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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 100
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0102
9) Das Prädikanten-Brünnle

Ungefähr 100 Meter unterhalb der "unteren Wagenstelle", da wo die versumpften Weiden
stehen, liegt das Gewann "im Ugselt". Dort sprudelte einst eine Quelle hervor, die man das
"Prädikanten-Brünnle" nannte.

In früheren Zeiten erschien bei der Quelle jedes Jahr in der Neujahrsnacht um 12 Uhr ein
Zwerglein. Das hielt in der einen Hand eine Traube, in der andern eine Ähre. War nun die
Traube groß und schön, dann durfte man einen guten Herbst erwarten, - und war seine Ähre
voll und gelb, dann stand eine reiche Emte in Aussicht. Trug das Männlein aber eine kleine,
faule Traube und eine armselige Ähre mit schwarzen Körnern dazwischen, dann gab es eine
magere Emte und einen schlechten Herbst.

So war das Zwerglein schon seit Menschengedenken Jahr um Jahr erschienen, und viele
Schliengener waren immer in der Neujahrsnacht zum Prädikanten-Brünnle gegangen, um
dort zu erfahren, wie das kommende Jahr ausfallen würde.

Da faßte man aber die schöne Quelle und leitete das Wasser in den Ziegelhof. Das
Zwerglein ärgerte sich anscheinend darüber: denn seit jener Zeit ließ es sich nimmer blicken.

Die Schliengener wissen aber seither auch nicht mehr als andere Leute und können heute
über einen zukünftigen Herbst oder die Emte auch keine bessere Auskunft geben als die
Mauchener und Bellinger. Weshalb haben sie auch dem Zwerglein seine schöne, gute Quelle
genommen?

Emma Jäger

10) 's Hexehüsli im Hauelt

Wemme 's Römersträßli uf goht, isch rechts no e Hohlweg, wu jetz verwilderet un
verwachse isch. Dert gohts ins Hauelt. Obe ufern Rai. wu me scho fascht in de Rebe isch. do
stoht 's Hexehüsli. Numme wenig Lit wisse noh seil Plätzli, un doch het seil Hüsli über
Johrzehnte de Lit. wo im Feld und Rebe gschafft hänn. as Schutz dient vor Rege un Unwetter.
Doch noch der überlieferte Sage isch des emol änderst gsi.

Do het e Hex drin ghuust: E Wasserchessel isch mitere Chettene an der Decki ufghängt gsi.
Am Bode het sie e Füür gmacht mit Holz un het so allerhand zemmebraut. Sie soll all Chriitli
gsuecht un dörrt ha für mänkerlei Breschte. Aber au giftig-teuflischs Züg heb sie gmacht.
Wie alt sie gsi isch, het me nit gwißt. Sie het halt usgseh wiene alti Hex.

Sie soll früeiher emol e ganz schön Maidli gsi sii. Aber si het e Hochmuet gha un het alli
Buebe am Narreseil ummegfüehrt. Jede isch dem Maidli z'wenig gsi, un all het si noh ebbis
Bessers welle. Do het es e Bursch vo Schlienge ehrlich gmeint un het des Maidli welle hirote.
Doch si het en numme usglacht. No isch er so zornig worde. aß er des Maidli verwünscht het:
sie soll wüescht werde wie e Hex. aß ere der Hochmuet vergoht. Do hets blitzt un des schön
Maidli isch zuenere Hex worde. Der Bursch isch fascht uf der Tod verschrocke. Er het si
Verwünschig bereut, aber es isch nit meh z'ändere gsi. Wil er aber eso e Liebi zue dem Maidli
gha het, isch er au bi dere Hex bliebe un het denkt, dur Liebi wird alles wieder guet werde.
Er het des Hüsli baut mit luter Stei un Dreck. Heim isch er nimmi gange: aber mit der Zit het
er der Verstand verlöre. Amme schöne Tag het er sich arame Baum mit Liene ufghängt.

Vo dert ab het die Hex alles möglich zemmebraut. E mänke junge Bursch oder au Maidli
sin zuenere higange. wenn sie unglücklich verliebt gsi sin. So het sie welle guetmache, was
sie als jung Maidli verbockt gha het. Wi lang des gange isch, het me nit chönne sage. Uf eimol
isch seil Hexehüsli leer gsi. Me het nit meh vunere gfunde. Lang isch niemed meh in des Hüsli
gange: aber mit der Zit hänn d'Lit doch Schutz gsuecht vor Unwetter. Im Afang hänn sich
d'Lit bekrüziget: si hänn all gmeint. ihre Lache z'höre. Mit der Zit het die armi Seel Rueih

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