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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 112
(PDF, 31 MB)
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Bis aber die Verlobung veröffentlicht werden konnte, mußte sich der
Verkehr der jungen Leute auf kurze Besuche und auf "zufällige"
Fensterpromenaden beschränken. Umso eifriger saßen die beiden Frauen
beisammen: Listen mußten aufgestellt werden, wem der Vater, wem die
Bräutigamsmutter, wem die Brautleute persönlich die Verlobung anzuzeigen
hätten, und an wen faire-parts geschickt werden müßten.

Die Adressen wurden in stundenlanger Arbeit geschrieben; endlich
rückte der große Tag, ein Dienstag, heran. Die großelterlichen Chaisen
waren auch noch aufgeboten worden, und um elf Uhr fuhren die vier
Equipagen mit den beiden Herren im Gehrock und Zylinder, der
Bräutigamsmutter im Schwarzseidenen, der Braut im schönsten
Sonntagsstaat ab. um der Bekannt- und Verwandtschaft die große Neuigkeit
mitzuteilen. Zur gleichen Zeit waren die faire-parts auf die Post
gebracht worden... und zum Mittagessen hatte Basel einen neuen Gesprächsstoff
. Nachmittags galt der erste gemeinsame Gang dem Einkauf
der Eheringe. Ein schmaler, goldener Reif wurde gewählt. An diesem
Abend durfte der Bräutigam zum ersten Male mit seiner Lisbeth zu Nacht
essen, und er gab bei diesem Anlaß jeder der Mägde zwanzig Franken
Trinkgeld. Am nächsten Abend aß Lisbeth zum ersten Male im Haus der
Schwiegermutter zu Nacht und gab ebenfalls jeder der Mägde zwanzig
Franken Trinkgeld.

Nun fing ein Märchendasein für das bisher so bescheidene Mädchen an,
es begann mit dem "Brautkorb"; dieses Blumenarrangement mußte nach
altem Herkommen das schönste und kostbarste sein, das der beste
Blumengärtner der Stadt herstellen konnte. Und dann kamen Blumen,
Blumen ohne Zahl: überwältigt stand das Kind inmitten all der Pracht,
bisher hatte es noch nicht einmal einen Strauß je geschenkt erhalten. Der
Bräutigam steckte ihm den Verlobungsring, einen mit Brillanten besetzten
Saphir, an den Finger: im Haus der Schwiegermutter wurde sie als
Braut des ältesten Bruders bewundert und verwöhnt: zu Hause waren alle
einfachen Prinzipien der Mutter verschwunden: sie selbst begleitete die
Tochter zur besten Schneiderin der Stadt, ihre Tochter sollte die schönste
und eleganteste Braut sein!

Der Vater bestimmte eine große Summe zur Anschaffung der Aussteuer
, und nun ging es an ein Kaufen und Bestellen, das den jungen Leuten
bald langweilig wurde, die beiden Mütter aber bis ins Herz erfreute.

Die "Nonnen" kamen aus Besancon für die einfache. Mme Tribout aus
Paris für die elegante Leibwäsche. Die Küchenwäsche wurde im Silberberg
bestellt, die Bett- und Tischwäsche zu gleichen Teilen bei Brüderlin auf
dem Markplatz und bei Bruckner in der Gerbergasse. Genaue Überlieferungen
bestimmten, was der Bräutigam, was die Braut an Wäsche und an
Möbeln mitzubringen habe.

Die Wohnungsfrage war halb gelöst: von einer verstorbenen Großtante
her stand ein hübsches Haus mit Garten leer, dieses sollte für das junge
Paar hergerichtet werden. Nun trat zum erstenmal der Bräutigam, den die
Haushaltsanschaffungen kalt gelassen hatten, energisch mit seinen Wünschen
auf. Das Haus mußte "umgedreht" werden, er wollte nicht mit
seiner jungen Frau nach altem Baslerbrauch in einem Nordzimmer hausen


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