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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 41
(PDF, 32 MB)
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Nach langer Vorbereitung erscheinen in seinen späteren Jahren noch umfangreiche Werke
wie die "Alsatia Illustrata" und die "Historia Zaringo-Badensis". Sie sind in diesem Umfang
und in dieser Zeit nur möglich, weil Schöpflin aus Bibliotheken und Archiven unermüdlich
Quellen zusammenträgt und sich dabei ganz erheblich auf den Fleiß und den Eifer seiner
Schüler und Mitarbeiter verlassen kann, neben vielen Freunden aus der europäischen
Gelehrtenrepublik.

Für die "Alsatia Illustrata" (1751-1761) dauern die Vorbereitungen über zwei Jahrzehnte.
Der erste Band sollte Historisch-Geographisches erfassen, in der "Alsatia Litterata" Literatur
und Wirtschaftsgeschichte bringen, in der "Alsatia Sacra" die Kirchengeschichte darstellen,
in der "Alsatia Diplomatica" die einschlägigen Urkunden publizieren und mit "Scriptores
rerum Alsaticarum" noch die erzählenden Quellen einschließen.

Natürlich sind zum Thema schon Vorarbeiten von Ulrich Obrecht, 1681, neben dem
Jesuiten Laguill (t 1742) zu nennen, der mit staatlicher Unterstützung und teilweiser
Archivforschung seine Arbeiten herausbringt, ohne Deutsch zu können, und in politischreligiöse
Tendenzen verfällt. Doch eine systematische archäologisch-archivalische Forschung
dafür gab es noch nicht.

1733 erreicht Schöpflin freien Zugang zu allen staatlichen und städtischen Archiven des
Elsaß durch den Kanzler D Aguesseau. Auch der Hof fördert ihn. Wichtigster Mitarbeiter ist
bis 1741 sein Vetter und Schüler, der Archivar J.F.Herbster. Fast jeden Sommer und Herbst
ist Schöpflin auf Erkundungsreisen im Elsaß und im Oberrheingebiet. Dann wird A.Lamey
sein ständiger Begleiter, von ihm stammen kleinere Abschnitte. Basel stellt alles Material
zur Verfügung. 1744 liegt der erste Band fertig zum Druck bereit. Die Auseinandersetzung
mit Prätor Klinglin scheint im Frühjahr 1746 die Herausgabe zu gefährden. Doch Schöpflin
bespricht mit dem Kanzler diese historisch-geographische Landesbeschreibung, die keine
geschlossene Darstellung vorsieht. Die bibliophile Ausstattung finanziert die französische
Krone. Sie wird im Sommer 1746 als "Alsatia Illustrata" und "Alsatia Litterata" in zwei
Bänden in Großformat/Folio angekündigt, vom Bruder in Kolmar mit königlichem Druckereiprivileg
in 1.000 Exemplaren herausgebracht und war 1748 für 48 Livres im Subskriptionsverfahren
angeboten worden. Zusammen mit A.Lamey überreicht der Verfassser am
12.Juli 1751 Ludwig XV. in Compiegne den ersten Band.

Für den zweiten werden nur noch 500 Stück aufgelegt. Der Verkauf geht schleppend und
ist wegen des aufwendigen Formates kein Erfolg. Da in Latein geschrieben, wandte sich die
Arbeit weniger an die Bewohner des Elsaß als an die europäische Gelehrtenwelt. Die
Aneinanderreihung der Einzelheiten nach der Wolff sehen analytischen Methode bringt
Schöpflin das Lob der Zeitgenossen ein. Von den Nachfahren wird das Werk nicht mehr so
recht verstanden.Doch hat seine Kontinuitätsthese der Siedlungen von Römern zu Alemannen
und dem Mittelalter heute wieder Gewicht gewonnen, ebenso bringt er Beispielhaftes
über die Typen und die Funktion der Pfalzen.

Die Zeit seit 1648 wird aus politischen Gründen sehr kurz behandelt. Sie beschränkt sich
mehr auf eine Zusammenstellung der Intendanten, Gouverneure. Prätoren und des elsässi-
schen Adels. Einzelheiten, wie die Ableitung des Namens Elsaß von III, sind inzwischen
überholt. Doch das Werk war die erste wissenschaftliche Bearbeitung der elsässischen
Geschichte. Bei den Fakten wird streng unterschieden zwischen historisch gesicherten und
wahrscheinlichen Mutmaßungen. Die sogar in Latein, Französisch und Deutsch 1754
erschienene Arbeit "Vindiciae celticae", Keltenrechte, die aus der damaligen Sicht Gallien
zur Heimat der Kelten erklärt, auch "Keltomanie" nach der Ossian-Übertragung im Hintergrundwissen
zeigt, wurde von späteren und neuen Erkenntnissen überholt. Ebenso ist sein
Beitrag zur Gutenbergforschung auch heute noch nicht abgeklärt. Es bleibt umstritten, was
Gutenberg/Gensfleisch in Straßburg gedruckt hat.

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