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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 116
(PDF, 31 MB)
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sorglich zu der betreffenden Garderobe gelegt und mit Begeisterung nach
Schluß des Festes mit nach Hause genommen.

Gleich nach Aufheben der Tafel verteilte die junge Frau die Myrtenblüten
ihres Brautbuketts an die Freundinnen, ein Orchester spielte zum Tanze auf,
und das junge Paar eröffnete den Ball. Dann aber gab die Mutter ein
diskretes Zeichen, und unbemerkt stahlen sich die jungen Eheleute aus
dem Saal. Die Mutter half der Tochter beim Umkleiden, und nun kam der
Moment, in dem sie dem Mädchen einige Lehren hätte geben sollen; aber
meistens war die Verlegenheit der Mutter noch größer als diejenige der
Tochter, und es wurden nicht viel Worte gewechselt. Es soll sogar
vorgekommen sein, daß die Mama dem scheidenden Töchterlein in
tödlicher Verlegenheit ein Zettelchen mit guten Lehren in die Hand
gedrückt hat!

Noch einmal fuhren die Rappen vor und brachten das scheidende Kind
fort aus dem Elternhaus. Mit der Wagentüre schlug auch die Türe der
Kindheit zu: vor ihm lag das Leben an der Seite des geliebten Gatten."

Die Bandweberei

Das Weiler Landgut, der "Läublinhof', war, wie wir gesehen haben, seit 1796 bis 1871 im
Besitz von Basler Bandfabrikanten. Was bedeutete die Bandfabrikation für Basel und seine
Umgebung? Sie prägte jahrzehntelang die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Regio.

Gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts dehnte sich in Basel die Seidenweberei und
Färberei weiter aus. Auch die alteingesessenen Bürger begannen, sich dem neuen, rentablen
Gewerbe zuzuwenden. Die Hugenotten aus Frankreich führten das Weben von Fransen,
Borten und Bändern, später auch das Flechten seidener Schnüre und Quasten ein.

Aus der "Posamenterie" entwickelte sich die Bandweberei, die größte industrielle Kraft
Basels. Auch die Seidenbereiter und Hechelmänner, d.h. Fabrikanten, die das Seidengarn
zubereiteten, wurden immer zahlreicher und einflußreicher.

Durch den Zustrom der Flüchtlinge aus Frankreich erhielt Basel nicht nur fremde Kräfte und
neue Ideen, sondern blieb dadurch auch vor dem Schicksal bewahrt, das so viele blühende
Städte des Mittelalters befallen hat: Der Erstickung, der Erdrosselung durch den eigenen
kleinlichen Geist. Die Entwicklung der Basler Bandindustrie beruhte damals weniger auf dem
Export nach Frankreich und Italien als auf demjenigen nach Deutschland.

Was wurde nun eigentlich gewoben? Bis zur Einführung des Kunststuhles waren die
Bänder auf den einschiffigen Webschemeln verfertigt worden. Die Borten, die in viel
größerer Menge als das Seidenband hergestellt worden waren, bestanden zum großen Teil
aus Leinen und Wolle.

Im 18. Jahrhundert erlebte die Basler Bandfabrikation eine solche Blütezeit, daß die
Bandfabrikanten zu enormen, fast unerschöpflichen Reichtümern kamen. Zugleich entsprach
der neue, von Frankreich kommende Lebensstil dem Bedürfnis nach Expansion, nach
Luft und Licht. In den eleganten Stadtpalästen, auf den großzügig angelegten Landgütern,
in den weitläufigen Gärten französischen oder englischen Stils gedieh eine vornehme und
großzügige Geselligkeit. Auch die Besitzer des Läublinhofes, die Familien Bachofen und
Forcart, machten da keine Ausnahme.

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