Mai 1847.

Am 7. Juni fing die Heuernte an: und am 10. zugleich das Regenwetter, welches den ganzen
Monat anhielt: nur hie und da war ein schöner Tag. an welchem Heu eingeführt werden konnte.
Wir hatten 4 Wochen mit dem Heuet zu tun. Das Regenwetter schadete der Winterfrucht,
namentlich dem Weizen und Kern ungemein, indem ganze ackervoll fielen, daß sie gewaltem
Boden gleich waren: eine Seltenheit auf dem hiesigen niederen Feld ist gefallene Frucht.

Die Frucht gab in Beziehung der Garben sehr gut aus. Die Jüchen trug im Durchschnitt 200
Garben Korn. Der Wein wuchs in so großem Maß. daß er um 5.6,7.8,9,10 und 11 Gulden
gekauft wurde: freilich war derselbe viel geringer als im Jahr 1846.

Am meisten haben die Obstbäume abgetragen: jedes kleine Stämmchen war voll und mußte
unterstützt werden: man sah unter manchem schenkeldicken Bäumchen 12-15 Stützen: und
das Obst war gut. weil man dasselbe bis tief in das Spätjahr hinein an den Bäumen lassen
konnte. Das Viertel galt 6-8 Bazen und mehrere Bürger dahier machten 10 bis 15 Ohm Obst-
Most.

Die Grundbieren gerieten allein nicht ganz gut. Die frühere Krankheit zeigte sich auch
wieder, allein weit weniger als die 2 vorhergehenden Jahre: doch behalf man sich mit Obst,
Brot u.s.w.

Die Gegend von Heitersheim. Seefelden und Geierheim wurde noch vor der Ernte durch ein
Hagelwetter total zerstört und es blieb nicht ein Halm aufrecht.

Merkwürdig ist. daß das Jahr 1847 zu den ganz trockenen zu zählen ist. Außer den Monaten
Juni. Sept. u. Oktober regnete es fast nie und das Spätjahr hindurch bis Mitte Januar war
allenthalben Wassermangel. Die Wiese war bereits trocken und viele Brunnen standen ab: Der
Sack Kernen galt im Jenner 15 Gulden. Geschrieben im Jenner 1848.

Seit dem Jahr 1848 beginnt wieder eine neue Lebensepoche für das jetzt lebende Menschengeschlecht
. Bis dahin wird nur von guten oder schlechten Jahrgängen gesprochen. Von jetzt
an steht aber in Aussicht, daß man auf viele Jahre vielleicht politische Merkwürdigkeiten hier
aufzeichnen könne, denn die Aussicht ist gegenwärtig wie vor einem schweren Gewitter am
Himmel.

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