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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 171
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0173
Blüte des Weinstocks oder erste reife Kirschen oder 'Wald entlaubt ) werden jeweilige
Monate bzw. Tage verzeichnet. Hinsichtlich des Weines wird Qualität und Quantität
miteingerückt. zuletzt kommt jeweils eine Gesamtbemerkung zum Jahr, etwa 'Große
Trockenheit' oder 'Sehr reiche Erndte' oder 'Fehljahr' - diese Tabelle reicht von 1779 bis 1830.

In der reinen Bevölkerungsstatistik hat sich verständlicherweise nicht viel geändert. Im
Kapitel Sprache heißt es dann u.a.: Der alemannische Dialekt, welcher beinahe durch die
ganze deutsche Schweiz, weit in Schwaben und in den Elsaß herauf mit Abweichungen
gesprochen wird, in welcher der deutsche Theokrit [!] Hebel so trefflich gedichtet hat. ist in
manchen Stücken rauh und hart, aber nicht ohne Wohllaut...'(wenig Neues, vgl.o.). Doch,
was neu. es gibt jetzt Mundartproben: einmal Hebel ( Der Ursprung der Wiese', ein kurzer
Auszug), zum andern Proben des schwäbischen und des fränkischen Dialekts. Auch das
Kapitel 'Karakter und Eigenschaften' wurde erweitert und zum Teil neu formuliert. Heunisch
ist bestrebt, die Eigentümlichkeiten, das will heißen, die jeweils guten und weniger guten
Eigenschaften der einzelnen Volksgruppen und -Untergruppen aufzuzeigen, aber gegen- und
miteinander zu versöhnen. Unter 'Sitten und Gebräuche' finden sich keine typisch Oberländer
-Eigentümlichkeiten, vielmehr beschränkt sich der Autor vor allem auf 'eigenthümliche
Tänze': Hammeltanz im Elztal. Hahnentanz auf der Baar. Holzapfeltanz in der Pfalz. Das
dürfte auch darauf zurückzuführen sein, daß für diese Tänze entsprechende Holzstiche
vorlagen, denn diese waren ihrerseits wiederum von Aquatintablättern des Herderschen
Kunstinstitutes vor 1830 abkonterfeit oder doch angeregt worden.

Das Volk von Baden ist im Durchschnitt von mittlerer Größe, auch kolossale Figuren sind
nicht selten ... Die ältere Generation erfreut sich einer trefflichen Gesundheit, ein hohes
Alter, ja selbst über hundert Jahre, ist nicht selten...'. Solche Bemerkungen gehen vor allem
auf die damaligen Resultate der 'Konscription' (=Musterung) zurück: daß es dort mit
ähnlicher Akribie wie bei den Statistikern des 'Musterländles' zuging, beweist u.a. die
entsprechende zeitgenössische Literatur (etwa F.v. Böckh. 'Der Hausfreund in Conscrip-
tionssachen'. Karlsruhe 1852, vgl. dazu meine Ausführungen in Aus dem Wiesental'.
Freiburg 1983). Die Analysen über den 'moralischen Zustand des Volks' werden in Licht- und
Schattenseiten aufgeteilt, was die letzteren angeht, so steht die Prozeßsucht an erster Stelle,
sie hatte sich binnen 20 Jahren verdoppelt! Seitenlang detailliert Heunisch einerseits die
Delikte und Verbrechen und andrerseits die Strafmaße und auch das jeweilige Alter und
Geschlecht der Delinquenten. In der Regel gab es pro Jahr zwischen drei und zwölf
Todesurteile. Freisprüche allenfalls bis zu 10 %. Die Freiheitsstrafen unterschieden zwischen
Zucht- und Arbeitshaus. Ein großer Teil der Verurteilten waren Analphabeten. Der
Einfluß der Konfession ist unbedeutend, die Zahl der Verurteilten richtet sich im allgemeinen
nach dem Bevölkerungsanteil der entsprechenden Konfession. Eigentumsdelikte standen
weitaus im Vordergrund.

Im Hauptkapitel 'Nahrungsquellen' steht der Weinbau wieder an vorrangiger Stelle!
'68 064 Morgen [ä ca. 30 ar] sind mit Reben bepflanzt. Der Zehent [in der Regel war er zu
dieser Zeit im Badischen noch nicht abgelöst] wird jährlich zu 2230 Fuder angeschlagen ...
Unter den weißen Weinen ist der Markgräfler ... der berühmteste..' (der dieses Kapitel illustrierende
Holzstich nennt sich 'Weinlese bei Müllheim').

Im Kapitel 'Kunst- und Gewerbfleiß' finden sich bestimmte Branchen in alphabetischer
Folge und mit den dazugehörigen hauptsächlichen Produktionsstätten. Wir finden fürs
Markgräflerland: 'Bandmanufakturen zu Kandern... / Baumwollenwebereien zu ... Schönau.
Zell im Wiesenthal... / Blei- und Silberwerke 1 mit 25 Gehülfen im Münsterthal und Haus
Baden bei Badenweiler / Drahtziehereien ... zu ... Schopfheim / Eisenbergwerke mit Hammerwerken
1) Albbruck bei Waldshut. 2) Hausen bei Schopfheim. 3 ) Kandern. 4) Oberweiler
bei Müllheim. 5) Wehr bei Säckingen ... [jeweils mit einem Hochofen ausgestattet] / Eisen-

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