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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 148
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0152
Schon viele Jahre nämlich trugen die Abgeordneten der zweiten badischen Kammer darauf
an, daß dem Volk eine Erleichterung der Abgaben zuteil werden möchte. Namentlich wollten
sie die Apanagen. Pensionen und zu hohen Besoldungen herabgesetzt wissen. Ebenso sollte
dem Volk mehr Freiheit im bürgerlichen Leben gegeben werden. Die bisherige Beaufsichtigung
von Seiten der höher Gestellten, ebenso die Beamten willkür sollten abgeschafft oder doch
verringert, ganz Deutschland sollte zu einem Staat mit gleichen Grundrechten werden. Dieses
zur Ausführung zu bringen, gab Frankreich Veranlassung. Nämlich im Februar 1848 wurde
der König Louis Philippe durch eine ausgebrochene Revolution des Thrones verlustig erklärt
und mußte nach England flüchten.

Nun glaubten die Unzufriedenen in Deutschland, namentlich aber in Baden, es wäre jetzt
Zeit, ebenfalls durch eine Revolution, das mit Gewalt zu verlangen, was die Fürsten auf
mehrjähriges Bitten verweigerten. Und so wurde auf den 19. März d.J. eine Volksversammlung
nach Offenburg ausgeschrieben, welcher ich ebenfalls anwohnte. Hier muß nämlich
bemerkt werden, daß infolge der Revolution in Frankreich unser Großherzog Leopold dem
Volk mehrere wohltätige Institutionen bewilligte. z.E. die Pressefreiheit. Schwurgericht,
Versammlungsrecht. Abschaffung einiger drückender, indirekter Abgaben u.s.w. Die Bewaffnung
der Bürger nicht zu vergessen.

An der Offenburger Versammlung ging das Gemunkel, daß der Seekreis bewaffnet nach
Karlsruhe ziehen, die Regierung absetzen und die Republik ausrufen wolle; und wirklich am
Mittwoch vor dem Gründonnerstag erhielt der Bürgermeister ein offizielles Schreiben, daß der
Abgeordnete Hecker an der Spitze von 8-900 Mann von St. Blasien her in Schopfheim
eingetroffen sei. welcher auch Nachmittags hier durch Steinen nach Kandem zog. In Kandem
aber kam ihm General v. Gagern mit 1 Bat. Hessen. 1 Bat. Badenern. 4 Kanonen und 2
Escadron Dragoner entgegen und forderte Hecker auf. sein Vorhaben aufzugeben und seine
Leute heimzuschicken. Und als dieser nichts davon hören wollte, kam es auf der Scheideck
zum Gefecht, wobei 10 Mann nebst dem General umkamen, worauf die Freischar sich auflöste
und nach Hause ging.

Denselben Nachmittag erschien der Anführer v. Struwe von Lörrach her mit ca. 900 Mann
und erfuhr dahier das Schicksal Heckers. Er ging mit seinen Scharfschützen auf die Straße nach
Schlächtenhaus recognoscieren. während seinen Leuten dahier Erfrischungen gereicht wurden
. Sie waren aber kaum ein Büchsenschuss weit hinter dem Ort Steinen, als der Lärm
entstand: Die Hessen kommen, die Hessen kommen! Worauf die ganze Schar auseinanderfuhr
und das Weite suchte.

Eine andere Freischar sammelte sich inzwischen bei Freiburg und es kam am Ostermontag
zur Schlacht bei Freiburg, wobei Freiburg mit Sturm genommen und viel Schaden angerichtet
wurde. Die Freischaren mußten auch hier das Weite suchen und zogen durch den Schw arz wald
der Schweiz zu.

Eine Abteilung unter Schimmelpfennig kam nach Dossenbach. Mittlerweile waren aber
Württembergische Ulanen und Fußvolk ins Land gelegt worden. Eine Kompanie kommt unter
Hauptmann Ligg vom Rhein her und griff die Freischaren bei Dossenbach an. Es blieben 10
Mann Freischaren nebst Schimmelpfennig tot auf dem Platz; über 150 wurden gefangen und
die übrigen zerstreuten sich.

Hecker und Struwe. die Hauptleute der Umwälzung, hatten sich ins Baselbiet gemacht, wo
sie den 'Volksfreund' herausgaben, welcher das Volk gegen die bestehenden Regierungen
aufwiegelte; man ging indessen seinen Geschäften nach und dachte an nichts, bis am 21.
September 1848 Struwe wieder nach Lörrach kam und die Republik wieder proklamierte. Die
Bürgerwehr mußte sogleich unter das Gewehr treten und nach Schopfheim. Zell und Todtnau
marschieren, von wo sie übers Gebirg ins Unterland geführt werden sollten.

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