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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 152
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0156
Der erste Sohn des verstorbenen Großherzogs. Ludwig, erbte zwar den Titel, aber er konnte
kränklichkeitshalber die Regentschaft nicht übernehmen, sondern der zweite Sohn. Friedrich,
übernahm dieselbe als Prinzregent. Und man huldigte ihm willig und freudig gleichsam, um
die Mannen seines Vaters zu sühnen. Geschrieben den 21. Mai 1852.

Das Jahr 1852 fing gut an: ein gelinder Winter und die Monate März. April und Mai. welche
durchgehends trocken waren, legten eine außerordentliche Fruchtbarkeit in die Erde. Die
Früchte standen den Sommer über in einer Üppigkeit, wie man sie selten sieht. Die Erdöpfel
versprachen den größten Segen. Und die berüchtigte Krankheit zeigte sich ganz spät, sodaß
man vermutete, sie werde wohl gar ausbleiben oder nicht so heftig wie frühere Jahre auftreten:
allein es kam anders. Der Monat Juni war naß und man konnte erst im Juli heuen: einige Tage
war in dem Monat Juli eine afrikanische, fast unerträgliche Hitze, wie sie selten vorkommt.
Aber um die Zeit von Jakobi. als man an die Ernte wollte, fiel Regenwetter ein: und beinahe
alle Tage bis zum 16. August regnete es unaufhörlich, sodaß die geschnittene Frucht 14 Tage
bis 3 Wochen liegen blieb und Weizen und Korn fingerslang auswuchs. Die Erdöpfel wurden
vom anhaltenden Regen schwarz und faulten zusammen und die Hoffnung auf wohlfeile
Lebensmittel w urde zu Wasser. Der Jammer war allgemein, denn die schöne Aussicht anfangs
Sommer war dahin. Geschrieben d. 16. Aug. 1852.

Also vom 16. August hielt das Regenwetter wie vorher beschrieben noch immer an; es war
dabei nie kalt: erst am 16. Jenner 1853 fiel das erste Schneeflöckchen: aber am 18. war aller
Schnee wieder weg und an dessen Stelle waren stürmische Regentage eingetreten.

Der Sack Kernen galt 16 fl.. Gerste 7 fL, Haber etwas über 4 fl.. Heu 1 fl 30 Bazen und der
Sester Erdöpfel 24 bis 28 Bazen: man bezog dieselben von Riegel bis Rastatt.

Vom Politischen hat das Jahr 1852 vieles Merkwürdige hinterlassen. Bei uns in Baden ist
man der Revolution kräftig entgegengetreten. Die Beamten machen es sich überall zur
Aufgabe, dieselbe, wo noch ein Funke zu Tage kommt, zu zerstören; und suchen mit der
Regierung dem Notstand, welchen dieselbe herbeigeführt hat. überall zu begegnen durch
weise Anordnungen und tätige Mittel: aber es war die höchste Zeit, denn die Verarmung war
allenthalben.

In Frankreich wurde der Regent unter dem Titel Napoleon III. mit Stimmenmehrheit zum
Kaiser gewählt und es scheint, daß das Revolutionsfieber auf einige Zeit zur Ruhe gebracht ist:
aber er hat noch viele Gegner, die noch nicht ruhig sind.

In Berlin machte der Österreichische Kaiser Franz Josef dem König von Preußen einen
Besuch, was in der Geschichte nicht bekannt ist und bisher nie geschah, woraus man auf eine
Befestigung der deutschen Angelegenheit mit Vertrauen schließen darf und ein Beweis ist. daß
einem revolutionären Streben von Seiten der deutschen Monarchen kräftig entgegengewirkt
werden soll.

Über die Ereignisse in der Natur ist noch zu bemerken, daß der Winter bei Mannesdenken
nie so gelind war wie der heurige. An Orten, wo milderes Klima herrscht als bei uns. blüheten
Mandel- Pfirsig- und Kirschbäume. Sträuße von verschiedenen Blumen schickte man im
Dezember und Jenner einander zu: auch sah ich selbst Blüten an Roggenähren. So wie in der
Gegend von Badenweiler sogar ein Vogelnest mit Eiem gefunden wurde: auf der Neumatt
blühete ein Habermarkstock mit 2 Blumen.

In unseren häuslichen Verhältnissen blieb es ziemlich beim alten. Und ich habe es nur zu
bemerken, daß ein Knecht, welcher volle 45 Jahre mit Ausnahme von 3 Wochen in unserer
Familie war. am Stefanstag zu Grabe getragen wurde. Derselbe kam im Jahre 1807 zu meinem
Schwiegervater in Hägelberg und ging dann im Jahr 1830 mit ihm zu uns nach Steinen. Sein
Name war Jakob Sutten gebürtig in Hägelberg: und starb ledig: er betrachtete sich zu unserer

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