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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 153
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Familie gehörig, wurde auch als ein Mitglied derselben gehalten und es wäre zu wünschen, daß
alle Dienstboten so wie er den Dienst versehen würden.

Heute, am 11. März 1853. kann man dem Winter seinen Charakter erst besser erkennen: war
er, wie oben gesagt, nicht nur gelinde, sondern anhaltend warm; so wurde er doch nicht, wie
das Sprichwort sagt, vom Wolf gefressen: denn am 17. Februar fing es an zu schneien und
während drei Tagen und 3 Nächten fiel so viel Schnee, daß er auf den Ebenen bis 3 Fuß tief
lag. Und 14 Tage lang war die beste Schlittbahn. Am 6. Februar sollte in Mailand eine
Revolution ausbrechen. Bei 15-20 österreichische Offiziere u. 3 Soldaten wurden meuchlings
erstochen und einige Tage nachher erhielt Kaiser Franz Josef in Wien einen Stich von einem
Ungarn in den Kopf, woran er einige Tage das Bett hüten mußte. Flugschriften wurden in Basel
und Weil entdeckt und es war wieder ein Umsturz vorbereitet.

Der Winter machte seine Flausen durch den ganzen April. Es war abwechselnd kalt mit
Schnee. Reif und Regenschauem. Und mit Säen und Setzen war man bis am 20. Mai noch nicht
fertig: ich bemerke dieses nachträglich noch, damit der Beweis geliefert ist. daß allerdings ein
gutes Jahr eher zu hoffen in Aussicht steht, wenn die eigentlichen Wintermonate Dezbr., Jenner
und Februar statt warm strenge kalt mit ziemlich Schnee versehen sind.

Den 17. Mai 1853. morgens 1/2 2 Uhr starb unser lieber, unvergeßlicher Sohn, Johannes
Schöny. in seinem 33. Lebensalter, noch ledig. Es wurde uns eine große Stütze entrissen. Sein
Wirken als Landwirt, sein Fleiß. Tätigkeit und Berufstreue, seine stille Bescheidenheit und
heiterer Sinn, von keinem Recken getrübt, erheiterten unsere alten Tage. Friede seiner Asche.
Das Frühjahr und der Sommer 1853 waren größtenteils naß; es gab viel Heu. welches aber
kraftlos war, mittelmäßige Frucht, welche aber sehr vom Gras überwachsen wurde und
schlecht ausgab. Grundbieren gerieten garnicht an manchem Ort nicht der Samen, doch besser
im Unterland, wo wir sie her bezogen, den Sester zu 48 Bazen. Der Sack Kernen galt 24 fl.
Gersten 17 fl.. Roggen 17 fl., Haber 9 fl., Wein 22 fl. Das natürlich merkwürdigste pro 1853/
54 ist, daß anfang von October 1853 bis 24. April 1854 beinahe kein Regen fiel. Im Jenner
schneiete es einige Tage und Nächte. Und dieser Schnee, welcher ganz durch die Sonne
wegging, gab der Erde allein Feuchtigkeit und den Bäumen und Flüssen ihr Wasser. Im
hiesigen Ort mußten bereits alle Brunnen tiefer gemacht werden. In Folge der teuren
Lebensmittel mußten die Armen im Umessen und aus milden Fonds unterstützt werden. Denn
statt, daß man glaubte, die Lebensmittel würden abschlagen, blieben sie immer auf gleicher
Höhe, indem aus fremden Ländern keine Zufuhren geschehen konnten, weil es dem russischen
Kaiser eingefallen ist. die Türken mit Krieg zu überziehen. Und im Spätjahr 1853 mit einer
Armee in die Walachei einfiel, was natürlich die Lebensmittel nach den Kriegsgegenden zog.

Wie oben gesagt, war bis 24. April schön Wetter, warm und trocken, sodaß alles einem guten
Jahr entgegensah. Die Grundbieren, welche früh gesetzt werden konnten, schlupften schon aus
dem Boden. Der Lewat und die Bäume standen im Blust. Aber oh Weh! Jetzt fielen 2 Nächte
nacheinander Reife und kaltes Regenwetter ein. welches heute noch w ährt. Geschrieben 28.
April 1854.

Vom 24. April 1854 an war es 3 Monate naß. Das Heu konnte erst im Juli eingebracht
werden. Der Juli und August waren so, daß die Ernte eingebracht werden konnte. Es gab
mittelmäßig Heu und Öhmd: mit dem Fruchtwachs konnte man zufrieden sein; Erdöpfel würde
es mehr gegeben haben, wären die Sommermonate trockener gewesen: Obst gab es keines und
Wein nicht viel aber gut: der 1854er Wein stieg gleich nach dem Herbst auf 30-33 fl.. die Frucht
nämlich Kernen galt 24 fl.. Roggen 16 fl.. Gersten und Haber 7 fl. und darüber. Von Mitte
August bis Mitte November war eine anhaltende Trockne, sodaß man erst im November und
Dezember säen konnte. Der Winter von 1854 bis 1855 war leidlich. Im Jenner 1855 fiel ein

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