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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 141
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0143
China bestätigen. Bisher galt der chinesische Minister Tsai Lun als "Erfinder" des Papiers
, denn er berichtete als erster im Jahre 105 n. Chr. darüber. Man muß diese Zuschreibung
der Erfindung an Tsai Lun jedoch in mehrfacher Weise einschränken. Möglicherweise hat
Tsai Lun lediglich billigere und zur Papierzubereitung günstigere Rohstoffe herangezo-

gen.,3)

Erst um das Jahr 600 drang das streng gehütete Wissen um die Papiermacherkunst nach
Japan. Durch chinesische Kriegsgefangene, die von den Arabern um 750 nach Samarkand
verschleppt wurden, kam es dann über Bagdad. Damaskus und Kairo nach Westen. Mit den
Eroberungszügen der Araber gelangte das Wissen über Nordafrika bis in das maurisch
beherrschte Spanien, wo seit ca. 1150 Papier hergestellt wird. In der italienischen Stadt
Fabrino hat man zum ersten Mal außerhalb des arabischen Kulturkreises Papier gefertigt.

Obwohl im Jahre 1221 das Papier als eine minderwertige Sache verboten wurde, hat man
trotzdem versucht, Papiergeld herzustellen. Das Aufkommen von Papiergeld setzte sich
allmählich durch. Dieses soll zuerst unter Kaiser Kao Tsung (650-683 n. Chr.) ausgegeben
worden sein. Im 10. Jahrhundert wurde es allgemein als Währung anerkannt. Um Verfälschungen
zu erschweren, hat man in besonderen staatlichen Werkstätten ein Spezialpapier
hergestellt, zeitweise mit einem Zusatz an Seidenfasern, Insektiziden und Farbstoffen.
Dennoch gab es Geldfälscher, die kurzerhand enthauptet wurden, wenn man sie fassen
konnte.

Über die Papiergeldherstellung berichtet der bekannte venezianische Kaufmann Marco
Polo folgendes:

"Von Zweigen der Maulbeerbäume läßt der

Große Khan die Rinde abstreifen, das Innere,

den Bast, aber einweichen und im Mörser

zu Brei zerquetschen.

Daraus wird dann Papier gemacht, das bis

auf die kohlschwarze Farbe dem aus Baumwolle

hergestellten völlig gleicht".

Im 13. und 14. Jahrhundert verbrauchten neben den Kirchenverwaltungen die Staatskanzleien
und Kaufherren das meiste Papier. Der Papierverbrauch nahm erst mit der Teilautomatisierung
des Drucks und der Erfindung des handgegossenen Bleibuchstabens durch Gutenberg
im Jahre 1450 stark zu. Begünstigt war der hohe Papierverbrauch auch durch Martin
Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Einen weiteren starken Anstieg des Papierverbrauchs
brachte das Zeitalter der Aufklärung mit sich. Die Papiermühlen hatten immer mehr
Schwierigkeiten, den gestiegenen Bedarf zu decken.

Um das Jahr 1650 verbrauchte man im Durchschnitt ca. ein Kilogramm Papier pro Jahr und
Person. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Papier. Karton und Pappe lag in der Bundesrepublik im
Jahre 1986 bei 185 Kilogramm.14)

Der "klassische" Faserstoff Lumpen wurde immer rarer, und so suchte man neue Rohstoffe
und bessere Fertigungsmethoden zur Überwindung der Engpässe. Der Superintendent (heute
vergleichbar mit Dekan). Forscher und Erfinder Jacob Christian Schäffer erkannte die
Probleme mit dem Mangel an Rohstoffen und suchte nach einem neuen Ersatz für Hadern.
Im Jahre 1765 erschien der erste von fünf Bänden der berühmten Schäffer'schen Buchreihe
"Versuche und Muster ohne alle Lumpen oder doch mit einem geringen Zusätze derselben
Papier zu machen".

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren in den europäischen Papiermühlen Lumpen
(Hadem) neben dem Wasser die einzigen Rohstoffe, die für die Papierherstellung Verwen-

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