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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 151
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hingegen die Erdöpfel ganz gefehlt: man bezog dieselben von Colmar und teils am Kaiserstuhl
für 24-28 Bazen per Sester. Obst gab es gar keines, jedoch Gemüse hinlänglich.

Das Jahr 1851 war größtenteils naß: doch hat trotzdem das Erdengewächs nicht durchweg
Not gelitten. Es gab viel und gutes Heu und Öhmd. die Frucht geriet mittelmäßig, die Erdöpfel
garnicht und man bezahlte im Winter den Sester zu 34 Bazen: Kernen galt 18 fl. Haber 5 fl. pr.
Sack: der Wein wurde auch nicht besser als der 1850 er. und galt 8-12 fl.

Im Politischen verdient aufgezeichnet zu werden, nämlich Louis Napoleon, ein Brudersohn
des Kaisers, wurde vor 2 Jahren zum Präsidenten der Republik Frankreich mit 6.000.000
Stimmen auf 2 Jahre gewählt und im März 1852 wäre seine Zeit ausgelaufen. Die Parteien in
Frankreich. England. Deutschland und anderen Ländern rechneten schon lange auf einen
Umsturz der Regierung in Frankreich und machten ihre Pläne, eine allgemeine Revolution
herbeizuführen. Der Präsident, dieses wohl wissend, traf seine Maßregeln und versicherte sich
zuerst der Armee, welche ihm sehr ergeben war. und zog einige Generäle auf seine Seite. Und
während seine Gegner auf dem Sprung standen, sich seiner zu versichern, jagte der Präsident
am 2. Dezember 1851 die Nationalversammlung auseinander und nahm die Generäle Cavail-
lac. Lamoriere und andere gefangen und machte sie unschädlich. Auch geringere, welche nicht
auf seiner Seite waren, wurden aus dem Lande geschickt. Hierauf wurde im ganzen Land
abgestimmt, ob der Präsident auf 10 Jahre wieder angestellt werden soll oder nicht und so fielen
die Stimmen von 8.000.000 größtenteils zu Gunsten Napoleons aus und dieser Sieg hatte in
Europa den größten Einfluß. Denn, wenn Napoleon unterlegen wäre, so wäre höchst wahrscheinlich
eine allgemeine Revolution die Folge gewesen und ein blutiger Krieg nicht
ausgeblieben. Denn das niedergehaltene Revolutionsfeuer glimmt noch immer unter der
Asche.

Im August 1851 machte Großherzog Leopold in Begleitung seines Prinzen Friedrich eine
Reise durch das Oberland bis nach Constanz über Steinen. Schopfheim. Dossenbach. wo er die
Brandstätte einsah. Und ahnte nicht, daß er im April 1852 schon nach einem schmerzhaften,
langwierigen Krankenlager von dieser Welt scheiden müßte. Wenn je ein Fürst es gut mit
seinem Volke meinte, so war es gewiß Leopold von Baden. Unter ihm stand Baden im größten
Flor bis zum Jahr 1848. wo die unselige Revolution ausbrach. Außer einer geregelten
Finanzverwaltung gab er die wohltätigsten Gesetze, schaffte die kleinen Gefälle ab. das
Waggeld, die Frohnden etc. Im Jahr 1842 wurde der Zehnten abgelöst und der Eisenbahnbau
begonnen. Vieles wurde auf öffentliche Gebäude verwendet. Und Fremde lobten die auf
Staatskosten überall gebauten Land- und Verbindungsstraßen: die Landwirtschaft wurde
unterstützt, der Handel gehoben und unter ihm die Industrie auf eine Höhe gebracht, die vorher
nie dagewesen, denn die meisten Fabriken wurden in den 40-er Jahren gebaut. Und die
Gegenden, wo diese sich befinden, gehören zu den glücklichsten, weil immer Verdienst und
Geld im Umlauf ist: die schönen Häuser und der gehobene Wohlstand zeugen davon. Denn das
liegenschaftliche Vermögen nahm im Preis von Jahr zu Jahr zu und nur die Revolutionszeit und
die anhaltende Erdöpfelkrankheit gaben demselben einen empfindlichen Stoß. Bei den weisen
Einrichtungen seiner Regierung verband sich die edelste Herzensgüte. Denn er unterstützte die
Unglücklichen mit tätiger Hand: er gab Tausende aus seiner Handkasse an Überschwemmte.
Brandverunglückte und andere unschuldig Notleidende. Und diesen Fürsten, den Besten, den
die Geschichte kennt, konnte seine Armee und sein Volk so niederträchtig behandeln und von
ihm abfallen!

Allein auch hier bewährte sich die Tugend: denn als die Nachricht von seinem Tode
erschien, ging ein Schrei des Schmerzes durchs ganze Land. Und seine erhabene Größe strahlte
im schönsten Glänze: seine Vorzüge und Tugenden wurden von jedem gefühlt und mancher
bereuete. ihn beleidigt zu haben, der es so gut gemeint hat: sie werden aber auch noch lange
über dem Lande leuchten, wie das schöne Abendrot nach der untergegangenen Sonne.

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