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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 141
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0143
Das Museum ist als das "kollektive Gedächtnis" eines Gemeinwesens bezeichnet worden,
das mag seine Bedeutung entsprechend herausheben. Anstrengungen und Investitionen für das
städtische Museum sind daher keineswegs verlorene Liebesmüh', sondern ein Einsatz für das
Verstehen von Gegenwart und Zukunft, der sicher einer der rentabelsten ist. den man sich
denken kann, allerdings im geistigen Sinne.

Das ehemalige Gasthaus zur "Krone" gehört zweifellos zu den herausragenden Gebäuden
der Stadt Müllheim; es kann von seiner Architektur her als eines der edelsten, sicher als das
akademischste bezeichnet werden. Es entstand um 1780 von einem unbekannten Architekten
und verkörpert rein den damals modernsten und vornehmsten Stil, den es gab, den
französischen Frühklassizismus (Louis XVI). Wenn der Architekt des Bauwerkes nicht
selbst ein Franzose war, so zeigt der Bau auf jeden Fall den für diese Zeit des späten 18. Jh.
typischen französischen Einfluß. Die französische Lebensart wurde als die vornehmste und
erstrebenswerteste angesehen, deshalb hat so gebaut, wer etwas auf sich gehalten hat.
Vorbilder für dieses palaisartige Gebäude sind Adelspalais in Straßburg und Paris.

Gleiches gilt für die Innenräume, die - vor allem in der Bel-Etage, dem ersten Obergeschoß,
von dem großen Mittelsaal, dem Blauen Salon ausgehend-eine Enfilade, d.h. eine an einer
durch alle Räume gehenden Reihe von Mitteltüren "aufgefädelte" Suite von frühklassizisti-
schen Räumen darbieten, wie sie weit herum einzigartig ist und den Prinzipien des französischen
Schloßbaus folgt.

Vielsagend für die Stadtgeschichte ist, wie weit es - am Vorabend der Französischen
Revolution - Bürgerfamilien gebracht haben, daß sie sich solch ein Gebäude und erst noch
in den Bauformen des Adels - leisten konnten. Daß dieses Gebäude als Gasthaus diente, das
zeigt außerdem, welche Bedeutung damals in Müllheim dem gesellschaftlichen Leben
zugemessen wurde. 1810 erlebte Müllheim seine Erhebung zur Stadt, und damit kam der
"Krone" ein bedeutender Aufschwung zu; um 1850 erhielt das an der Wilhelmstraße stehende
Hauptgebäude, unter Verwendung bestehender älterer Bauteile, zwei äußerlich weitgehend
symmetrische Flügel um einen Innenhof. Besondere Liebe wurde dabei auf den rechten oder
nördlichen Flügel verwendet, der, im Hauptgeschoß, mit einem englischen Wintergarten aus
Eisen und Glas, dem modernsten, was man sich damals denken konnte, zur Hauptattraktion
überleitete, einem ca. 100 qm grossen Tanzsaal mit reichem Parkettboden und sich perspektivisch
verkürzender Anordnung der Fensterachsen. Die architektonischen Formen dieser
Flügelbauten zeigen die gleiche Handschrift wie am alten Rathaus und anderen Bauten dieser
Zeit in Müllheim. Bis 1880 wurde in diesem prächtigen Gebäude gewirtet. Dieses bedeutende
Baudenkmal konnte nunmehr umfassend restauriert und in seinen Zuständen des 18. und 19.
Jh. wiederhergestellt werden.

Hier nun ist. seit 1979, und jetzt stark erweitert, die Heimstatt des Markgräfler Wein- und
Heimatmuseums. Daß das Bauwerk selbst mit seinen Repräsentationsräumen ein Ausstellungsstück
ersten Ranges ist, mag unmittelbar einleuchten. Das Museum, vollständig neu
eingerichtet und stark erweitert, gibt einmal einen bedeutenden Einblick in die Geschichte
des Gemeinwesens, des Dorfes und (seit 1810) der Stadt Müllheim. Anschaulich wird, wie
zur Landwirtschaft und den Mühlen, welchen die Stadt ihren Namen verdankt, das Handwerk
hinzutritt und für Reichtum sorgt. Mit dem Handwerk treten die Zünfte auf. welche bald das
wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben des Gemeinwesens beherrschen. Noch sind die
Müllheimer Zunftbücher und die Zunftordnung des Jahres 1741 erhalten. Eine eiserne Truhe
des Jahres 1831 erweist sich als die ehemalige Stadtkasse. Anschaulich sind die alten Karten
und Ansichten, gleichsam Porträts der Stadt, die älteste erhaltene Karte von Schmauss (1784).
eine weitere von 1860. die bedeutende Entwicklung der Stadt nach der Stadterhebung 1810
vergegenwärtigend, oder der gemalte Blick auf das Müllheim von 1862 von J. Grether.

Das neue Museum beschränkt sich jedoch keineswegs auf Müllheim, es sieht vielmehr die

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