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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 154
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starker Schnee, der aber nach 8 Tagen bereits wieder wegging. Allein vom 11. bis 18. Februar
schneiete es unaufhörlich Tag und Nacht, und am 19. lag der Schnee so tief, wie ich ihn bei uns
noch nie gesehen habe: er lag bei uns auf dem flachen Lande 2-3 Fuß tief und ging langsam
weg, sodaß der Roggen darunter faulte und im Frühjahr mancher Acker mit Gersten oder Haber
noch einmal mußte gesät werden. Im März waren ein paar lieblich warme Tage und es war die
ganze Vegetation in ihrem Erwachen: allein, es war das Erwachen aus einem schönen Traum,
wo einem das Haus über dem Kopf in Flammen steht: denn es fiel Regenwetter mit starken
Reifen ein. sodaß am 19. Mai alles Weiß war. Das Gras stand ab, die Frucht im Feld wurde gelb,
das Blust an den Bäumen erfror und die gehegte Hoffnung eines gesegneten Jahres, welches
bei der drückenden Teuerung so wohl getan hätte, war dahin. D. 19. Mai 1855.

Den 25. Juli nachmittags 3/4 auf 1 Uhr Erdbeben: 4 Stöße von West nach Ost. daß viele
Kamine zusammenfielen: Erdöpfelkrankheit. zeitige Gerste. Das Jahr 1855 war. trotzdem daß
kalte Nächte und bis 19. Mai noch Reife alles zurück hielt, doch wieder ein Erholungsjahr. Es
gab wieder seit 10 Jahren das erste mal Grundbieren, wiewohl die Krankheit auch wieder
Einsprache machte. Aber die Knollen waren bei ihrem Eintritt bereits gewachsen; jedoch
waren sie nicht mehlicht. Auch die übrigen Früchte waren gut geraten. Die Frucht schlug ein
wenig ab (billiger), was eine Folge der im Winter entstandenen Friedensaussichten w ar. Denn
nachdem im Spätjahr 1855 die Festung Sebastopol in der Krim durch die Franzosen und
Engländer erobert war, waren die kriegsführenden Mächte zum Frieden geneigt.

Wein gab es mittelmäßig und galt an den besten Orten im Herbst 25 bis 30 fl. Im März 1855
gebar meine Tochter ein Knäblein. welcher Oskar getauft wurde und alle Eigenschaften besaß,
die Liebe seiner Eltern und Großeltern sich anzueignen: allein um die Weihnachten wurde er
von einer Brustkrankheit befallen, an welcher er trotz aller ärztlichen Hilfe und unermüdlicher
Pflege nach sechswöchentlichen größten Leiden erlag. Geschrieben den 9. Februar 1856.

Das Jahr 1856: Die Monate Febr.. März und April mehr warm als kalt. Die Bäume trieben
und mit Setzen und Säen war man fertig als am 3. Mai das Regenwetter einfiel und bis 6. Juni
so anhielt, daß die meisten Erdöpfel in nicht ganz trockenen Äckern total verfaulten. Das Blust
an den Bäumen ging ganz zu Grunde: Obst gabs nichts und die Kirschbäume standen zum Teil
ab und wurden dürr. Die Sommermonate bis nach dem Herbst waren trocken und die Fabriken
litten Wassermangel, der bis Februar 1857 anhielt. Die Frucht geriet mittelmäßig. Futter
ebenso und andere Gewächse, Erdöpfel und Gemüse desgleichen. Der Preis blieb bei allem wie
im vorhergehenden Jahr.

Im Monat Sept. v.J. wollten die königlich Gesinnten in Neuchätel in der Schweiz sich von
der Schweiz frei machen und sich wieder ihrem Souverain. dem König von Preußen, welcher
das Ländchen im Jahr 1848 in der Revolution verlor, einverleiben, was ihnen aber nicht gelang.
Denn die übrigen Kantone standen zusammen und nahmen nach einem Kampf, in welchem es
auf beiden Seiten blutige Köpfe gab. die Rädelsführer gefangen und sperrten dieselben ein. Der
König von Preußen hatte aber nie auf sein Hoheitsrecht über den Kanton Neuenburg verzichtet,
verlangte die Freilassung der Gefangenen und drohte mit einem Krieg, welchen die Schweiz
zu parieren Miene machte. Denn augenblicklich rüstete sich die letztere dazu und es war
unerhört, mit welchem Enthusiasmus Alt und Jung, Kinder und Frauen das ihrige zu einem
Krieg beitrugen. Es rückten unverzüglich 30.000 Mann an den Rhein: die übrige Mannschaft
wurde mobil gemacht; von Grenzach bis Kleinhüningen Schanzen angelegt so wie alles übrige
zu einer hartnäckigen Gegenwehr angeordnet.

Diese Geschichte hat zwar nicht den Wert, daß sie aufgezeichnet würde, wenn nicht die aus
einem Zusammenstoß entstandenen Folgen für unsere Gegend von Wichtigkeit hätten werden
können. Denn die Schweizer hatten die Absicht, wenn die preußischen Truppen anrücken

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