http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0089
"Erst die inhaltlose Ode des Dastehens läßt mich ganz unser neues Dasein... empfinden.
Erst in der stehenden Masse fühlt man. w as man nun ist: ein leeres Gefäß".
In Lörrach stationierte Minenwerfertruppen heim Exerzieren am Wintersbuck.
Foto: Stadtarchiv Lörrach
beseitigt dieses Selbstbewußtsein, er verkehrt und mißachtet die menschliche Natur von ihrer
Sinnlichkeit bis zu ihrer metaphysischen Berufung, um durch Egalisierung und Uniformierung
die Seele zum Mechanismus umzubilden" (S. 88 f).
Die ethisch ausgerichtete Argumentation Raphaels hat längst deutlich werden lassen, daß
er sich keineswegs gegen die Ein- und Unterordnung wehren will, da ja schon seine ganze
bisherige Jugend "Unterordnung unter eine Idee war, eine Unterordnung bis zur Selbstaufopferung
, aber eine freie und mich befreiende Unterordnung"( S. 76) - Raphael aber hatte "zu
viele Organe zum Empfangen, zu viel Hang zum Grübeln, zu große Selbständigkeit im
Wirken, um als Soldat brauchbar zu sein, dessen Tugenden sind: nichts zu empfinden, nichts
zu denken und blindlings zu folgen" (S. 76). Bereits in diesen notwendigen Voraussetzungen
militärischer Brauchbarkeit - und nicht erst im "Ernstfall Krieg" - sieht Raphael das
Destruktive und Entmenschlichende des Militarismus, den er so als äußersten Gegensatz
nicht nur zur Idee des Sittlichen, sondern auch des Schöpferischen qualifiziert. Zu diesem
aber bekennt sich Raphael in fast missionarischem Pathos immer wieder: "Der schöpferische
Mensch", so Raphael in einer Eintragung vom 9. September 1915, "ist zu sehr Kämpfer, als
daß er Soldat sein könnte...Er ist der geborene Kämpfer um die Erlösung der Menschheit, die
er an den Fluch des Zweifels und des Glaubens, der Willkür und der Askese, der Gosse und
des Himmels gebunden sieht...Was sind gegen diesen Kämpfer von Natur aus Soldaten.
Schlachten und Völkerkriege? Episoden der Materie! Und die sollten mich bezwingen
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