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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 149
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0153
Eine Abteilung Bürgerwehr und Freischaren, welche sogleich aus der Schweiz und Frankreich
herüberkamen, zog nach Staufen: aber am 24. Sept. ereilte sie General Hofmann mit einer
Kompanie Infantrie und etlichen Geschützen, wo es zum Gefecht kam. An Toten und
Verwundeten war kein Mangel, was den übrigen den Mut nahm. Meister Struw e und seine Frau
flohen durch den Schwarzwald nach Wehr, wo beide nebst ihrem Adjutanten von Schopfhei-
mer Bürgerwehr gefangen genommen und nach Freiburg transportiert wurden.

Die Württembergischen Truppen blieben noch eine Zeitlang bei uns und wurden im Frühjahr
1849 durch badische abgelöst: aber beide waren nicht imstande, den Freiheitsschwindel, der
sich im Volke so festgesetzt hatte, zu zerstören. Und es kam endlich so weit, daß das Militär,
besonders das badische, als Werkzeug gebraucht wurde, die Republik einzuführen.

In dieser Zeit empörte sich das österreichische Italien, unterstützt durch den König von
Sardinien; aber der General Radetzky -ohngeachtet er schon 84 Jahr alt war- schlug die
Italiener in 2 Hauptschlachten und endigte so die lombardische Revolution. In Wien brach
ebenfalls eine Revolution aus. Und zu gleicher Zeit in Ungarn; Wien wurde nur mit größter
Anstrengung wieder erobert, während in Ungarn beinahe 1/2 Jahr lang mit größter Erbitterung
gekämpft wurde und nur mit Hilfe der Russen konnten die Empörer überwunden werden. Die
Hauptstädte Preußens und Sachsens -Berlin und Dresden- blieben auch nicht zurück. Die
Freiheit oder vielmehr die Zügellosigkeit steckte dieselben auch an. bis die blutigen Köpfe der
größten Schreier sie belehnen, es sei doch besser unter einem Herrscher.

In der vorbeschriebenen Revolutionszeit wurden die berüchtigten Barrikaden erfunden:
Nämlich die Aufrührer schleppten in den Städten Gerätschaften. Wägen. Fässer. Kasten.
Kommoden. Klaviere. Kanapee und überhaupt alles zusammen, was einen großen Haufen
ausmacht. Dieser Haufen wurde mit den Pflastersteinen, womit die Straßen bepflästert waren,
überkleidet und auf diese Art manche so hoch, wie die Häuser selbst w aren. - dem Feind ein
Damm entgegengesetzt. Hinter diesen Bollwerken waren die Rebellen und schössen manchen
braven Soldaten nieder.

Die Fürsten Deutschlands sahen das schwierige ihrer Stellung ein und es wurde eine
Versammlung von Abgeordneten nach Frankfurt berufen, an welcher alle deutschen Länder
teilnahmen. Hier wurde die Grundlage der Gesetze für Deutschland entworfen, "die Grundrechte
". Aber die Freiheitsbestrebungen hörten nichtsdestoweniger auf und in Frankfurt selbst
wurden 2 hochgestellte Abgeordnete bei einem Pöbelaufstand ermordet.

Das badische Militär wurde im Frühjahr 1849 in das Oberland verlegt und sollten die Hüter
der bestehenden Gesetze sein. Allein die Liberalen setzten denselben alles erdenkliche
entgegen, um sie zum Treubruch zu verleiten. Man sagte ihnen vor. daß sie zum Volke halten
sollen. Das Volk könne sich selbst ohne Fürsten regieren. Denn wenn Deutschland eine
Republik sei und die vielen Angestellten verjagt seien, so könne der Soldat besser bezahlt
werden: derselbe habe eher Aussicht zu avancieren. Besonders da die Soldaten in einer
Republik bei allen Wahlen mitstimmen können, so könnten sie solchergestalt ihre Offiziere
selbst wählen. Und da der Adel nichts mehr gelte, werden nur die tüchtigsten Bürgerlichen
Stellen erhalten. Andere, die weniger Überlegungskraft hatten, machte man betrunken, um so
den großen Haufen für sich zu haben. Und hierauf geschah das Unerhörte, denn im Monat Mai
1849 empörte sich die bereits ganze badische Armee und kündete ihren Oberen, die nicht
mitrevoluzten. unter Mißhandlungen und Drohungen den Gehorsam auf. Sie wählten ihre
Offiziere aus Unteroffizieren und jagten die Treugebliebenen fort.

Der Sammelplatz der Abtrünnigen war Rastatt, w o sogleich die Republik ausgerufen wurde:
und eine provisorische Regierung unter Vorsitz des Advokaten Brentano nahm das Staatsruder
in die Hand, nachdem bei einem Volksaufstand in Karlsruhe Großherzog Leopold nebst der
ganzen Familie entflohen war. Man berief sogleich die Abgeordneten der zweiten Kammer zu
einer konstituierenden Versammlung zusammen, welche aus dem Volk neu gewählt wurde.

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