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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 58
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0060
Abschrift
der
Denkschrift

welche bei Wiedererbauung der am 23. Juli 1818 abgebrannten Pfarrkirche
zu Zell im Wiesenthal in einem Stein eingemauert wurde.

NB. Dieser Inhalt ist in einem

gezeichneten Stein eingemauert
auf der Seiten gegen den Pfarrhof
zu Zell nahe dem Nebenaltar

L. B. S.

Nach etlich 20 jährigen Ungemachen des Krieges zu und nach der Zeit der französischen
Revolution, wo die Bourbonen vom Throne verstoßen, nachher Napoleon Bonaparte zum
französischen Kaiser erwählt wurde, nachdem besonders der Ort Zell durch Requisitionen.
Erpressungen. Lieferungen. Einquartierungen so vieles eingebüßt hatte, nachdem vom Jahre
1816 in 1817 eine solche Hungersnoth im ganzen Lande entstand, daß die Großherzoglich
badische Regierung, unter der das Breisgau und Schwarzwald seit dem Jahre 1808 steht,
genöthiget war, die Schwarzwälder Gegend mit Geld, Frucht und Erdäpfel zu unterstützen,
bei welcher Unterstützung dennoch mehrere auf dem Schwarzwalde verhungerten, die
übrigen aber sich durch Gras-Essen so sehr schwächten, daß mehrere davon starben,
sowie der Unterzeichnete dahier im Ort Zell mehrere vom Hungertod rettete; so bestieg
endlich das Übel den höchsten Grad am 23ten Juli 1818, da Mittags 12 Uhr hinter dem
Pfarrhof. ohnweit dem Schwanenwirtshaus, wo itzt des Fridolin Mayer. Naglers Hause steht
bei der sogenannten Lenz Aget (Agathe Böhler) bei einer Wasche Funken aus dem kleinen
Kamin herüberkamen, die die benachbarte, mit Stroh gedeckte Scheune des wirklichen 3.
Königswirths Ignaz Herzog ergrief. Diese zündete den Pfarrschopf, und dieser den hinteren
Pfarrhof an. da indessen sich das Feuer über das 3. Königswirthshaus und das vormalige
Amtshaus verbreitete, das den vorderen Pfarrhof entzündete, so daß nur 10 Minuten den
Meinigen in meiner Abwesenheit übrigten. wenige Bettstücke und etwas Weißzeug austragen
zu können, von dem aber noch Manches entwendet wurde. Von da aus verbreitete sich
rechts das Feuer an die Kuppel des Thurmdaches, die mit Schindeln bedeckt war. und
äscherte das Ingeweid des Thurmes und Glockenstuhl ein, so daß die vier darin befindlichen
Glocken, wie Wasser flößen. Durch die Öffnung des Thurmes schlug die Flamme an die
Orgel, die den ganzen herrlichen Tempel mit Stühlen. Kanzel und vier Seitenaltären verzehrten.
Die meisten Paramenten wurden sowohl in der Kirche, als in dem Pfarrhof gerettet, nur
bedauern wir den Verlust 3 silberner Kelche, so daß uns kein einziger mehr übrigte.

Von der linken Seite des Pfarrhofs verbreitete sich mittels der entzündeten Schindeln vom
Thurm das Feuer bis auf das sogenannte Heuele über den ganzen Ort. wo das alte
Schützenhaus stand, das die angränzenden Häuser entzündete, da indessen das Feuer vom
Pfarrhof hinunter und bis zum Ochsenw irthshaus wüthete, und alles, was im Mittelpunkt von
Zell lag verzehrte.

Schrecklich war das Übel bei meiner Zurückkunft des 24ten Juli anzusehen. Flammen.
Rauch. Kohlfeuer, entblößte Giebel und Mauern, unglückliche Menschen, die mit Verzweif-

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