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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 95
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Berg" die Rede bei der Sage vom versunkenen Christenheer (S. 263). Daher suchte man
gespannt in Ludwig Vögelys "Sagen aus dem Markgräflerland". die 1989 neu herauskamen.
Enttäuscht stellt man fest, daß Schliengen nur im Zusammenhang mit der "Kalten Herberge"
als Poststation genannt ist (S. 47). In den "Gespenstischen Ohrfeigen" (S. 50). die Vögely den
"Wanderblüten" von Lucian Reich entnommen hat. kommt zwar Schliengen vor. jedoch
handelt es sich tatsächlich um eine Bellinger Sage.

So sollen hier die Schliengener Sagen festgehalten werden, ehe sie gar vergessen sind. Den
Grundstock für diese Sammlung legte Ende der 30ger Jahre Berufsschullehrer Johann Baier
für das damalige Schliengener Dorf- und Hausbuch. Die Sagen stammen von verschiedenen
Erzählern und unterscheiden sich daher im Stil. Von manchen gibt es mehrere Versionen, wie
das bei mündlich tradiertem Erzählgut häufig der Fall ist. Daher sind manche Sagen in
mehrfacher Form gegeben, und dazu teils auf alemannisch, teils auf hochdeutsch. Der
Großteil der alemannisch gefaßten Sagen stammt von Olga Schneider (O. Sch.) geb. Sattler,
die einst als Kind ihrem Großvater Hermann Sattler ("Vogt-Sattler") aufmerksam zugehört
hat.

Die älteste Sage, die aber im Dorf selbst nicht mehr bekannt ist, stammt aus der
"Zimmerischen Chronik" (aus der Mitte des 16. Jahrh.) und ist in das "Badische Sagenbuch"
von J. Waibel u. H. Flamm von 1898 aufgenommen worden (S. 217):

Das Jahrgericht

"In einem Dorfe, auf dem Schwarzwald gelegen, heißt Schliengen. ist dem Abt von St.
Blasien gehörig, hat es einen abenteuerlichen Gebrauch. Wenn daselbst um Martini
Jahrgericht gehalten wird, so muß dieselbige Weil ein Bauer hinter dem Ofen sitzen, in Hut
und Kappe und wohl angetan, und heizt man dazwischen zum Vorteil ein. Das geschieht
jährlich aufs Jahrgericht.

Woher aber der Gebrauch also erstanden, oder was es bedeuten soll, das ist der Länge der
Zeit halber vergessen, und können die Einwohner dessen keinen Grund angeben."

Und weiter heißt es bei Waibel und Flamm: "Zwischen Schliengen und Steinenstadt zeigt
sich ein böser Schimmelreiter". Dem dürfte entsprechen, was im Dorf heute noch berichtet
wird, nämlich daß sich zwischen Schliengen und Mauchen ein Schimmelreiter zeigt, wenn
über dem Mauchenbächlein die Nebel dräuen. Dann heißt es, rasch nach Hause eilen! -
Parallel hierzu wird gesagt, daß man an Nebeltagen in der Abenddämmerung, wenn man
unterhalb des "Hölzles" am Hohlebach sitzt, das Flüstern der Holla, der Göttin der Unterwelt,
hören kann. Sie erzählt uns von allen Geschehnissen, die sich im Tal durch die Jahrtausende
zugetragen haben. Jedoch nicht jeder versteht die Sprache der Göttin, die durch das Murmeln
des Baches spricht. - Hier zeigt sich übrigens, daß der ursprüngliche Name des Baches, "die
Holle" (so in allen alten Urkunden), noch nicht ganz vergessen ist.

L Die Gewann-Sagen

In diesen Sagen kommen über 20 verschiedene Flurnamen vor. Darunter solche, die man
auf Anhieb nicht als solche erkennt, wie "im Tal", "der Rank", "Baselweg" oder "Wagenstel-
li". Manche dieser Sagen sind der volkstümliche Versuch, den Namen, dessen Herkunft nicht
mehr bekannt ist. zu erklären, so z.B. "d'Hundsgruebe" (Nr. 8). Wahrscheinlicher als die
Sagenerklärung ist. daß dieses Gewann - in Dorfnähe - zeitweise für das Begraben von
verendeten Hunden vorgeschrieben war. Beim "Prädikantenbrünnle" (Nr. 9) dürfte es eine

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