http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0166
Gedenkfeier für Albert Eisele
Am 25. November 1990 veranstaltete die Stadt Kandem zum Gedenken an den 100.
Geburtstag ihres bekannten Heimatgeschichtsforschers und Ehrenbürgers Albert Eisele
(1890 - 1971) eine Gedenkfeier. Diese begann mit der Niederlegung eines Blumengebindes
an seinem Grab durch Bürgermeister Karl Friedrich Klein. Anschließend erfolgte im
"Ochsen"-Saal eine Würdigung seines Lebens und Werkes sowie seiner Verdienste um
unseren Verein. Die gutbesuchte Matinee endete mit der Übergabe einer von Volker Scheer.
Kandern. in jahrelanger Arbeit zusammengetragenen Sammlung aller Aufsätze Albert
Eiseies an die Stadt. Die beiden an dieser Feier gehaltenen Vorträge über unser Ehrenmitglied
Albert Eisele veröffentlichen wir an dieser Stelle.
Albert Eisele - ein Heimatfreund
Gerhard Moehring
Als mich vor 3 Wochen Herr Volker Scheer fragte, ob ich zum 100. Geburtstag von Albert
Eisele ein paar Worte zu Leben und Werk des Kandemer Ehrenbürgers sagen könnte und
unter welches Thema man diese Worte stellen sollte, entsprach ich ebenso spontan diesem
Wunsche, wie ich nach kurzer Überlegung formulierte: Albert Eisele - ein Heimatfreund.
Aber dann stellte sich sofort die Frage, was verstehen wir eigentlich heute unter einem
"Heimatfreund" und erst recht, ob sich Albert Eisele selber auch als solcher begriff. Schon
beim Wort "Heimat" reagiert ja mancher heute etwas allergisch oder subsumiert unter
diesem oft mißbrauchten Begriff die unterschiedlichsten Vorstellungen. Befragen wir - um
möglichst objektiv zu bleiben - einfach das Brockhaus-Lexikon, dann heißt es dort: Heimat
ist die Umwelt, mit der der einzelne durch Geburt oder Lebensumstände verwachsen ist.
Besonders im Deutschen begreift das Wort eine Gemütsbindung, das Daheim-geborgen-
sein. Naturnahe Verhältnisse, Verkehrsferne, abgeschlossene Lage fördern das Heimatgefühl
. Es ist jedoch weder auf die Naturlandschaft, noch auf die schöne Landschaft beschränkt.
Ähnliches gilt für die Tradition, in der Land und Leute verwachsen, Mundart, Brauch und
Sitte wurzeln. Die Klein- und Mittelstadt mit lokalem Geschichtsbewußtsein bietet seit alters
ein günstiges Klima für Heimatliebe und Heimattreue - und ich darf ergänzen, sie sind die
existentiellen Voraussetzungen für einen Heimatfreund wie Albert Eisele. Heimat - so
belehrt uns das Lexikon weiter - ist eine der mächtigsten menschlichen Wirklichkeiten. Ein
Freund oder eine Freundschaft - so definiert der Autor weiter - resultiert aus einem Verhältnis
gegenseitiger Zuneigung, das auf Sympathie, Verständnis, Achtung und Gemeinsamkeit von
Interessen und Lebensbedürfnissen beruht und im geistigen Bereich seine höchste Ausprägung
findet.
Ich glaube, hier ist alles gesagt, was auch zur Charakterisierung von Albert Eisele
beizutragen ist. Wenn auch am 15. Dezember 1890 in Rastatt geboren, hat er nach einer ersten
Lehrerstelle in Sandhausen bei Heidelberg und Waldkirch 1910, dann 1911 in Tegernau.
1913 in Eichstetten seine Militärdienstpflicht 1914 - 1918 im l. Weltkrieg absolviert, aus
dem er als Leutnant zurückkehrte. 1918 setzte er seine Lehrertätigkeit in Bischoffingen fort
und hat dann 1926 in Kandern eine endgültige Bleibe gefunden, gleichsam seine Wanderjahre
abgeschlossen. So ist Kandern ihm zur neuen Heimat geworden - getreu unserer obigen
Definition - ein Prozeß, der sich aber nicht von selbst vollzog. Diese Wahlheimat hat sich
Albert Eisele in mühevoller Arbeit und auf besondere Weise zu eigen gemacht.
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