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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 144
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0146
Die Arbeit in der Papiermühle damals

Der Lumpensammler brachte die Hadern in die Papiermühle, wo sie sortiert wurden.
Grober Schmutz an den Kleidungsstücken und Stoffresten wurde abgekratzt, die Knöpfe und
Schnallen abgeschnitten. Anschließend kamen die Lumpen auf den Schneidetisch. Mit Hilfe
eines senkrecht montierten, senseähnlichen Messers schnitt man die Lumpen in kleine, etwa
3 x 5 cm große Stücke. Um die Lumpenstückchen für die weitere Verarbeitung vorzubereiten
, gab man diese einige Tage in ein Kalkwasserbad. Sie begannen sich zu zersetzen, zu
faulen, und Schmutzteilchen und Recken lösten sich heraus. Wenn der Fäulnisprozeß
genügend fortgeschritten war, wurde die Lumpenmasse gewaschen. In den Anfängen der
Papiermacherei aus Lumpen hat man nur von Hand die Masse zu Fasern verstampft. Kurze
Zeit später erleichterte das "Stampfgeschirr" den Papiermachem die Arbeit. Schwere,
eichene Hämmer, die an der Unterseite mit dicken, eisernen Platten versehen waren, wurden
durch eine Nockenwelle, die wiederum durch ein Wasserrad angetrieben wurde, bewegt und
zerstampften die in die Löcher gegebene Lumpenmasse unter dauerndem Zu- und Abfluß
von Wasser. So entstand in etwa 24 Stunden ein Stoffbrei, den man "Halbzeug" nannte. Man
lagerte es in sogenannten Zeugkästen. Später wurde es nochmals 24 Stunden gestampft, und
man hatte das "Ganzzeug", das für die Papierherstellung fein genug war. Eine andere
Maschine, in der Stoff zubereitet wurde, war der "Kollergang".

In einem runden Bottich aus Eisen oder Bronze liefen zwei große Mahlsteine aus Granit.
Ein flaches Eisen führte den Halbstoff immer wieder unter die Steine, die den "Stoff"
zermahlten, das heißt zerquetschten und zerfaserten. Das Ganzzeug, das ganz fein gestampft
war, wurde mit Wasser stark verdünnt, so daß ein dünnflüssiger, milchiger Brei entstand.
Dieser wurde in eine Bütte gefüllt, die meistens ein runder oder ovaler Bottich war. Im
unteren Teil der Bütte war häufig ein kupfernes Rohr mit einem Durchmesser von etwa 20
cm eingearbeitet, in das man von außen glühende Kohle einfüllte. So konnte man in der Bütte
das Ganzzeug warmhalten, um die Geschmeidigkeit des Papiers zu bewahren und dem
Papiermacher, der ja den ganzen Tag Hände und Arme eintauchen mußte, die Arbeit zu
erleichtern.

Die Handschöpfform, der "Schöpfrahmen", bestand aus einem hölzernen, rechteckigen
Rahmen, dessen Stabilität durch eingezapfte Querleisten erhöht wurde. Auf den Rahmen
spannte man der Länge nach eng nebeneinander dünne Messing- oder Kupferdrähte
(Eisendrähte hätten auf dem Papier Rostflecken hinterlassen), die dann miteinander vernäht
wurden. So erhielt man ein feinmaschiges Sieb. Je nach dem Abstand der Drähte zeigten sich
später auf dem hergestellten Papierbogen engere oder weitere schattenartige Linien. Auf den
Schöpfrahmen legte man einen gefalzten Rahmen, den "Deckel", der das seitliche Ablaufen
des "Stoffes" verhinderte. Der Papiermacher nahm den Schöpfrahmen und tauchte ihn schräg
in die Bütte. Dann machte er eine schöpfende Bewegung, hob ihn horizontal heraus und
schwenkte ihn leicht in alle vier Richtungen. Bei diesem Vorgang floß der größte Teil des
Wassers ab, und auf dem Drahtnetz bildete sich das Papiervlies. Der Papiermacher legte den
Schöpfrahmen auf ein Brett, das quer über der Bütte lag. und hob den Deckel ab. Diesen
Deckel legte er auf einen zweiten Schöpfrahmen und tauchte dann diesen in die Bütte.
Inzwischen nahm der "Gautscher" den ersten Schöpfrahmen auf und stützte ihn auf einen
Filz, der auf einem neben der Bütte stehenden kleinen, aber sehr stabilen "Gautschbock" lag.
Dieser bestand aus einem schweren, massiven Unterteil mit dem aufliegenden Gautschbrett.

Der noch sehr nasse Papierbogen saugte sich an dem Filz fest, und der Gautscher konnte
den Schöpfrahmen abnehmen. Der Bogen wurde wieder mit einem Filz abgedeckt und der
nächste Bogen gegautscht. In einigen Regionen bezeichnete man einen Stoß von 181 Bögen
zwischen 182 Filzen einen "Panscht". Dieser Stapel mit nassen Papierbogen und Filzen

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