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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 123
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0125
Wie heute noch, wurde in früheren Zeiten die Einhaltung der sogenannten "Polizeistunde"
in den Wirtschaften durch die Polizei überwacht. So auch in der Gemeinde Kleinkems, in der
im Jahre 1909 Polizeidiener Karl Friedrich Eichacker u.a. die Einhaltung der Polizeistunden
in den hiesigen Wirtschaften zu überwachen hatte. Leider nicht immer so. wie es sein sollte
und wie der nachfolgende Bericht des Vizewachtmeisters Berthold dies wiedergibt.

"Gendamerie (Korps) Efringen. 14. April 1909

IT. Distrikt (Freiburg)
7. Bezirk (Lörrach)

Station Efringen Die Handhabung der

Nr. 399 Polizeistunden in Kleinkems

Am 9.4.09 wurde mir in vertraulicher Weise mitgeteilt, seit einiger Zeit werde in den
beiden Wirthschaften in Kleinkems häufig und zwar manchmal bis 1 Uhr nachts gewirtet.
ohne daß von dem dortigen Polizeidiener Anzeige gegen die betreffende Wirthe und die
Übersitzer erstattet wurde.

Bei der in der Nacht vom 12./13. d.M. ausgeführten Nachtpatrouille, wobei ich mit
Gendarm Grünbacher von Rheinweiler kommend um 12.10 Uhr in Kleinkems eingetroffen
bin. habe ich die Wahrnehmung gemacht, daß in beiden Wirthschaften noch gewirtet wird
und zwar bei Ludwig Meier "Zur Blume" und Karl Reinhard "Zum Rheinischen Hof. Bei
näherer Nachschau wurde festgestellt, daß in der Blume außer den Gästen, welche Wein
tranken, sich der dortige Polizeidiener befand, welcher einem Glas Schnaps zugesprochen
hat. Im Gasthaus zum Rheinischen Hof waren noch etwa 10 Gäste beim Bier. Beide Wirthe.
Meier wie auch Reinhard sagten nur kurz, die Leute gehen halt nicht fort. Polizeidiener Karl
Friedrich Eichacker war derart angeheitert, daß er beim Verlassen der Blumenwirthschaft
beinahe über die Treppe heruntergefallen wäre und wäre nicht mehr in der Lage gewesen, die
Namen der anderen Übersitzer festzustellen. Hierzu wird derselbe nachträglich angehalten
werden.

Berthold. Vizewachtmeister"

Beide Wirte sowie Polizeidiener Eichacker wurden aufgrund der Meldung des Vizewachtmeisters
vor das Großherzl. Bezirksamt Lörrach geladen. Ihnen "wurden sehr eindringliche
Vorhaltungen gemacht und den Wirthen empfindliche Bestrafung im Wiederholungsfalle in
Aussicht gestellt. Polizeidiener Eichacker gibt zu. selbst noch nach eingetretener Polizeistunde
in der Wirthschaft Schnaps zu sich genommen zu haben. Den beim heutigen
Frühstück getrunkenen Wein hat er sich von einem der Wirthe bezahlen lassen."

Der Gemeinderat in Kleinkems wurde aufgefordert, einen Bericht über das sonstige
dienstliche Verhalten des Eichacker's vorzulegen. "Dadurch, daß derselbe sich von Wirthen
freihalten läßt, büßt er jegliche Autorität ein. ist nicht imstande gegebenenfalls energisch
aufzutreten. Falls nicht auch sein übriges dienstliches Verhalten derartig ist, daß er besser
seinen Dienst niederlegen würde, ist er zum mindesten nochmals eindringlichst vom Herrn
Bürgermeister zu verwarnen und seine weitere Dienstführung einer strengen Beaufsichtigung
zu unterwerfen."

Am 2. Mai 1909 teilte der Gemeinderat in Kleinkems dem Großherzl. Bezirksamt Lörrach
mit. "daß das Verhalten des Polizeidieners Eichacker im übrigen als dienstlich nichts
Nachteiliges vorhanden ist." Die "Übersitzer" mußten übrigens je 2 M Strafe bezahlen. Am
19. September 1909 vermerkt Gendarm Grünbacher in Efringen. daß "nach den Erhebungen
die Polizeistunde in den beiden Wirthschaften in Kleinkems jetzt eingehalten wird. Über das
Verhalten des Polizeidieners Eichacker dort erklärte Bürgermeister Hofmann, daß er

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