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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 18
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0020
Die Zeller Textilindustrie in der Gründerzeit

Das Köchlin sehe Fabrikunternehmen auf dem „Aiele" und am „Mühlteich'

Pirmin Rottler

Zum Jahresende 1990 hatte die Spinnerei und Webereien Zell-Schönau AG mit Sitz in Zell
im Wiesental, unter dem Bettwäsche-Markennamen „Irisette" weithin im In-und Ausland
bekannt, ihre Produktion auf dem Gewann „Mühlteich" eingestellt. Das gesamte, am Wiese-
Fluß gelegene Areal, mit dem das Ortsbild prägenden, im Jugendstil 1909 nach einem
verheerenden Brand neuerbauten - und jetzt unter Denkmalschutz stehenden - Fabrikgebäude
ging durch Vertrag an die Stadtgemeinde Zell über. Zell: Eine Ära als Textilindustriestadt ging
zu Ende. Und das zu einem Zeitpunkt, da der Europäische Markt - rund 160 Jahre nach
Errichtung des Deutschen Zollvereins - Wirklichkeit werden wird und die Zollschranken fallen
werden.

An die Gründerzeit der Textilindustrie, also nach der Zeit der Heimspinner und -weber und
der sogenannten „Verleger" und „Ferger" in Zell - und hier speziell auf dem Gewann „Aiele"
und am „Mühlteich" - soll folgender Beitrag erinnern und von den Nöten und Sorgen der
Menschen in jener Zeit berichten.

In früheren Zeiten lebten die Menschen im Wiesental von dem Ertrag landwirtschaftlicher
Arbeit. Dabei besaß fast jeder Bauer ein kleines Grundstück, auf dem er Flachs oder Hanf
anbaute. Das Schaf, das man neben anderen Tieren hielt, lieferte die Wolle. In den Wintermonaten
war Spinnen und Weben eine willkommene Beschäftigung.

Im 15.-17. Jahrhundert setzte sich die Baumwolle, die aus dem Orient zu uns kam, immer
mehr durch. Kein Wunder, denn die neue Faser fühlte sich geschmeidig und wolligzart an: und
der Rohstoff blieb - im Gegensatz zu Leinen und Wolle - das ganze Jahr über angeboten, so daß
keine Engpässe mehr zu befürchten waren. Die Nachfrage nach den Stoffen nahm ständig zu.
Basel, die alte Handelsstadt, rückte immer mehr in den Mittelpunkt, und Handelsherren aus
Basel bedachten in zunehmendem Maße die Wiesentäler mit größeren Spinn- und Webeaufträgen
. Meinrad Montfort, der mehrere Jahre in Zell im Wiesental das Amt eines Vogtes, wie
der Bürgermeister in früheren Jahren genannt wurde, bekleidete, war einer der bedeutendsten
Textiluntemehmer im oberrheinischen Gebiet. Damals (im Jahre 1770) fanden bei ihm über
2000 Menschen als selbständige Heimspinner und -weber Beschäftigung. So wurden die Leute
aus dem Wiesental als Hersteller erstklassiger Webwaren weithin bekannt. Man spürte
besonders in der Gegend - an der „Drei-Länder-Ecke", an welcher sich die Grenzlinien der
Schweiz, des Elsasses und Badens berührten -, daß etwas Umwälzendes bevorstand. Welche
aufregenden Dinge waren geschehen, die Land und Leute in Nervosität versetzten?

1769/1775: R. Arkwright erfindet eine mittels Wasserkraft angetriebene Spinnmaschine mit
Streckwerk und Flügelspindeln.

1769: J. Watt erfindet die Dampfmaschine.

1786: E. Cartwright stellt den ersten brauchbaren mechanischen Webstuhl her.

1808: J.M. Jacquard erfindet eine Webmaschine zur Herstellung gemusterter Stoffe.

1819: Rad-Dampfer „Savannah" überquert den Atlantik in 26 Tagen von USA nach Europa.
Durch die jetzt rasche Überquerung des Ozeans kommt Baumwolle aus Amerika schneller und
in immer größerem Umfang nach Europa.

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