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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 69
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0071
Häufig wird in der Historia die Völlerei mit Papsttum (siehe oben) und (reichen) Klöstern
in Verbindung gebracht. - auch eine "Erfindung" Gasts: "Faust kam auch unsichtbar für des
Papsts Palast, da sah er viele Diener und Hofschranzen, und die Gerichte und Speisen, so man
dem Papst auftrug, und so überflüssig, daß Faust darnach zu seinem Geist sagte: Pfui, warum
hat mich der Teufel nicht auch zu einem Papst gemacht?" (S. 54). Faust kommt zu dem
Ergebnis: "Ich meinte, ich wäre ein Schwein oder Sau des Teufels, aber er muß mich noch
länger ziehen: diese Schweine zu Rom sind gemästet, und alle zeitig zu braten und zu kochen"
(S. 54). Daß diese Sätze deutlich-derbe antipäpstliche Einstellungen des Verfassers zeigen,
muß wohl nicht länger erörtert werden! Wenn in der Historia-Fassung von 1599 "Klöster"
und "Papisten" in einem Atemzug genannt werden (S. 109), so wird klar, daß diese
Mönchskirche nur eine Vorstufe und Vorbereitung der Papstkirche darstellt, die Kritik des
Verfassers also immer beide meint.

Dem Motiv des Hundes als Teufel und/oder Diener begegnen wir auch in der Historia.
Widmann nimmt dieses Motiv noch wesentlich ausführlicher auf.

Im vierten Kapitel der Historia fordert Faust vom Geist "so Mephostophiles genennet" (S.
12) unter anderem, daß dieser "ihm geflissen. unterthänig und gehorsam sein sollte als ein
Diener" (S. 12). Bald darauf zeigt dieser teuflische Diener Faust, zu welchen Verwandlungskünsten
er in der Lage ist: "Er ging im Haus um. wie ein feuriger Mann, da von ihm gingen
lauter Feuerstramen oder Strahlen. (...) Bald wiederum wurd ein Gejägt gehört von Hunden
und Jägern: die Hunde trieben und hetzten einen Hirschen, bis in D. Fausti Stuben, da ward
er von den Hunden niedergelegt" (S. 16). Ein anderes Mal werden "Fausto (...) alle höllischen
Geister in ihrer Gestalt fürgestellt" (S. 41). darunter auch "Anubis, dieser hatte einen
Hundskopf, schwarz und weiß, im Schwarzen weiße Tüpfeln und im Weißen schwarze.
Sonsten hatte er Füß und hangende Ohren wie ein Hund" (S. 42). Reminiszenzen an die
ägyptische Mythologie! Widmann (1599) widmet der Beziehung Fausts zu einem Hund
sogar zwei eigene Kapitel: er schreibt: Faust habe "einen großen schönen schwarzen zotteten
Hund (gehabt ), der ging auf und nieder, auf den sah er mit Fleiß. Und als er sich wollt mitten
in die Stuben legen, da redet D. Faustus ein Wort, welches er nit verstund, alsbald ging der
Hund hinaus für die Stubenthür, und thät ihm die Thüre selbst auf. (...). Seine Augen waren
ganz feuerrot und ganz schrecklich anzusehen, und ob er gleich ganz schwarz zottet war, so
verändert er sich doch in eine andere Färb, wenn Faustus ihm mit seiner Hand über den
Rücken strich und ihn liebet, als braun, weiß und rot" (S. 77). Später verleiht Faust seinen
Hund an einen Abt. "Hierauf kündet D. Faustus seinem Hund Prästigar den geleisteten Dienst
auf obgemeldete bestimmte Zeit auf. und beschwur ihn. daß er dem Abt sollt gänzlich
gehorsamen. (...). Der Hund war ihm ganz gehorsam, wie ihn denn der Abt gar lieb hatte"
(S. 110).

Teuflische Geschichten. "Wunder". Verwandlungen und Verwirrungen sind in der
Historia so zahlreich, daß sie hier nicht gesondert aufgeführt werden müssen.

Mit diesen Motiv-Vergleichen kann noch lange nicht eine direkte Abhängigkeit der
Historia von Gasts Faust-Stellen bewiesen werden. Zahlreiche andere Quellen hat der
Verfasser des Faust-Buches mit Sicherheit gekannt und verwendet: Hans Henning hat sie in
seinem Aufsatz 1960 (noch einmal) zusammengefaßt.45' Sebastian Brants "Narrenschiff'
soll als ein literarisches Vorbild des Historia-Verfassers wenigstens genannt werden.46' Auch
dieses Werk gehört nach Basel: es wurde dort 1494 zum ersten Mal herausgegeben, sein
Verfasser war Professor für Jura und Poesie an der Universität Basel.

Bleiben wir bei Johannes Gast: eine auffallende Parallele zwischen seinem literarischen
Werk und dem Faust-Buch ergibt sich an den Stellen, wo erzählte Story und theologische
Warnung miteinander eng verknüpft werden. So heißt es zum Tod Fausts am Ende der
Historia: "Denn uns hie ein schrecklich Exempel seiner Verschreibung und Ends fürgebildet

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